Nach Fed-Entscheid Börsen starten robust in den November
Der Start in den November ist den Aktienmärkten gelungen. Statistisch betrachtet beginnt nun eine günstige Börsenphase. Auch die Aussagen von Fed-Chef Powell stützten die Märkte.
So richtig wollte sich US-Notenbankchef Jerome Powell nicht aus der Reserve locken lassen, als er nach dem Zinsentscheid der Federal Reserve (Fed) vor die Presse trat. Wie erwartet hatten die Währungshüter den Leitzins unverändert gelassen. Die Frage, ob die Fed noch eine weitere Zinserhöhung folgen lässt, blieb weiter offen. Doch die Aktienmärkte interpretierten Powells Äußerungen in die Richtung, dass es möglicherweise bei der Zinspause in diesem Jahr bleibt.
Der Dow Jones nahm daraufhin Fahrt auf und schloss 0,67 Prozent höher.
Die zinssensitiveren Technologiewerte entwickelten deutlich mehr Momentum. Der Nasdaq 100 gewann 1,77 Prozent.
Der aktuelle Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie stützt die Erwartung einer Zinspause. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Oktober fiel überraschend um 2,3 auf 46,7 Zähler. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Stagnation bei 49,0 Punkten gerechnet. Das Barometer entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Hintergrund für den erneuten Rückgang beim Industrie-Barometer könnte laut Experten der am Montag beendete Streik der US-Autogewerkschaft UAW sein.
Bessern sich nach drei Verlustmonaten die Zeiten für die Börse? Die Börsenhistorie lässt immerhin darauf hoffen. Statistisch betrachtet starten nach Halloween, am 1. November, die besten sechs Monate des Jahres an der Börse. Experten sprechen in diesem Kontext auch vom "Halloween-Effekt" oder der "best six months"-Strategie.
Der Start in den Börsenmonat November ist dem DAX jedenfalls geglückt. Mit einem Plus von 0,76 Prozent genügte er auch der Statistik, dass der erste Handelstag eines neuen Monats häufig gut verläuft.
Gestern hatte der deutsche Leitindex den Oktober mit einem Minus von rund 3,8 Prozent beendet. Das war der dritte Verlustmonat in Folge. Die geopolitischen Sorgen zusammen mit hohen Renditen am Anleihemarkt gelten als die Hauptgründe für die jüngsten Verluste am Aktienmarkt.
Der Euro konnte nach der Fed-Entscheidung etwas Boden gut machen, am späten Abend wurde die Gemeinschaftswährung zu 1,0568 Dollar gehandelt. Der Goldpreis konnte kaum profitieren. Die Feinunze Gold kostete im späten Handel 1.978 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger als gestern.
Die Aussicht auf anhaltend hohe Zinsen lastete am Abend auf den Ölpreisen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am späten Abend 85,00 Dollar. Das sind 0,6 Prozent weniger als gestern. Die US-Ölreserven sind derweil in der vergangenen Woche leicht um 0,8 Millionen auf 421,9 Millionen Barrel gestiegen.
Die AMD-Aktie legte an der Nasdaq um fast zehn Prozent zu, nachdem sie gestern nach der Zahlenvorlage noch unter Druck gestanden hatte. Der Umsatz des Chipherstellers war im dritten Quartal um vier Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag über den Markterwartungen und im oberen Drittel der selbst gesteckten Ziele. Zudem naht der Verkaufsstart des mit Spannung erwarteten Spezialchips für Künstliche Intelligenz (KI). Allerdings enttäuschte der Intel-Konkurrent mit seinen Umsatzzielen. AMD sagte für das vierte Quartal einen Umsatz bei 6,1 Milliarden Dollar voraus, Analysten hatten im Schnitt mit knapp 6,4 Milliarden Dollar gerechnet.
Am späten Abend meldete sich Fresenius Medical Care mit einer positiven Nachricht. Das operative Ergebnis dürfte im Vergleich zum Vorjahr im niedrig-einstelligen Prozentbereich zulegen, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Bisher war FMC davon ausgegangen, dass bestenfalls das Vorjahresergebnis von 1,54 Milliarden Euro erreicht wird. Grund für den gestiegenen Optimismus seien die positiven Auswirkungen der Turnaround-Maßnahmen und eine beschleunigte Verbesserung der operativen Leistung im bisherigen Jahresverlauf. Zudem sei der Geschäftsausblick für das vierte Quartal "solide". Die Aktie, die zuletzt durch Sorgen um ein rückläufiges Geschäft mit Dialyse-Patienten stark belastet worden war, legte auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als vier Prozent zu.
Wegen der anhaltend schwachen Nachfrage legt der Online-Händler Zalando erneut Hand an seine Jahresziele. Der Umsatz dürfte im besten Fall bei rund 10,3 Milliarden Euro stagnieren, teilte der DAX-Konzern am Abend mit. Im schlechtesten Fall sei ein Rückgang auf 10,0 Milliarden Euro zu erwarten. Bislang hatte der Vorstand noch eine Entwicklung von minus einem bis plus vier Prozent in Aussicht gestellt. Die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 300 bis 380 Millionen Euro behielt das Management bei. Auf Basis vorläufiger Zahlen ging der Umsatz im dritten Quartal um 3,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich reduzierte Zalando den Verlust aber deutlich von 35,4 Millionen Euro auf nun 8,2 Millionen Euro.
Der Stahlkonzern Salzgitter kürzt nach seiner Gewinnwarnung vom September auch seine Umsatzerwartung für das laufende Jahr. Angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und des "äußerst volatilen Umfelds" dürfte der Umsatz statt 11,5 bis 12 Milliarden nur noch um die elf Milliarden Euro erreichen, teilte das SDAX-Unternehmen überraschend am Nachmittag mit. An seinen gekappten Gewinnzielen für 2023 hält das Management fest, nachdem die Zahlen des dritten Quartals die Markterwartungen übertroffen hätten. Die Salzgitter-Aktie legte nach den Neuigkeiten zunächst zu, drehte dann jedoch in die Verlustzone. In den ersten neun Monaten erzielte Salzgitter nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro nach 9,8 Milliarden ein Jahr zuvor. Vor Steuern blieb dem Konzern ein Gewinn von 254 Millionen Euro, ein Einbruch um 78 Prozent.
Einer der gefragtesten DAX-Titel war die Sartorius-Aktie. Die US-Bank Citigroup hatte das Papier nach Quartalszahlen des Konkurrenten Repligen auf "Buy" mit einem Kursziel von 340 Euro belassen. Die verbesserten Auftragstrends im Bioprocessing-Geschäft des US-Herstellers von Materialien für biologische Arzneimittel seien ermutigend und ähnelten der jüngsten Entwicklung bei Sartorius in diesem Bereich, schrieb Analyst Vineet Agrawal in einer Studie. Die Sartorius-Aktie war im Oktober mit einem Kursverlust von über einem Viertel der zweitgrößte DAX-Verlierer nach Siemens Energy.
Der Chemiekonzern Bayer hat bei US-Rechtsstreits um Krebs-Vorwürfe zu glyphosathaltigen Unkrautvernichtern die dritte Niederlage in Folge einstecken müssen. Geschworene in einem Gericht des Bundesstaates Kalifornien in San Diego sprachen einem 57-Jährigen insgesamt 332 Millionen Dollar Schadenersatz zu.
Die Telekom-Tochter T-Systems wird künftig für das europäische Cloud-Projekt "Gaia X" eine sogenannte "ID Wallet" für den digitalen Identitätsnachweis bereitstellen. Auftraggeber ist der eco-Verband der Internetwirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Außerdem wurde das Unternehmen beauftragt, für den auf Steuerberater spezialisierten Business-Software-Anbieter Datev eine ID-Lösung für die Branche zu bauen.
Scout24 geht in diesem Jahr von etwas besseren Ergebnissen aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit dürfte in diesem Jahr um 19 bis 21 Prozent zulegen, teilte der Internetportalanbieter am Abend mit. Bisher hatte das Management nur ein Plus von 18 bis 19 Prozent eingeplant. Grund seien deutlich spürbare Spareffekte. Beim Umsatz rechnet Scout24 dagegen nun mit einem Anstieg um 14 Prozent statt zuvor 15 Prozent. Die Zahlen für das dritte Quartal legt Scout24 an diesem Donnerstag vor.
Anleger von Aston Martin nahmen nach einem heruntergeschraubten Volumenziel Reißaus. Die Aktien des Sportwagenherstellers stürzten in London um über zehn Prozent ab und markierten ihren tiefsten Stand seit knapp neun Monaten. Aufgrund von Produktionsproblemen für seinen neuen Sportwagen DB12 kappte der Hersteller die Prognose für das jährliche Großhandelsvolumen auf 6.700 von zuvor 7.000 Einheiten.
Zuwächse im dritten Quartal haben die britische Modekette Next erneut zuversichtlicher gestimmt. Die Firma hob zum vierten Mal in sechs Monaten ihr Gewinnziel an und erwartet 2023 nun einen Anstieg des Vorsteuergewinns auf 885 Millionen Pfund. Der Umsatz soll gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent auf 4,74 Milliarden Pfund steigen. Bislang hatte Next einen Vorsteuergewinn von 875 Millionen und Erlöse von 4,72 Milliarden Pfund in Aussicht gestellt.
Tesla hat sich in einem US-Prozess um die Rolle seines Assistenzsystems "Autopilot" bei einem tödlichen Unfall durchgesetzt. Der von Elon Musk geführte Autobauer konnte die Geschworenen im kalifornischen Riverside davon überzeugen, dass "Autopilot" nicht für den Unfall verantwortlich gemacht werden kann, wie der Finanzdienst Bloomberg gestern aus dem Gericht berichtete.
Der weltweit steigende Absatz und die Schwäche der Landeswährung Yen kommen dem japanischen Autobauer Toyota entgegen. Das Unternehmen konnte den Betriebsgewinn im abgelaufenen Quartal mehr als verdoppeln und erhöhte seine Gesamtjahresprognose um 50 Prozent. Von Juni bis September verdiente Toyota umgerechnet rund neun Milliarden Euro, ein Anstieg um 155,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Aktie des einst gefeierten Büroraum-Anbieters WeWork ist nach einem Medienbericht eingebrochen. Im US-Handel fiel der Kurs um mehr als 45 Prozent. Das "Wall Street Journal" hatte zuvor unter Berufung auf informierte Personen geschrieben, WeWork bereite für kommende Woche einen Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz vor. "Wir kommentieren keine Spekulationen", antwortete ein WeWork-Sprecher auf Anfrage zu dem Bericht.