Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt
marktbericht

Nach EZB-Zinserhöhung DAX schließt mit leichten Verlusten

Stand: 04.05.2023 18:18 Uhr

Obwohl sie für Anleger keine Überraschung war, ist nach der Zinserhöhung der Euro-Währungshüter der deutsche Leitindex abgerutscht. An der Wall Street sorgt der Bankensektor weiter für viel Nervosität.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, war von den meisten Marktteilnehmern erwartet worden. Und dennoch hat sie die Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. In der Spitze verlor der DAX bis zu 0,8 Prozent, konnte sich bis zum Schluss aber wieder etwas fangen.

Den Handelstag beendet der DAX mit einem moderateren Minus und steht zum Handelsschluss 0,51 Prozent tiefer bei 15.734 Punkten. Damit sind auch die Gewinne von gestern wieder verpufft, als der deutsche Leitindex noch 0,6 Prozent höher bei 15.815 Punkten schloss.

Positiv wertete Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets, dass die Unterstützung bei 15.700 Punkten "bislang erfolgreich verteidigt" wurde. Ein nachhaltiges Absacken unter diese Marke dürfte ihm zufolge sonst weiteren Abwärtsdruck nach sich ziehen.

Gestern hatte die US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins zum zehnten Mal in Folge erhöht. Fed-Chef Jerome Powell sagte zwar, man sei womöglich auf einem ausreichend hohen Zinsniveau angelangt. Zugleich dämpfte er jedoch Erwartungen der Märkte an baldige Zinssenkungen.

Indes zeigt sich der Arbeitsmarkt in den USA weiter stabil. Dort ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zwar um 13.000 auf 242.000 gestiegen, das Niveau gilt jedoch als robust. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik in den Vereinigten Staaten, ein starker Arbeitsmarkt gilt gemeinhin als Treiber für die Löhne und damit für die Teuerung.

Update Wirtschaft vom 04.05.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24, 04.05.2023 09:05 Uhr

Nach der neuerlichen Zinserhöhung durch die Fed am Vortag zeigen sich die Anleger unverändert skeptisch, denn die Tür für weitere Zinserhöhungen hatte die Fed nicht geschlossen. Zudem vermiesten zunehmende Sorgen um den amerikanischen Bankensenktor die Laune. Im Handelsverlauf gaben die wichtigen Indizes deutlich nach. Der US-Standardwerteindex Dow Jones fiel im Handelsverlauf um 1,26 Prozent, der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,92 Prozent, und der technologielastige Nasdaq sank um 0,59 Prozent. Am Abend werden die Quartalszahlen des Börsenschwergewichts Apple erwartet.

Nach den Zusammenbrüchen mehrerer Regionalbanken in den USA geht das Zittern weiter, ob es noch zu mehr Pleiten kommen könnte. Im Kreuzfeuer stehen erneut Regionalbanken. Die "Financial Times" berichtet heute, auch die Western Alliance prüfe einen Verkauf des gesamten Geldhauses oder von Teilen des Instituts. Die Aktien brachen um rund 40 Prozent ein.

Erst gestern hatte die PacWest Bancorp erklärt, im Gespräch mit Investoren nach Optionen zu suchen. Damit will sie augenscheinlich dem Schicksal der in einem Notverkauf an JP Morgan gegangenen First Republic und anderen von den US-Aufsichtsbehörden aufgefangenen Instituten entgehen. Die Aktien brachen um rund 42 Prozent auf ein Rekordtief ein. In diesem Fahrwasser gerieten auch Branchengrößen wie Goldman Sachs und JPMorgan unter Druck.

Missfallen dürften den Investoren auch die aktuellen deutschen Exportzahlen. Sie deuten darauf hin, dass die globale Konjunktur weiterhin schwächelt: Wegen der schwächeren Nachfrage aus den wichtigsten Märkten EU, USA und China brachen die deutschen Ausfuhren um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 129,7 Milliarden Euro ein. Die Importe sanken sogar um 6,4 Prozent auf 113,0 Milliarden Euro.

Die Spitze im DAX gehört Qiagen mit einem Kursplus von mehr als drei Prozent. Bei dem Labordienstleister setzte sich der Umsatz- und Ergebnisschwund wegen der abflauenden Corona-Pandemie zwar fort, laut dem UBS-Experten John Sourbeer überraschte die operative Entwicklung aber positiv. Händler urteilten auch, es sei ermutigend, dass der Jahresausblick trotz durchwachsener Zahlen bestätigt wurde.

Im ersten Quartal machten sich die gesunkenen Flugzeug-Auslieferungen in den Zahlen von Airbus bemerkbar. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf knapp 11,8 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn knickte um 39 Prozent auf 773 Millionen Euro ein. Allerdings hatte ein Jahr zuvor ein positiver Effekt bei den Pensionsverpflichtungen das Ergebnis nach oben getrieben. Weil sich zudem der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar zwischenzeitlich deutlich verändert hat, sackte der Nettogewinn sogar um 62 Prozent auf 466 Millionen Euro nach unten.

Nach den Milliardenverlusten 2022 kommt der Energiekonzern Uniper wieder in die Spur. Im ersten Quartal habe der Versorger unter dem Strich einen Gewinn von 6,7 Milliarden Euro Euro erzielt, teilte das verstaatlichte Unternehmen mit. Im Vorjahreszeitraum hatte der vom russischen Gaslieferstopp schwer getroffene Konzern einen Verlust von 3,1 Milliarden Euro eingefahren. Der Konzern profitierte nun von deutlichen Verbesserungen im Handelsgeschäft und in der europäischen Stromerzeugung.

Der Energieversorger EnBW hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich bessere Geschäfte als im Vorjahreszeitraum gemacht. Der bereinigte operative Gewinn habe sich von 1,2 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 2,8 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, teilte Unternehmen anhand vorläufiger Zahlen mit. Positive Bewertungseffekte auf Handelsgeschäfte und eine positive Ergebnisentwicklung im Bereich der Stromerzeugung seien die wesentlichen Gründe gewesen. Der Konzern erwarte im ersten Quartal einen Überschuss in Höhe von 2,3 Milliarden Euro - nach 0,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Autobauer BMW hat dank der vollständigen Einbeziehung des China-Geschäfts ein deutliches Umsatzplus eingefahren. Zugute kamen den Münchner auch die weiterhin hohen Preise für Neu- und Gebrauchtwagen. Die Erlöse legten im ersten Quartal um 18,3 Prozent zu auf 36,9 Milliarden Euro. Der Nettogewinn sank dagegen um 64 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Dabei machte sich bemerkbar, dass ein einmaliger Bewertungseffekt wegen der Vollkonsolidierung des China-Geschäfts aus dem Vorjahr wegfiel.

Der VW-Konzern muss sich weiter gegen starke Preisschwankungen bei Rohstoffen stemmen, hat im laufenden Geschäft zu Beginn dieses Jahres aber ohne diese Belastungen zulegen können. Das Betriebsergebnis wuchs im ersten Quartal um gut 35 Prozent auf etwa 7,1 Milliarden Euro, wenn man die Bewertung entsprechender Absicherungsgeschäfte außen vor lässt. Mit ihrer Berücksichtigung sieht das Bild jedoch ganz anders aus: Das operative Ergebnis sank um 31 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro, und unterm Strich blieben als Ertrag noch 4,7 Milliarden Euro nach 6,7 Milliarden Euro Anfang 2022. Der Umsatz stieg um knapp 22 Prozent auf 76,2 Milliarden Euro.

Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall fuhr im ersten Quartal einen Umsatzanstieg von 7,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ein. Das operative Ergebnis sei unter anderem wegen einer Sonderzahlung zum Inflationsausgleich an die Belegschaft sowie negativen Ergebnisbeiträgen von Gesellschaften, an denen Rheinmetall beteiligt ist, um rund ein Fünftel auf 73 Millionen Euro gefallen. Rheinmetall geben zahlreiche Rüstungsaufträge in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine Schwung.

Unter dem Strich erwirtschaftete Infineon einen Gewinn von 826 Millionen Euro im abgelaufenen zweiten Quartal - das sind 76 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um ein Viertel auf 4,1 Milliarden Euro. Insbesondere die Geschäfte um Elektromobilität und erneuerbare Energien liefen gut, teilt das Unternehmen mit.

Der Konsumgüterkonzern Henkel ist wegen höherer Verkaufspreise mit einem Umsatzplus ins neue Jahr gestartet. Damit gibt der Konzern gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten an seine Kunden weiter. Trotz sinkender Verkaufsmengen stiegen die Erlöse aus eigener Kraft um 6,6 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro.

Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia hat im ersten Quartal einen Milliardenverlust erlitten. Unter dem Strich fiel wegen einer Abwertung des Immobilienportfolios ein Verlust von knapp 2,1 Milliarden Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia einen Gewinn von 58,3 Millionen Euro ausgewiesen. Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende März bei rund 91,2 Milliarden Euro gelegen, hieß es. Ende 2022 wurden die Immobilien noch mit 94,7 Milliarden Euro bewertet.

Trotz hoher Inflation und eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds konnte der Modehändler Zalando seine Verluste im ersten Jahresviertel deutlich verringern. Der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank innerhalb eines Jahres von 51,8 Millionen Euro auf 0,7 Millionen Euro. Unterm Strich blieb noch ein Verlust von 38,5 Millionen Euro nach 61,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat im ersten Quartal von der Rückkehr der Reiselust profitiert. Der Umsatz schnellte um knapp 42 Prozent auf 765,6 Millionen Euro hoch, während sich das operative Ergebnis (Ebitda) mit 158,3 Millionen Euro mehr als verdoppelte. In dem traditionell schwachen ersten Quartal verringerte sich der Nettoverlust auf 32,6 von minus 118,2 Millionen im Vorjahr.

Die geplante Fusion der britischen Mobilfunk-Aktivitäten von Vodafone und CK Hutchinson rückt einem Zeitungsbericht zufolge näher. Die beiden Konzerne stünden kurz vor einer Einigung über den umgerechnet rund 17 Milliarden Euro schweren Deal, schrieb die "Financial Times". Der Vertrag werde voraussichtlich im Laufe des Monats unterschriftsreif. Durch die Fusion entstünde der größte britische Mobilfunk-Anbieter.

Die Alphabet-Tochter Google und die Facebook-Mutter Meta stemmen sich in Kanada gegen einen Entwurf eines neuen Mediengesetzes nach dem Vorbild Australiens. "Alles, was wir von den Tech-Giganten wie Facebook und Google verlangen, ist, dass sie faire Vereinbarungen mit Nachrichtenagenturen aushandeln, wenn sie von deren Arbeit profitieren", sagte Laura Scaffidi, Sprecherin des Ministeriums für Kulturerbe.

Die Reform zielt darauf ab, digitale Medienplattformen für die Verlinkung von Nachrichteninhalten bezahlen zu lassen. Google und Meta drohen bei Verabschiedung des Gesetzes wie schon 2021 in Australien mit einer Blockade sämtlicher Nachrichten-Inhalte.

Die Aktionärinnen und Aktionäre des Lebensmittelriesen Unilever haben eine Erhöhung der Vorstandsbezüge abgelehnt. Die Hauptversammlung stimmte mit einer Mehrheit von fast 60 Prozent gegen den Vorschlag der Geschäftsführung. Der scheidende Chef Alan Jope etwa sollte für das vergangene Jahr 5,4 Millionen Euro inklusive Boni bekommen, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der künftige Chef Hein Schumacher sollte ein Fixgehalt von 1,85 Millionen Euro bekommen, das wären 18 Prozent mehr als das seines Vorgängers.

Der amerikanische Tech-Konzern Microsoft hat auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Anwendungen wie seinen Image Creator allen Nutzern zugänglich gemacht. Die generativen KI-Anwendungen seien in die Suchmaschine Bing und den Internetbrowser Edge integriert worden, erklärte der Microsoft-Vizepräsident Yusuf Mehdiheute in einem Blogeintrag. Für die Nutzung reiche eine Anmeldung mit einem Microsoft-Account aus.

Die weltgrößte Bierbrauerei AB Inbev hat im ersten Quartal von kräftigen Preiserhöhungen profitiert. Brauereien von Heineken bis Carlsberg hoben die Preise im ersten Jahresviertel um 12 Prozent an, um höhere Kosten für Aluminium, Energie und Getreide auszugleichen. Nach Einschätzung von Analysten ist es die stärkste Preisentwicklung seit mindestens einem Jahrzehnt. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich aus eigener Kraft um gut 13 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar.

Der Luxus-Sportwagenbauer Ferrari hat im ersten Jahresviertel unter anderem mit Preiserhöhungen für seine wohlhabenden Kunden mehr Gewinn eingefahren. Die Auslieferungen der Marke legten um knapp 10 Prozent auf 3567 Autos zu. Den Umsatz steigerten die Italiener allerdings um mehr als ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 27 Prozent auf 537 Millionen Euro. Die positiven Effekte aus gestiegenen Preisen und Extraausstattungen überwogen die gestiegenen Kosten. Unter dem Strich stieg der Nettogewinn um fast ein Viertel auf 297 Millionen Euro.

Das Biotechunternehmen Moderna bekommt die sinkende Nachfrage nach seinem Covid-19-Impfstoff zu spüren. Der Konzernerlös brach im ersten Quartal um fast 70 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Dollar ein. Damit schnitt Moderna jedoch deutlich besser ab als am Markt befürchtet. Auch das Ergebnis fiel unerwartet gut aus, denn Analysten hatten mit einem hohen Verlust gerechnet. Stattdessen erzielte Moderna unter dem Strich einen Gewinn von 79 Millionen Dollar. Allerdings hatte der Konzern vor einem Jahr mit rund 3,7 Milliarden Dollar noch ein Vielfaches dieser Summe verdient.

Der Insulinhersteller Novo Nordisk kommt bei der Produktion des in den Vereinigten Staaten stark gefragten Diät-Medikaments Wegovy nicht hinterher. Aus diesem Grund musste zuletzt das Angebot bei einigen Dosierungen gedrosselt werden. An der Börse führte diese Nachricht zu deutlichen Verlusten bei dem in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Papier. Das Medikament, das erst seit wenigen Jahren zugelassen ist und sowohl als Diabetes-Mittel als auch zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht eingesetzt werden darf, profitiert derzeit von einem fragwürdigen Abnehmtrend in den USA.

Das US-Arbeitsministerium hat in Franchise-Filialen der Fast-Food-Kette McDonald's in verschiedenen Bundesstaaten mehr als 300 Fälle von Kinderarbeit unter unerlaubten Konditionen aufgedeckt. In einem Fall in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky seien zwei Kinder erst zehn Jahre alt gewesen, teilte das Ministerium mit. Gegen drei Betreiber verhängte es eine Strafe von insgesamt rund 212.000 Dollar.

Um die Software AG aus Darmstadt zeichnet sich offenbar ein Bieterkampf ab. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat der Finanzinvestor Bain Capital dem Unternehmen ein Übernahmeangebot über etwa 34 Euro je Aktie unterbreitet. Damit würde Bain die 30 Euro je Aktie übertrumpfen, die der US-Technologieinvestor Silver Lake für die Softwarefirma geboten hat. Börsianer wetten bereits auf einen Zweikampf: Die Aktie der Software AG sprang am Donnerstag um mehr als sieben Prozent auf 35,70 Euro - also deutlich über das mögliche Bain-Gebot hinaus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. Mai 2023 um 09:05 Uhr.