Höchster Zuwachs seit zwei Jahren Exporte knacken 100-Milliarden Marke
Produkte "Made in Germany" sind gefragt wie nie: Die deutsche Wirtschaft hat erstmals innerhalb eines Monats Waren im Wert von mehr als 100 Milliarden Euro ausgeführt. Der Zuwachs von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat war der größte seit Mai 2012.
Die deutschen Exporteure haben trotz der Russland-Sanktionen erstmals in einem Monat die Umsatzmarke von 100 Milliarden Euro geknackt. Ihre Einnahmen stiegen im Juli um 8,5 Prozent zum Vorjahresmonat auf 101 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat kletterten die Exporte um 4,7 Prozent und damit so stark wie seit Mai 2012 nicht mehr. Auch für die Einfuhren ergab sich ein Plus, und zwar von 1,0 Prozent.
"Das ist ein Exportrekord für einen einzelnen Monat", sagte ein Statistiker. "Besonders die Autobranche hat dazu beigetragen." Auch der Überschuss in der Handelsbilanz - die Differenz zwischen Aus- und Einfuhren - erreichte mit 23,4 Milliarden einen neuen Höchstwert. Damit steigen die Chancen, dass Europas größte Volkswirtschaft im Sommerquartal einer Rezession entgeht und wieder wächst.
Gute Statistik wegen später Sommerferien?
Möglicherweise fällt die Exportstatistik wegen der späten Sommerferien so ausgesprochen gut aus. Die für einen Juli ungewöhnlich wenigen Ferientage hatten zuvor bereits die Industrieaufträge und die Produktion überraschend deutlich steigen lassen. "Es kann sein, dass die späten Sommerferien das Ergebnis besser aussehen lassen", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "So haben im industrie- und exportstarken Niedersachsen die Ferien einen Monat später als üblich begonnen."
Gefahr noch nicht gebannt
DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle misst dem starken Abschneiden große Bedeutung zu, "denn das aufgrund der geopolitischen Risiken wackelige dritte Quartal wird damit stabilisiert". Das mindere die Rezessionsängste, nachdem das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr unerwartet um 0,2 Prozent geschrumpft war. "Die aus der Geopolitik resultierenden Gefahren sind damit aber nicht weg", warnte Scheuerle. "Sie schweben weiter wie ein Damoklesschwert über der deutschen Konjunktur." Vor allem die gegenseitigen Sanktionen der EU und Russland im Ukraine-Konflikt hatten Sorgen vor Belastungen für die Wirtschaft geschürt.
Die Ausfuhren in die nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Länder - wozu etwa Großbritannien und Polen zählen - zogen im Juli mit 15,9 Prozent zum Vorjahresmonat besonders kräftig an. Die Exporte in die Euro-Länder wuchsen um 6,2 Prozent, die außerhalb der EU um 7,2 Prozent.