Händler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

DAX nach Rekord erneut im Plus Weitere Gewinne vor dem Wochenende?

Stand: 18.10.2024 13:02 Uhr

Die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt legen nach der Rekordjagd eine Pause ein. Der DAX tritt zu Handelsbeginn auf der Stelle - bleibt aber in der Nähe seiner gestern geknackten Bestmarke.

Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Folge und einem weiteren Rekordhoch am deutschen Aktienmarkt gehen es die Anlegerinnen und Anleger vor dem Wochenende ruhiger an, greifen aber weiter zu. In der Spitze rückte der DAX heute bis auf rund 37 Zähler an seine Bestmarke vom Vortag heran. "Zinsen sinken, Kurse steigen", fasst Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, die Lage zusammen. Gegen Mittag steigt der Leitindex um 0,1 Prozent auf 19.609 Punkte.

"Anleger freunden sich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dass auch die 19.500 Punkte im DAX noch ein günstiges Einstiegsniveau sind", sagt Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Auf Wochensicht steuerte das Börsenbarometer einen Gewinn von 1,3 Prozent an. Seit Jahresbeginn hat der DAX rund 17 Prozent zugelegt und dürfte Strategen zufolge dank der geldpolitischen Lockerungen noch Luft nach oben haben.

Gestern war DAX auf ein Allzeithoch von fast 19.675 Punkten geklettert, weil die EZB die Leitzinsen erneut senkte. "Christine Lagarde und der EZB-Rat haben somit die Leitplanken entsprechend gesetzt, dass es den Unternehmen wieder erleichtert werden sollte, Investitionskapital aufzunehmen und Innovationen günstiger in die Wege zu leiten", sagt Marktanalyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades. "Das niedrigere Zinsklima macht das Investieren in Aktien entsprechend attraktiver."

Update Wirtschaft vom 18.10.2024

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 18.10.2024 09:00 Uhr

Mit Blick auf mögliche künftige Schritte verwiesen die Währungshüter darauf, die Konjunkturentwicklung abwarten zu wollen. Die Wachstums- und Inflationsrisiken seien aber weiterhin abwärtsgerichtet. "Die Finanzmärkte interpretierten dies als Hinweis darauf, dass die EZB ihre Geldpolitik robuster lockern könnte als zuvor angenommen", so Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank.

"Nach dem gestrigen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte preist der Terminmarkt für die nächste Sitzung im Dezember eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50 Prozent ein", schreiben die Experten von Index-Radar.

Außerdem beschäftigt Chinas Wirtschaft die Investoren. Die chinesische Konjunktur wuchs im dritten Quartal zwar etwas stärker als erwartet, das Wachstum kühlte sich allerdings weiter ab. "Der befürchtete Datenschock aus China ist ausgeblieben", kommentiert CMC-Experte Stanzl. "Die Zahlen deuten sogar auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin." Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung bereits Ende September ein Konjunkturpaket angekündigt. "Die staatlichen Hilfen können kurzfristig wieder zu etwas höheren Wachstumsraten führen, doch das Wachstumspotenzial zeigt nach unten", so Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

Die chinesischen Aktienmärkte legten heute kräftig zu. Börsianern zufolge halfen dabei auch die üppigen Geldspritzen der Notenbank, von denen zum Wochenschluss zwei Programme in Kraft traten. Das gab auch den Kupferpreisen Auftrieb, die an der Londoner Terminbörse um 1,2 Prozent auf 9.629 Dollar je Tonne zulegten. Die Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität am Kapitalmarkt seien positiv für die Metalle, meint ein Händler.

Die Vorgaben aus den USA sind zum Wochenschluss durchwachsen. An der Wall Street reichte es zwar für weitere Rekorde, der Schwung ließ im Handelsverlauf aber nach. sowohl der Leitindex Dow Jones als auch der marktbreite S&P-500-Index erreichten jeweils neue Bestmarken bei 42.289 beziehungsweise 5.879 Punkten. Am Ende schloss der Dow bei 43.239 Zählern um 0,37 Prozent höher, der S&P 500 rutschte im späten Geschäft sogar noch minimal ins Minus bei 5.841 Zählern.

Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 behauptete ein Plus von 0,08 Prozent auf 20.190 Zähler. Bis zu seiner Rekordmarke aus dem Juli hat er aber noch ein gutes Stück vor sich. Heute deuten die Futures auf die US-Indizes wenig Bewegung zum Handelsstart an.

Der Euro hat sich im frühen Handel nach den Verlusten der vergangenen Tage stabilisiert. Ein Euro kostete zuletzt 1,0841 Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Gestern war die Gemeinschaftswährung wegen der Leitzinssenkung und robuster US-Konjunkturdaten deutlich unter Druck geraten und bis auf 1,0811 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Anfang August gefallen. Heute stehen keine wichtigen Konjunkturdaten an, die einen Hinweis über die künftige Zinsentwicklung in der Eurozone und den Vereinigten Staaten liefern könnten. Experten gehen daher von einem ruhigen Handel zum Wochenausklang aus.

Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) überwand erstmals die Marke von 2.700 Dollar und kostete am Morgen an der Börse in London zeitweise 2.714 Dollar. Der Preis für Gold zieht seit Monaten dank der Aussicht auf sinkende Zinsen stark an - vor einem Jahr hatte eine Feinunze noch weniger als 2.000 Dollar gekostet. Den jüngsten Anstieg begründen Händler unter anderem mit der US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Denn wer das Rennen machen wird ist offen. Angesichts der unklaren Perspektiven für die Wirtschaftspolitik greifen Investoren weiter zu Gold, das oftmals in unsicheren Zeiten gesucht ist.

Die Lage am Ölmarkt hat sich zum Wochenabschluss weiter stabilisiert. Nachdem die Ölpreise zum Wochenstart kräftig gesunken waren, legten sie zuletzt wieder leicht zu. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember stieg am Freitag um 26 Cent auf 74,71 Dollar. Er liegt aber immer noch mehr als vier Dollar unter dem Niveau vom vergangenen Freitag. Bei der US-Sorte WTI sieht die Entwicklung ähnlich aus. Der Preis für ein Barrel zur Lieferung im November stieg am Freitag im frühen Handel um 33 Cent auf 71 Dollar.

Samsung schiebt die Bestellungen beim Chipindustrie-Ausrüster ASML für seine geplante Fabrik in Texas nach Angaben von Insidern wegen schleppender Nachfrage auf die lange Bank. Bislang habe der südkoreanische Technologieriese noch keine bedeutenden Kunden für das Vorhaben gewinnen können, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Samsung hält drei anderen Insidern zufolge auch Bestellungen bei anderen Zulieferern für die 17 Milliarden Dollar teure Fabrik im texanischen Taylor zurück, weshalb diese ihr vor Ort eingesetztes Personal wieder abziehen. Auf welchen Zeitpunkt die Lieferungen verschoben worden seien, blieb zunächst offen. Die beiden Unternehmen lehnten eine Stellungnahme ab.

Der Geschäftsausblick von Volvo hat die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger im Lkw-Sektor aufgehellt. Das dritte Quartal sei für Volvo zwar schwächer verlaufen als erwartet, doch stimme der Ausblick zuversichtlich, schrieb Analyst Nick Housden von der kanadischen Bank RBC in einer ersten Einschätzung. Mit Blick auf Lastkraftwagen sei die 2024er-Marktprognose für Nordamerika unverändert, während sie für Europa um 10.000 auf 300.000 Einheiten angehoben worden sei, so Housden. Für das Baumaschinen-Geschäft sei der Ausblick für Nordamerika zwar gesenkt worden, für Europa aber belassen und für China sowie Rest-Asien angehoben worden.

Der Diagnostikspezialist Stratec hat gut zwei Monate nach seiner bestätigten Jahresprognose bei den Erlösaussichten einen Rückzieher gemacht. Auf währungsbereinigter Basis werde der Umsatz im Jahresvergleich stabil bis leicht rückläufig sein, teilte das Unternehmen mit. Bisher hatte Stratec ein stabiles bis leicht steigendes Erlösvolumen angepeilt. Bei der bereinigten operativen Gewinnmarge (Ebit) bestätigte das Unternehmen hingegen sein Jahresziel.

Chinas Nationale Finanzaufsichtsbehörde (NFRA) hat die Gründung eines Joint Ventures zwischen BNP Paribas und Volkswagen Financial Service genehmigt. Dies bestätigte der Leiter der Aufsichtsbehörde, Li Yunze, auf einem Finanzforum in Peking. Die in den USA ansässige Prudential Financial habe die Genehmigung erhalten, in Peking eine Vermögensverwaltungsfirma für Versicherungen zu gründen, sagte Li. Er betonte auch, dass Banken dazu angehalten werden sollen, das Finanzangebot weiter zu erhöhen und die wirtschaftliche Erholung des Landes fortlaufend zu unterstützen.

Netflix hat im vergangenen Quartal mehr als fünf Millionen Kunden dazugewonnen und die Erwartungen der Wall Street übertroffen. Dabei wurde das Wachstum des Videostreaming-Marktführers stark durch das günstigere Angebot mit Werbeanzeigen angetrieben: Die Preisstufe hatte zuletzt 35 Prozent mehr Nutzer als drei Monate zuvor. Der Dienst hat jetzt insgesamt rund 282,7 Millionen Kundenhaushalte, wie das Unternehmen mitteilte. Netflix steigerte den Umsatz im dritten Quartal im Jahresvergleich um 15 Prozent auf gut 9,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 2,36 Milliarden Dollar von rund 1,68 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor hoch.