US-Börsen wenig bewegt Warten auf "Big Tech"
Wie schon zuvor in Europa, haben sich auch die US-Anleger vor den anstehenden Quartalszahlen der großen Tech-Unternehmen bedeckt gehalten. Ab Dienstag erwartet die Wall Street eine wahre Zahlenflut.
Vor den anstehenden Quartalszahlen der großen US-Technologiefirmen haben sich die Anleger an der Wall Street zurückgezogen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte leicht um 0,2 Prozent auf 33.875 Punkte, der breiter gefasste S&P 500 um 0,1 Prozent auf 4137 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rutschte um 0,3 Prozent-, der Auswahlindex Nasdaq 100 um ein Viertel Prozent ab.
Thema des Tages an der Wall Street, wie schon zuvor in Europa, waren natürlich die US-Tech-Giganten wie Amazon, Alphabet, Meta, Intel und Microsoft, die in dieser Woche Einblick in ihre Bücher gewähren. Tech-Marktführer Apple berichtet erst am 4. Mai.
Microsoft und Alphabet eröffnen morgen in New York den Ergebnisreigen, wie stets nach Börsenschluss. Zuvor bereits erwarten die Wall Street und die europäischen Märkte eine wahre Zahlenflut. Aus Europa sind unter anderem zahlreiche Berichte aus dem Finanzsektor zu erwarten. In New York stehen Neuigkeiten an von Schwergewichten wie McDonald's, Verizon oder 3M, alle aus dem Leitindex Dow Jones.
Über allem wird die Frage stehen, wie die großen Unternehmen den rigiden Zinskurs der Notenbanken im ersten Quartal verkraftet haben. Allen voran die US-Unternehmen, denn die Federal Reserve (Fed) ist mit ihrem Zinszyklus schon weiter fortgeschritten als die EZB.
"Es ist eine entscheidende Woche für Technologie-Aktien", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Spartan Capital Securities. "Wenn die Gewinne nicht enttäuschen, kann der Markt seine Erholung fortsetzen." Auch auf der anderen Seite des Atlantiks hatten sich zuvor die Anleger in Deckung begeben.
Schon heute legte der Softdrinkhersteller Coca-Cola Zahlen vor. Trotz mehrfacher Preiserhöhungen blieb die Nachfrage zum Jahresauftakt hoch, und die Quartalsergebnisse übertrafen die Erwartungen. Auch mehrfache Preiserhöhungen konnten der Nachfrage des von Coca-Cola und Rivale PepsiCo dominierten Marktes nichts anhaben. Konkret legte der Gewinn um zwölf Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar (2,8 Mrd. Euro) zu.
Ein überraschend starkes Umsatzwachstum aus eigener Kraft - also ohne Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen - bescherte den Aktien des Dow-Mitglieds gegen den Trend zunächst einen Kursanstieg von über einem Prozent, das Papier konnte den Gewinn aber nicht halten. Am Ende stand ein leichtes Minus von 0,16 Prozent.
Aktien von Bed Bath & Beyond gaben mehr als 35 Prozent ab, nachdem der traditionsreiche, angeschlagene Einzelhändler für Haushaltswaren Insolvenz (Chapter 11) nach US-Recht angemeldet hat. Gerüchte um eine Insolvenz machten schon eine Weile die Runde auf dem Parkett, die Aktie war schon lange ein Pennystock. Nun kam die Bestätigung. Der Schlusskurs lag bei 19 Dollar-Cents.
Der deutsche Aktienmarkt hat sich heute in engen Bahnen bewegt. Am Ende ging er kaum verändert aus dem Handel. Der deutsche Leitindex DAX schloss bei 15.863 Punkten, ein leichter Tagesverlust von 0,11 Prozent.
Vom Tagestief bei 15.831 Punkten am Morgen konnte sich der DAX im Verlauf etwas entfernen und war zwischenzeitlich sogar leicht ins Plus gedreht. Das Tageshoch lag bei 15.919 Punkten. Die Marke von 16.000 Punkten bleibt damit weiter im Visier. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, ging bei 27.778 Punkten nahezu unverändert aus dem Handel.
"Trotz zahlreicher Ausbruchsversuche nach oben hat sich der Deutsche Aktienindex in den vergangenen drei April-Wochen nicht wirklich vom Fleck bewegt", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets.
Das könnte sich womöglich bald ändern, der Markt lebte heute primär von der Spannung. Denn ab morgen präsentieren die großen US-Tech-Unternehmen ihre Quartalszahlen. Wie stets haben die hochbewerteten Konzerne Apple, Microsoft, Alphabet & Co. das Potenzial, der Börse eine neue Richtung zu geben.
"Mit Apple, Amazon, Alphabet, Meta und Microsoft stehen die Big Techs im US-Technologieindex in den Startlöchern", konstatierte Christian Henke vom Finanzdienstleister IG. Bei guten Unternehmenszahlen könnten die Giganten nicht nur den Nasdaq, sondern auch die weltweiten Indizes beflügeln. "Beim DAX wäre dann der Sprung über die 16.000-Punkte-Marke möglich."
Selbst der ifo-Index konnte am Vormittag für keine großen Kursausschläge im DAX mehr sorgen - kein Wunder, fehlt es der deutschen Wirtschaft doch derzeit selbst an Schwung. Das Barometer für die Stimmung der deutschen Wirtschaft kletterte im April auf 93,6 Zähler, blieb damit aber hinter den Erwartungen zurück.
Laut Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank, wird die Luft für die deutsche Wirtschaft allmählich dünner. "In Deutschland folgten Zinserhöhungsphasen mit einer Verzögerung von durchschnittlich fünf Quartalen stets eine Rezession", so der Ökonom.
Die Ölpreise schwankten heute. Zunächst knüpften sie an ihre schwache Tendenz in der Vorwoche an, am Ende zogen sie an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 82,77 Dollar. Das waren gut 1,5 Prozent mehr als am Freitag.
In der vergangenen Woche standen die Erdölpreise deutlich unter Druck. Unter dem Strich gaben die Notierungen um etwa vier Dollar nach. Ausschlaggebend waren überwiegend schwache Wirtschaftsdaten aus den USA, die neue Konjunktursorgen hervorgerufen haben.
Die zuletzt wieder anziehenden US-Zinserwartungen lasten derweil auf dem Goldpreis, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Die Feinunze Gold kostete zuletzt 1989 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr.
Der Euro legt zu Beginn der Woche zu. Zuletzt weitete die Gemeinschaftswährung ihre Gewinne weiter aus und kostete im US-Handel 1,1046 Dollar. Der vor etwa zwei Wochen markierte einjährige Höchststand bei 1,1074 Dollar liegt nicht weit entfernt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1002 (Freitag: 1,0978) Dollar fest.
Der Euro profitierte von einer besseren Unternehmensstimmung in Deutschland. Das ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster konjunktureller Frühindikator, stieg im April das sechste Mal in Folge. "Die Sorgen der deutschen Unternehmen lassen nach, aber der Konjunktur fehlt es an Dynamik", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Etwas positiver äußerte sich Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die deutsche Wirtschaft sei relativ unbeschadet über den Winter gekommen. "Doch bei aller Freude über die besser als erwartete Wirtschaftsentwicklung, die Konjunkturampeln springen nicht auf Grün."
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck ist überraschend gut ins neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal seien dank einer starken Nachfrage und eines höheren Absatzes als im entsprechenden Vorjahreszeitraum die Markterwartungen übertroffen worden, teilte das DAX-Unternehmen am Abend auf Basis vorläufiger Zahlen mit.
So habe das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) konzernweit bei 1,16 Milliarden Euro gelegen. Die mittlere Analystenschätzung habe bei 976 Millionen Euro gelegen. Im Industriegeschäft - also ohne Finanzdienste gerechnet - lag das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) bei 1,11 Milliarden Euro. Die bereinigte Umsatzrendite betrug 8,8 Prozent (Konsensus: 7,6). Die vollständigen Quartalszahlen will das Unternehmen am 9. Mai vorlegen. Die Aktie legte nachbörslich zu.
Das Baustoffunternehmen Heidelberg Materials übernimmt den US-Beton-Zulieferer Sefa Group. Das US-Unternehmen mit 20 Standorten und mehr als 500 Beschäftigten beliefere mehr als 800 Betonwerke in 13 Bundesstaaten mit Flugasche, teilte der DAX-Konzern heute mit. Mit der Übernahme stärke Heidelberg Materials die Präsenz auf dem schnell wachsenden Markt für Zementprodukte im Südosten der USA, sagte Heidelberg-US-Chef Chris Ward laut Mitteilung. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Paukenschlag bei Thyssenkrupp: Vorstandschefin Martina Merz hat den Aufsichtsrat um Gespräche über eine einvernehmliche Auflösung ihres Mandats gebeten, wie das Unternehmen überraschend mitteilte. Der Personalausschuss habe beschlossen, dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, Miguel Angel Lopez Borrego, aktuell Vorstandsvorsitzender der Norma Group SE, zum 1. Juni 2023 als Nachfolger von Merz zum Mitglied und Vorsitzenden des Vorstands zu bestellen.
Merz ist seit Oktober 2019 Vorstandschefin des Ruhrkonzerns und die erste Frau auf diesem Posten. Ihr zwischenzeitlich verlängerter Vertrag sollte noch bis Ende März 2028 laufen. Die ehemalige Bosch-Managerin war aber zuletzt bei Aktionären und den mächtigen Arbeitnehmervertretern unter Druck geraten. Ihre Pläne für eine Verselbstständigung der Stahlsparte trafen auf Widerspruch. Der geplante Teil-Börsengang der Wasserstofftochter Nucera lässt weiter auf sich warten. Die Thyssenkrupp-Aktie brach am Ende um über 13 Prozent ein.
Die italienische Regierung verlängert einem Insider zufolge die exklusiven Gespräche mit der deutschen Lufthansa über deren Einstieg bei der staatlichen Fluggesellschaft ITA Airways (ehemals Alitalia). Das Finanzministerium in Rom habe sich mit der Lufthansa darauf verständigt, die Verhandlungen bis 12. Mai auszudehnen, sagte heute eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters.
Die Lufthansa verhandelt über den Kauf von 40 Prozent an ITA, der Anteil wird mit rund 200 Millionen Euro bewertet. Geplant sei, die übrigen ITA-Anteile später an die Lufthansa zu verkaufen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte eine Entscheidung zuletzt bis Montag (24. April) in Aussicht gestellt. Bis dahin hatte die italienische Regierung der Lufthansa exklusive Verhandlungen zugesichert. Ursprünglich war ein Abschluss schon bis Ostern anvisiert worden.
Nach Gerry Weber geht mit dem Herrenmode-Hersteller Ahlers ein weiteres deutsches Textilunternehmen in die Knie. Die Ahlers AG aus dem westfälischen Herford und sieben ihrer Tochtergesellschaften mit zusammen 400 Mitarbeitern meldeten heute beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit an. Insgesamt hat Ahlers 1700 Beschäftigte.
Das Geschäft habe sich auch in den vergangenen Monaten schwächer entwickelt als geplant, so dass die Zahlungsunfähigkeit drohe, begründete Vorstandschefin Stella Ahlers den Insolvenzantrag. Verhandlungen über die weitere Finanzierung des Konzerns seien gescheitert.
Die für Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin und Otto Kern bekannte Firma schreibt seit Jahren Verluste und hat bereits ein Sparprogramm hinter sich. "Die erreichten Erfolge wurden durch das aktuellen Marktumfeld zunichte gemacht", sagte Stella Ahlers, deren Familie knapp 53 Prozent der Aktien hält.
Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich hat seinen Jahresausblick nach dem Abschluss der Übernahme der Storage-Solutions-Gruppe angehoben. Das Unternehmen kalkuliert nun laut einer Mitteilung vom Montagabend für 2023 mit einem Auftragseingang zwischen 5,0 und 5,4 Milliarden Euro sowie mit einem Umsatz von 5,1 bis 5,5 Milliarden Euro. Darin sei ein Auftragseingang von 300 Millionen Euro sowie ein Umsatz von 200 Millionen Euro der US-Amerikaner berücksichtigt.
Im Vergleich zu den bisherigen Prognosen eines Auftragseingangs von 4,8 bis 5,2 Milliarden Euro sowie eines Umsatzes von 4,9 bis 5,3 Milliarden Euro wird das Unternehmen unter dem Strich beim Auftragseingang also etwas vorsichtiger. Die Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss dennoch deutlich zu.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2023 nun 400 bis 450 Millionen Euro erreichen, nach bislang 350 bis 400 Millionen Euro. Zudem legte der Kion-Konkurrent vorläufige Zahlen für das erste Quartal vor. Demnach stieg der Auftragseingang leicht auf 1,35 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um mehr als ein Fünftel auf 1,29 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis stieg um etwas mehr als die Hälfte auf 120 Millionen Euro. Die vollständigen Zahlen sollen am 8. Mai folgen.
Unternehmensseitig steht zu Wochenbeginn die Darmstädter Software AG im Blick. Die Aktie schnellte um knapp 50 Prozent in die Höhe. Das Technologie-Investmentunternehmen Silver Lake will den Konzern übernehmen. Geboten werden den Aktionären 30 Euro je Aktie. Silver Lake wäre das SDAX-Unternehmen damit 2,2 Milliarden Euro wert. Der Schlusskurs der Software AG hatte am Freitag bei knapp 20 Euro gelegen.
Die Immobilienflaute infolge des starken Zinsanstieges hat dem Finanzdienstleister Hypoport zum Jahresstart deutliche Geschäftseinbußen eingebrockt. Der Umsatz fiel im ersten Quartal im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 94 Millionen Euro, wie das SDAX-Unternehmen am Abend auf Basis vorläufiger Zahlen in Berlin mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach sogar um 90 Prozent auf eine Million Euro ein.
Im Vergleich zum Schlussquartal 2022 hätten sich beide Kennziffern aber dank höherer Volumina am Markt für private Immobilienfinanzierung sowie Kostensenkungen etwas verbessert, hieß es in der Mitteilung. Bereits Mitte April hatte Hypoport Zahlen zu den Transaktionsvolumina auf Hypoports Kreditplattform Europace vorgelegt. Vorstandschef Ronald Slabke hatte darin eine Bodenbildung gesehen, eine wirkliche Erholung des Finanzierungsmarktes aber noch nicht.
Der Stahlhersteller Salzgitter ist besser als erwartet ins laufende Jahr gestartet. Der Gewinn vor Steuern sei zwar vom außergewöhnlich hohen Vorjahreswert in Höhe von 465 Millionen Euro um etwas mehr als 60 Prozent auf 183 Millionen Euro gefallen. Experten hatten allerdings noch mit einem deutlich stärkeren Rückgang auf etwas mehr als 100 Millionen Euro gerechnet.
Der Medizintechnikkonzern Philips hat sich im ersten Quartal im Tagesgeschäft unerwartet gut geschlagen. Trotzdem musste der niederländische Siemens-Healthineers-Konkurrent wegen teurer Rückstellungen unter dem Strich einen weiteren Rückschlag einstecken. Der Nettoverlust vergrößerte sich auf mehr als das Vierfache und betrug 665 Millionen Euro.
Bei der krisengeschüttelten Schweizer Großbank Credit Suisse sind die Vermögensabflüsse im ersten Quartal weitergegangen. Die Kunden zogen im Zeitraum Januar bis März netto 61,2 Milliarden Franken ab. Für das zweite Quartal und das gesamte Jahr stellte die Bank einen erheblichen Vorsteuerverlust in Aussicht. Morgen legt der neue Mutterkonzern UBS seine Quartalszahlen vor.
Das krisengeplagte Schweizer Fondshauses GAM will die Verhandlungen über eine Übernahme durch den britischen Fondsmanager Liontrust Asset Management bis spätestens 4. Mai erfolgreich abschließen. "Die Gespräche zielen darauf ab, das Unternehmen im besten Interesse aller Stakeholder strategisch zu positionieren", erklärte GAM.