Autokonzerne Fiat Chrysler und PSA kündigen Fusion an
Großfusion in der Automobilbranche: Der französische Opel-Mutterkonzern PSA und der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler haben ihre Pläne für einen Zusammenschluss bestätigt.
Die Autokonzerne Fiat Chrysler (FCA) und Peugeot SA (PSA) planen einen Zusammenschluss. Dies teilten die Konzerne mit. Der Verwaltungsrat von PSA hatte am Mittwochabend bereits grünes Licht für eine Fusion gegeben, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.
Die Automobilhersteller wollen mit der Fusion einen führenden Konzern schaffen und ihre Kräfte bündeln. Geplant sei ein Konzern, der je zur Hälfte den Anteilseignern von FCA und PSA gehört. PSA-Chef Carlos Tavares soll den neuen Konzern als Vorstandsvorsitzender führen. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen.
Der italienisch-amerikanische Autokonzern und sein französischer Rivale wollen sich künftig die hohen Kosten für neue Technologien wie Elektroautos und autonomes Fahren teilen.
Viertgrößter Automobilhersteller weltweit
Damit entstünde der weltweit viertgrößte Automobilhersteller nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan, am Absatz gemessen. Angestrebt werde ein Absatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, wie es hieß. Jährlich ließen sich mit einer Fusion Synergien in Höhe von 3,7 Milliarden Euro realisieren ohne eine Fabrik im Zuge des Deals zu schließen, teilten die Konzerne mit.
Fiat Chrysler und der Opel-Mutterkonzern PSA wären an der Börse rund 50 Milliarden Dollar - umgerechnet 45 Milliarden Euro - wert, wie das "Wall Street Journal" zuvor berichtet hatte.
PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA.
Frankreichs Regierung begrüßt Fusionspläne
Der Zusammenschluss der beiden großen europäischen Automobilkonzerne wird vom französischen Staat begrüßt: Die beabsichtigte Fusion sei eine Antwort "auf die Notwendigkeit für die Autobranche, sich zu konsolidieren", sagte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire.
Frankreich dringe vor allem darauf, dass die Beschäftigung bei PSA gesichert wird. Der Staat hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.
Gewerkschaft reagiert zurückhaltend
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte vorsichtig auf die Fusionspläne: Spekulationen über mögliche negative Folgen für die deutschen Opel-Standorte seien "kontraproduktiv und schädlich", sagte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Der bei Opel im Jahr 2018 abgeschlossene Zukunftstarifvertrag schließe betriebsbedingt Kündigungen bis zum 31. Juli 2023 aus, betonte Köhlinger. Dies biete den Beschäftigten Sicherheit. Die Gewerkschaft wolle sich zudem für die Eigenständigkeit der Marke und für die Identität von Opel einsetzen.
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hatte gewarnt, Opel könne bei einer Fusion "den schwarzen Peter" ziehen. Der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen hielt es für fraglich, ob PSA und Fiat Chrysler das Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrum weiter betreiben wollen. Der aktuelle Sanierungsplan sieht bereits einen Abbau von 2000 der 6400 Stellen am Standort vor.
Gespräche mit Renault im Juni gescheitert
Fiat Chrysler wollte sich zuvor bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss zurück.