Face.com-Übernahme: Facebook im Visier der Datenschützer "Gesichtserkennung ist ein sehr problematisches Feld"
Die automatische Gesichtserkennung auf Bildern im Internet ist höchst umstritten. Davon unbeeindruckt hat Facebook mit der Übernahme von Face.com einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht. Datenschützer müssten nun aufpassen, meint der Computer-Experte Jörg Schieb im Interview mit tagesschau.de.
tagesschau.de: Wer ist Face.com und was kann diese Software?
Jörg Schieb: Dahinter steckt eine kleine, relativ junge israelische Firma, die bislang nur eine einzige Software entwickelt hat, nämlich eine App für Smartphones. Damit können Facebook-Nutzer in ihrem Gerät Freunde auf Fotos markieren. Das heißt, wenn sie auf einem Facebook-Foto einen Freund sehen oder auch sich selbst, können sie diese Person markieren und Facebook mitteilen, wer auf diesen Fotos zu sehen ist.
tagesschau.de: Was verspricht sich Facebook von dem Kauf?
Schieb: Facebook setzt sehr stark auf Gesichtserkennung und bietet solche Funktionen bereits an. Nur bislang war das auf die Web-Anwendung beschränkt. Face.com hat eine Anwendung entwickelt, die auf Smartphones läuft. Facebook will ja verstärkt im Mobilbereich aktiv werden, und deshalb ist diese Anwendung so interessant.
Darüber hinaus hat Face.com diese Anwendung auch so offen und flexibel gestaltet, dass jeder andere Software-Entwickler in der Lage ist, über sogenannte Schnittstellen diese Funktionen zu benutzen, so dass noch viel mehr Funktionen, Programme und Apps in der Smartphone-Welt denkbar sind, die genau dasselbe oder Ähnliches anbieten. Facebook verspricht sich also mehr Trittfestigkeit im Mobilbereich und mehr Menschen, die diese Gesichtserkennung nutzen.
Tauziehen mit den Datenschützern steht bevor
tagesschau.de: Bei Datenschützern dürften alle Alarmglocken angehen - ist diese Sorge berechtigt?
Schieb: Gesichtserkennung ist ein sehr problematisches Feld. Man kann den Menschen jetzt ja nicht mal raten: 'Lade keine Fotos von dir hoch, wenn du nicht erkannt werden willst.' Das Problem ist ja, dass andere Nutzer eventuell Fotos von mir hochladen können und mich dort markieren. Da hat man dann sehr wenig oder gar keine Kontrolle mehr.
Deswegen müssen die Datenschützer hier vollkommen zurecht sagen, da müssen wir aufpassen. Jetzt gibt es ein Tauziehen darum, was Facebook anbieten möchte und darum, was die Datenschützer zulassen. Da muss die sinnvolle Mitte gefunden werden zwischen dem, was sinnvoll und vertretbar ist, und dem technisch Machbaren.
Das Interview führte Katrin Prüfig, tagesschau24