Windenergiepark "Odervorland" im Landkreis Oder-Spree

Nachhaltige Geldanlagen Grüne Aktien bringen mehr Gewinn

Stand: 31.03.2021 10:02 Uhr

Nachhaltige Geldanlagen werden bei Sparern in Deutschland beliebter. Dass sich mit Öko-Aktien an der Börse auch gutes Geld verdienen lässt, zeigt jetzt eine neue Studie.

Jahrzehntelang ließ sich mit Aktien von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen an der Börse prächtig Geld verdienen. Doch diese Zeiten sind offenbar passé. Das zeigt der kurzfristige Blick zurück aufs Corona-Jahr 2020, als eine Mischung aus einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot für einen dramatischen Ölpreisverfall sorgte.

Mehr Gewinn mit erneuerbaren Energien

Das zeigt aber auch der längerfristigere Blick auf das vergangene Jahrzehnt an der Börse: Von 2011 bis 2020 waren Öl-, Gas- und Kohleaktien an den Finanzmärkten weniger gewinnbringend als erneuerbare Energien. Das geht aus einer Studie der Londoner Initiative Carbon Tracker hervor, für die 2360 Wertpapier-Transaktionen bei knapp 450 Investmentbanken ausgewertet wurden.

Demnach sank der kollektive Börsenwert der traditionellen Energiekonzerne und verwandter Unternehmen in diesem Zeitraum um 123 Milliarden Dollar. Dazu zählte Studienautor Henrik Jeppesen neben der Förderung fossiler Brennstoffe auch Energieversorger, Pipelines und Dienstleister.

Ölpumpen

2020 fiel der Preis für US-Rohöl stark.

Trendwende bei Börsengängen

Allerdings legten Investoren in den vergangenen zehn Jahren in der Summe immer noch weit mehr Geld im Geschäft mit Öl, Gas und Kohle an. Insgesamt investierten Geldgeber laut der Studie von 2011 bis 2020 640 Milliarden Dollar in neu ausgegebene Wertpapiere traditioneller Energieunternehmen und der Öl-, Gas- und Kohleförderung, aber nur 56 Milliarden Dollar im Bereich der erneuerbaren Energien.

Doch auch bei den Börsengängen zeichnet sich eine Trendwende ab: So brachten Börsengänge im traditionellen Energiegeschäft 2020 mit zehn Milliarden Dollar erstmals weniger Geld ein als Börsengänge von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien (elf Milliarden Dollar).

Immer mehr wollen nachhaltig anlegen

Die neue Studie von Carbon Tracker untermauert einmal mehr den Boom nachhaltiger Geldanlage an der Börse. Auch in Deutschland wollen immer mehr Menschen ihr Geld nachhaltig anlegen.

Erst vor einer Woche veröffentlichte der Fondsanbieter Union Investment eine Umfrage, wonach mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) ihr Geld nachhaltig anlegen möchten. Das sind stolze zehn Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Rund ein Viertel (23 Prozent) besaß sogar bereits nachhaltige Geldanlagen. Vor einem Jahr waren es noch 14 Prozent.

Mit ESG-ETFs in Nachhaltigkeit investieren

Dabei haben sich für nachhaltige Geldanlagen die so genannten ESG-Kriterien etabliert: E steht für Environmental (Umwelt), S für Social (sozial) und G für Governance (gute Unternehmensführung). Die ESG-Kriterien zeigen, dass es beim nachhaltigen Anlegen also keineswegs nur um "grüne Aktien" beispielsweise von Solaranlagenherstellern geht. Auch Unternehmen aus traditionellen Branchen wie etwa der Pharmaindustrie können ESG-konform sein.

Nachhaltig anlegen kann man aber nicht nur über Direktinvestments in die betreffenden Unternehmen, sondern auch über aktiv gemanagte Fonds oder ETFs, die passiv einen Index nachbilden wie etwa die Dow Jones Sustainability Indizes oder den DAX 50 ESG.

Gesetzgeber in der Pflicht?

Doch wie können Verbraucher erkennen, ob eine Geldanlage mehr ist als ein Marketing-Versprechen und ob sie wirklich nachhaltig ist? Experten sehen hier den Gesetzgeber am Zug. In seinem im Februar vorgestellten Abschlussbericht empfiehlt der Beirat für Nachhaltige Finanzen der Bundesregierung ein Klassifizierungssystem mit einer Skala von 1 bis 5, an der sich die Verbraucher orientieren könnten.

Außerdem, so schlägt der Beirat vor, sollte der Staat Verträge für die Riester-Rente und vermögenswirksame Leistungen fördern, wenn das Geld nachhaltig investiert ist.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. März 2021 um 12:00 Uhr.