Zentralbank sieht Rezessionsgefahr EZB warnt vor "beträchtlichen Abwärtsrisiken"
Die Europäische Zentralbank befürchtet, dass die Euro-Schuldenkrise mehr und mehr die Konjunktur beeinträchtigt. Im vierten Quartal habe sich die Wirtschaftstätigkeit im Euroraum abgeschwächt, es gebe "beträchtliche Abwärtsrisiken". EZB-Präsident Draghi warnte zudem vor einer Kreditklemme.
Die starken Spannungen an den Finanzmärkten dürften nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank den Konjunkturverlauf spürbar dämpfen. Es gebe "beträchtliche Abwärtsrisiken", warnte die EZB in ihrem Monatsbericht. Im vierten Quartal habe sich die Wirtschaftstätigkeit im Euro-Raum abgeschwächt. Erst im Laufe des kommenden Jahres werde sich die Wirtschaftsleistung erholen - "wenn auch nur sehr allmählich".
Angesichts des drohenden Konjunkturabsturzes mahnten die Währungshüter umfassende Reformen an. Die Regierungen im Euro-Raum müssten "dringend alles daran setzen, um die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen im gesamten Euro-Raum zu fördern". In den vergangen Tagen hatten mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognosen für Deutschland reduziert.
Draghi warnt vor Kreditklemme
"Die Konjunkturaussichten sind mit hoher Unsicherheit belastet", sagte der Präsident der EZB, Mario Draghi. "Sie sind sogar unsicherer als vor einem Monat." Er warnte zudem vor den Folgen einer Kreditklemme. Hindernisse bei der Bankenkreditvergabe könnten in Europa größere Auswirkungen haben als in den USA, sagte Draghi. Er forderte die Finanzbranche auf, die Kreditlinien der Zentralbank freizügig zu nutzen. "Wir sehen nicht, dass der Gebrauch der Kreditlinien der Zentralbank mit Stigma verbunden ist", sagte Draghi. "Unsere Fazilitäten sind da, um genutzt zu werden."
Die EZB stellt den Banken erstmals Gelder mit einer Laufzeit von drei Jahren zur Verfügung. Die Banken müssen zudem weniger Geld als Sicherheit bei der EZB hinterlegen, wodurch mehr Kredite vergeben werden können.
EZB sieht nur geringe Inflationsgefahr
Inflationsrisiken sieht die EZB wegen der zu erwartenden Wirtschaftsabschwächung dagegen kaum. Die Preissteigerungsrate dürfte in den kommenden Monaten zwar über dem Zielwert der Notenbank von knapp zwei Prozent verharren, danach aber zurückgehen. Im November hatte die Rate mit 3,0 Prozent noch deutlich über dem EZB-Ziel gelegen. Die EZB hatte ihren Leitzins im Dezember auf das Rekordtief von einem Prozent gesenkt, um die Wirtschaft mit billigem Geld anzuschieben.