Nasdaq Gebäude am Times Square in New York
marktbericht

Tech-Aktien gefragt Die Nasdaq macht Boden gut

Stand: 08.10.2024 22:22 Uhr

An der Wall Street standen wie schon am Vortag primär Tech-Aktien auf den Kaufzetteln der Anleger. Trotzdem bleibt die Lage an der Wall Street vor weiteren Preisdaten im Wochenverlauf angespannt.

Kursgewinne von Schwergewichten der US-Technologiebranche haben der Wall Street heute Gewinne beschert. Die Technologiebörse Nasdaq baute im Verlauf ihre Gewinne aus und legte am Ende 1,45 Prozent zu. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,55 Prozent vor. Im Gefolge stiegt auch der marktbreite S&P-500-Index um knapp ein Prozent auf 5.751 Zähler.

Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, hatte das Nachsehen und schaffte mit Mühe noch ein leichtes Plus von 0,1 Prozent auf 41.965 Punkte. Zuvor schon hatte der Index lange mit seinem Schlussstand von gestern gekämpft.

Bereits gestern hatte der Tech-Sektor nach einer positiven Meldung von Super Micro, einem Hersteller von Computern für Rechenzentren, zugelegt. Die Aktie war dank positiv aufgenommener Absatzaussagen zu Chips für KI-Anwendungen um fast 16 Prozent nach oben gesprungen und hat damit im Sektor für Aufbruchstimmung gesorgt. Heute litt das Papier nach dem Kurssprung von gestern allerdings unter Gewinnmitnahmen.

Es waren daher vor allem einige der sogenannten Glorreichen Sieben, die für Schwung sorgten, vor allem Nvidia, Apple, Tesla, Microsoft und Amazon.

Trotzdem herrschte, ebenso wie zuvor schon an den europäischen Märkten, nach dem starken Arbeitsmarktbericht über den vergangenen Monat Unsicherheit über den weiteren Zinskurs der Notenbank Federal Reserve (Fed). So hatten die Daten der Hoffnung auf eine "sanfte Landung" der heimischen Wirtschaft neue Nahrung gegeben, zugleich aber ist mit Blick auf das "Fed Watch Tool" der Optionsbörse CME eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte inzwischen komplett ausgepreist worden.

Eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht aktuell für eine Senkung um 0,25 Punkte, und selbst eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinses von 4,75 bis 5,00 Prozent erscheint nicht ausgeschlossen.

Die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten schieben deutlicheren Kursgewinnen zudem einen Riegel vor. Zudem könnte die am Freitag mit Zahlen aus dem Bankensektor ebenfalls an Fahrt gewinnende Quartalsberichtssaison zeigen, wie gut sich die Unternehmen im aktuellen Konjunkturumfeld geschlagen haben.

Bereits heute vor Börsenstart legte der Nahrungsmittelkonzern und Coca-Cola-Konkurrent Pepsico seinen Zwischenbericht vor, was den im S&P 100 enthaltenen Aktien ein Kursplus von 1,92 Prozent auf 170,42 Dollar bescherte. Zwar belasteten Produkt-Rückrufe, doch der Gewinn im dritten Quartal lag über den Schätzungen.

Pepsico behielt für das Gesamtjahr zudem seine Gewinnprognose bei, senkte jedoch die Umsatzschätzung. Unter dem Strich verdiente Pepsico im dritten Geschäftsquartal 2,9 Milliarden Dollar und damit fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zu schaffen machte dem Konzern weiterhin der Rückruf von Produkten seiner US-Sparte Quaker Foods. Auch die Snack-Sparte Frito-Lay warf weniger ab. In Europa lief Pepsicos Geschäft hingegen besser.

Der DAX hat heute im Verlauf zwar anfänglich stärkere Verluste wieder wettgemacht, den Sprung in die Pluszone am Ende aber nicht geschafft. Vor wichtigen neuen Inflationsdaten aus den USA im weiteren Wochenverlauf zeigten sich die Anleger damit eher zugeknöpft. Am Ende stand für den deutschen Leitindex ein leichter Verlust von 0,2 Prozent auf 19.066 Punkte.

Trotz des durchwachsenen Handelstages zeigte sich aber auch, dass im Gegenzug ein größerer Ausverkauf an der Börse kein Thema ist. Den Rutsch unter die Marke von 19.000 Punkten am Morgen nutzten vor allem bewegliche Anleger, um sofort wieder einzusteigen.

Insgesamt holte der deutsche Leitindex heute die Verluste vom Vormittag größtenteils wieder auf, die zunächst durch schwache Wall-Street-Vorgaben entstanden waren. Das Tagestief lag bei 18.911 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte blieb mit einem Tagesverlust von 0,43 Prozent auf 26.624 Punkte etwas stärker im Minus.

Allerdings bleibt die Lage wacklig, denn geopolitische Unsicherheiten können jederzeit wieder zum Tragen kommen und das fragile Gebilde stärker belasten. Vor allem die jüngste Eskalation im Nahen Osten treibt derzeit die Märkte um und sorgt für Verunsicherung weltweit. Primär ist besonders der Ölmarkt betroffen, die Preise für das schwarze Gold reagieren sehr sensibel.

Übergeordnet ist es aber die Zinspolitik der großen Notenbanken, die den Trend an der Börse vorgibt. Gestern hatten die Anleger an den US-Märkten ernüchtert auf die veränderten Zinsperspektiven reagiert. Ein "großer" Zinsschritt von 50 Basispunkten wie im September dürfte nach den robusten Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag vom Tisch sein, was wie stets auch entsprechend massive Konsequenzen für die europäischen Märkte hat.

"Die starken Arbeitsmarktdaten aus den USA verunsichern den Markt, da sie die Erwartungen zur zukünftigen Geldpolitik der US-Notenbank infrage stellen", kommentiert Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Diese hat wie auch die EZB stets erklärt, auf Sicht zu fahren, also immer wieder neue Daten für ihre Entscheidungen heranzuziehen.

Deshalb wird den übermorgen anstehenden Inflationsdaten eine große Bedeutung beigemessen: "Sollten auch die Inflationszahlen höher als erwartet ausfallen - mehr Beschäftigung führt zu höherem Konsum und steigenden Preisen -, stellt sich die Frage, ob die Fed Anfang November überhaupt die Zinsen senken wird", schreiben die Marktbeobachter von Index Radar.

Auch in Europa steht am 17. Oktober der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Anleger hoffen auf weitere Lockerungen der Geldpolitik. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält eine weitere Zinssenkung der EZB für möglich. "Ich bin durchaus offen, darüber nachzudenken, ob wir möglicherweise noch mal einen Zinsschritt gehen könnten", sagte Nagel in einem am Morgen verbreiteten Podcast von Table.Briefings.

Unter den Einzelwerten im DAX standen SAP an der Spitze. Die Papiere profitierten von guten US-Vorgaben aus dem Tech-Sektor, der sich gestern gegen den Trend robust zeigte. Zu den größten Verlierern gehörten BASF, die vor allem in China besonders stark vertreten sind.

Vor allem das Ausbleiben von neuen Konjunkturmaßnahmen zur Stützung der chinesischen Wirtschaft verunsicherte heute die Anleger. Viele Menschen hätten von China mehr Impulse erwartet und waren etwas enttäuscht über die Tatsache, dass sich China in dieser Angelegenheit zurückhalte, hieß es bei Experten. Neben den Rohstoff- sind heute auch Luxusaktien negativ betroffen, gehören chinesische Käufer doch zu den wichtigsten Kunden.

Trotz überraschend guter deutscher Produktionsdaten bleibt der Euro wenig verändert unter der Marke von 1,10 Dollar. Zuletzt wurden im US-Handel 1,0976 Dollar bezahlt und damit etwa das Niveau vom Vorabend. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs unverändert auf 1,0982 (Montag: 1,0982) Dollar fest. Auch am Devisenmarkt warten die Anleger gespannt auf neue Daten zur Preisentwicklung in den USA.

Im August war die heimische Gesamtherstellung dank einer starken Entwicklung bei den Autoherstellern im Monatsvergleich um 2,9 Prozent gestiegen. Analysten hatten einen Anstieg erwartet, aber nur um 0,8 Prozent.

"Der Anstieg der Industrieproduktion im August sollte nicht als Signal für eine nachhaltige Trendwende im deutschen Verarbeitenden Gewerbe gesehen werden", meint Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen Institut IMK.

"Der Anstieg ist zum Teil eine Korrektur des außergewöhnlich schwachen Juli-Wertes und zudem von Sonderfaktoren beeinflusst, wie man etwa an den extrem schwankenden Produktionszahlen im Automobilbau sieht." Die Talsohle ist laut Dullien noch nicht durchschritten.

Die Ölpreise haben ihren Höhenflug der vergangenen Handelstage nicht fortgesetzt. Nachdem die Notierungen seit Beginn des Monats tendenziell gestiegen waren, gaben sie heute erstmals in dieser Zeit deutlich nach. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel um 4,2 Prozent, ebenso der für die US-Leichtölsorte WTI. Damit gaben die beiden führende Sorten ihre Gewinne vom Vortag wieder ab.

Marktbeobachter verwiesen auf jüngste Aussagen der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission in China zu geplanten Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Diese wurden nach Einschätzung von Marktstrategen der Deutschen Bank als enttäuschend aufgenommen, weil keine neuen Details zu den Maßnahmen genannt worden seien. China gilt als einer der größten Ölverbraucher weltweit.

Trotz des aktuellen Preisdämpfers hat sich Rohöl der Sorte Brent seit Beginn des Monats etwa neun Prozent verteuert und ist zu Beginn der Woche erstmals seit August wieder über die Marke von 80 Dollar je Barrel gestiegen. Preistreiber war vor allem die Sorge einer geopolitischen Eskalation im Nahen Osten.

Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Carsten Fritsch von der Commerzbank habe der Ölmarkt aber "erstaunlich gelassen auf die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten reagiert". Er wies darauf hin, dass der Brentölpreis noch immer niedriger notiere als vor dem Überfall der Hamas auf Israel vor einem Jahr. Bisher sei es zu keinem Ausfall von Öllieferungen gekommen, da Ölproduzentenländer nicht direkt im Konflikt involviert seien, sagte Fritsch.

"Noch halten sich Angebot und Nachfrage am Ölmarkt in etwa die Waage", heißt es in einer Analyse der Dekabank. Eine geplante Erhöhung der Fördermengen durch den Ölverbund Opec+ von über zwei Millionen Barrel täglich würde aber die Zunahme des Ölkonsums im kommenden Jahr übersteigen, was einen Preisrückgang zur Folge hätte.

Die Zerstörungen durch Hurrikan "Helene" in den USA könnte die Versicherungsbranche Experten zufolge eine zweistellige Milliardensumme kosten. Die Risikospezialisten von Moody's RMS schätzen die versicherten Schäden durch Sturm, Wind und Überschwemmungen auf 8 bis 14 Milliarden US-Dollar (7,3 bis 12,8 Milliarden Euro), wie sie am Montagabend in Newark mitteilten.

Weitere Schäden von möglicherweise mehr als 2 Milliarden Dollar dürften von der staatlichen Flutschadenversicherung (NFIP) abgedeckt werden, berichtete die Tochter der bekannten Ratingagentur Moody's weiter. Derzeit steuert mit Hurrikan "Milton" schon der nächste gefährliche Wirbelsturm auf die Küste Floridas zu. US-Präsident Biden verschiebt deswegen seinen geplanten Deutschland-Besuch.

Im DAX sind mit der Münchener Rück und der Hannover Rück zwei der weltgrößten Rückversicherer vertreten, die Risiken aus dem Naturkatastrophen zeichnen. Bei Rückversicherern versichern sich Erstversicherer meist in Teilen gegen Risiken aus dem eigenen Portfolio, wenn diese ihnen zu hoch erscheinen.

Deutz-Finanzchef Oliver Neu kündigt "strukturelle Veränderungen" und den Abbau von Stellen an. Details wurden nicht genannt. Bereits vergangene Woche hatte Deutz seine Ziele für das laufende Jahr zusammengestrichen und dabei angekündigt, etwa mit Kurzarbeit noch stärker auf die Kosten achten zu wollen. Bislang hat Deutz Kurzarbeit im Wellenzentrum in Köln sowie in seinem Werk im spanischen Zafra angeordnet.

In den kommenden Jahren will das SDAX-Unternehmen stark wachsen und dabei profitabler werden. Bis 2028 soll der Umsatz auf 3,2 bis 3,4 Milliarden Euro steigen. Bis 2030 soll der Umsatz dann bei rund vier Milliarden Euro liegen.

Aktien von Nordex konnten anfängliche Gewinne nicht halten und gaben leicht nach. Der Windturbinenhersteller hat Aufträge aus Kanada zur Lieferung von Anlagen mit einem Volumen von insgesamt 500 MW erhalten. Dies umfasst auch Wartungsaufträge für einen Zeitraum zwischen 15 und 30 Jahren. Zum finanziellen Bestellvolumen wurden keine Angaben gemacht.

Die jüngsten Geschäftszahlen von Samsung bleiben hinter den Erwartungen des Marktes zurück. So geht der südkoreanische Elektronikriese in seinem Quartalsausblick für die Monate Juli bis September davon aus, dass sich das operative Ergebnis in Höhe von 9,1 Billionen Won (etwa sieben 6,2 Milliarden Euro) zwar im Jahresvergleich um das Vierfache gesteigert hat. Verglichen mit dem vorausgegangenen zweiten Jahresquartal sind die Gewinne jedoch um knapp 13 Prozent zurückgegangen.

Foxconn baut für die Herstellung des Nvidia GB200-Chip die weltweit größte Produktionsstätte. Ziel sei die "unglaublich große" Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz (KI) zu decken, sagte ein Foxconn-Sprecher am Dienstag. Das Unternehmen ließ offen, wo und zu welchem Preis die Anlage errichtet wird. Der Apple-Zulieferer Foxconn hat dank des Booms von Technik für KI im dritten Quartal so viel eingenommen wie noch nie.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.