Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Unsicherheit regiert Tiefroter Wochenstart

Stand: 10.03.2025 21:53 Uhr

Mit der neuen Woche kehrten die alten Zollsorgen an die Börsen zurück. Am deutschen Markt kam noch die Unsicherheit um die Milliardenpakete von Union und SPD dazu. DAX und Dow Jones verloren deutlich.

Am Freitag hatten sich die Kurse in den USA noch stabilisiert, nun sind die New Yorker Börsen wieder deutlich unter Druck geraten. Die erratische Zollpolitik von Präsident Donald Trump belastet zunehmend auch die Konjunkturerwartungen in den Vereinigten Staaten. Der Dow Jones verlor 2,08 Prozent auf 41.911 Punkte.

Die konjunktursensiblen Technologiewerte litten noch stärker. Der Nasdaq 100 sackte um 3,81 Prozent auf 19.430 Punkte ab.

Da in den USA bereits seit Sonntag die Sommerzeit gilt, wird die Wall Street bis Ende des Monats bereits um 14.30 unserer Zeit eröffnen und um 21 Uhr MEZ schließen.

"Festhalten lässt sich, dass Investoren zunehmend nervöser auf die Kombination aus Wachstums- und Inflationsausblick für die USA blicken", stellte Stefan Rondorf, Investmentstratege bei Allianz Global Investors, fest. Vor dem Hintergrund hoher Bewertungen und einer risikobereiten Portfolioausrichtung vieler Investoren zum Jahresbeginn könne eine schwankungsanfällige Phase an den Märkten bevorstehen.

Der deutsche Aktienmarkt setzte seine Talfahrt von Freitag fort. Der DAX büßte 1,69 Prozent auf 22.620 Punkte ein. Damit entfernte sich der deutsche Leitindex wieder von seinem Rekord bei 23.475 Punkten, den er am vergangenen Donnerstag erreicht hatte. Immerhin konnte sich der DAX von seinem Tagestief wieder etwas absetzen. Marktteilnehmer verwiesen darauf, dass er auch die technisch bedeutsame 21-Tage-Linie (aktuell bei 22.585 Punkten) halten konnte.

"Die erratische und unberechenbare Politik in den USA sorgt zunehmend für Unwillen der internationalen Anleger, zumal die Konsequenzen für Wachstum und Inflation nicht leicht abzuschätzen sind und die Zinsperspektiven kaum mehr stützenden Charakter haben", erklärten die Marktbeobachter der Helaba.

Dazu kam die Ungewissheit über die geplanten milliardenschweren Verteidigungs- und Infrastrukturpakete von Union und SPD. Diese sind noch nicht in trockenen Tüchern. Für die erforderliche Grundgesetzänderung bräuchte es die Zustimmung der Grünen, die diese bislang verweigern. Zudem könnte das Vorhaben auch noch durch eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gestoppt werden. Am Freitag war der DAX mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 23.008 Punkte aus dem Handel gegangen.

Angesichts der geplanten Milliardeninvestitionen in Deutschland hinterfragten Marktteilnehmer zunehmend die Finanzierbarkeit und kritisierten eine mögliche Verschwendung von Steuergeldern, meinte Christian Henke, Marktbeobachter bei IG Markets. "Vor allem sorgen sich die Börsianer aber über eine Ausuferung der Staatsschulden."

Auch David Zahn, Anleiheexperte bei Franklin Templeton, warnt: "Der Anstieg der deutschen Anleiherenditen in den letzten Tagen spiegelt das Unbehagen der Märkte über die expansiven Haushaltspläne der Regierung wider, die eine höhere Verschuldung und Inflationsrisiken signalisieren." 

Von Konjunkturseite erhielt der deutsche Markt heute gemischte Signale: Für Januar steht sowohl im Vergleich zum Dezember als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus in der Ausfuhrbilanz. Im Januar wurden Waren im Gesamtwert von 129,2 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2,5 Prozent weniger als im Dezember und 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Produktion der deutschen Unternehmen ist dagegen zu Jahresbeginn gestiegen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Januar zusammen 2,0 Prozent mehr her als im Vormonat, teilten die Statistiker mit. Das war der stärkste Anstieg seit August.

Nach seinem jüngsten Höhenflug konnte der Euro sein Niveau weitgehend halten. Am späten Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0830 Dollar. Am Freitag hatte der Euro noch mit 1,0889 Dollar den höchsten Stand seit November erreicht. Die von Union und SPD verabredeten milliardenschweren Finanzpakete für Infrastruktur und Verteidigung sorgten für Zuversicht. Am Montag wuchsen jedoch die Zweifel, da die Grünen den vorgelegten Paketen nicht zustimmen wollen. Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 2.887 Dollar.

Der Bitcoin fiel im Verlauf unter die Marke von 80.000 Dollar auf den tiefsten Stand seit vergangenem November. Am Abend notierte die Kryptowährung bei 79.108 Dollar. In der Vorwoche hatte der Bitcoin zeitweise noch bei 95.000 Dollar notiert. Der von US-Präsident Donald Trump ausgerichtete "Krypto-Gipfel" im Weißen Haus mit Vertretern der Krypto-Branche erfüllte die Erwartungen der Anleger nicht. Die US-Regierung hatte am Donnerstag die Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve angekündigt. Allerdings sollen dafür keine Bitcoin am Markt gekauft werden. Die Regierung will vielmehr im Rahmen von Straftaten konfiszierte Bitcoin zum Aufbau der Reserve nutzen.

Unter den gebeutelten Technologieaktien fiel erneut die Tesla-Aktie auf. Die Papiere des Elektroautobauers sackten um über 15 Prozent ab. Dazu trugen skeptische Analystenkommentare bei. Der UBS-Experte Joseph Spak kappte seine Auslieferungsprognosen. Für die Markterwartung sieht er beim Ergebnis je Aktie ein Rückschlagrisiko von etwa 30 Prozent. Hintergrund der Skepsis sind zum einen Teslas Probleme in China. In anderen großen E-Auto-Märkten schadet die Kritik am Vorstandsvorsitzenden Elon Musk dem Ansehen der Marke. In Deutschland beispielsweise brachen die Zulassungen in den ersten beiden Monaten des Jahres um 70 Prozent ein. Überhaupt fürchten Anleger, dass sich Musk mit seinem Agieren auf politischer Ebene verzettelt und sich nicht genug um Tesla kümmert. Seit ihrem Rekordhoch bei knapp 489 Dollar Mitte Dezember 2024 hat die Tesla-Aktie mittlerweile mehr als die Hälfte an Wert verloren.

Im schwachen deutschen Gesamtmarkt erklomm die Aktie der Deutschen Börse ein weiteres Rekordhoch. Die zunehmenden Kursschwankungen an den Finanzmärkten dürften die Investoren auf Trab halten und für gute Umsätze der Börsenbetreiber sorgen, erklärten Marktteilnehmer. Damit hat der DAX-Titel seit Jahresbeginn knapp 20 Prozent gewonnen. Nicht zuletzt die politischen Entwicklungen seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und dessen erratisches Vorgehen dürften die Investoren zu immer neuen Anpassungen ihrer Portfolios zwingen - mit positiven Folgen für die Börsenbetreiber.

BioNTech ist auf dem Weg zur Entwicklung von Krebsmedikamenten deutlich in die Verlustzone gerutscht und will nun Stellen abbauen. Das für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Unternehmen teilte mit, Grund für die roten Zahlen seien die hohen Investitionen vor allem in teure klinische Studien. Unter dem Strich stand 2024 ein Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro. Damit setzt sich die Entwicklung fort, die begonnen hatte, als das Geschäft mit dem Covid-19-Impfstoff abflaute. 2022 hatte der Gewinn noch etwa 9,4 Milliarden Euro betragen, 2023 waren es dann nur noch etwa 930 Millionen gewesen.

Der Autoabsatz in China ist nach einem schwachen Jahresstart wieder deutlich gestiegen. Im Februar gingen insgesamt 1,41 Millionen Fahrzeuge an die Kunden, das ist ein Plus von 26,1 Prozent, wie aus Daten des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA) hervorgeht. Ein erweitertes Kundenförderprogramm habe die Nachfrage angekurbelt.

Zum dritten Mal in Folge wurden mehr Verbrennerfahrzeuge als Elektroautos und Hybride verkauft. Im Januar war der Absatz um zwölf Prozent eingebrochen, so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Der Kochboxenversender HelloFresh befürchtet infolge einer schwächeren Nachfrage einen Umsatzrückgang. Der Erlös des laufenden Jahres dürfte ohne Wechselkurseffekte um drei bis acht Prozent fallen, teilte der MDAX-Konzern nach Xetra-Schluss mit. Analysten waren im Schnitt dagegen von einem Plus von fast drei Prozent ausgegangen. Nachbörslich stand die Aktie unter Druck. Im operativen Geschäft will Konzernchef Dominik Richter 2025 zumindest wieder das Niveau von vor zwei Jahren erreichen. Der um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) solle von 399 Millionen im Vorjahr auf 450 bis 500 Millionen Euro steigen. Auf Basis vorläufiger Berechnungen legte HelloFresh im vergangenen Jahr nur marginal zu. Die vollständigen Jahreszahlen will das Unternehmen am Donnerstag bekannt geben.

Der Autobauer Ford will mit einer Finanzspritze sein kriselndes Geschäft in Deutschland und Europa wieder auf Kurs bringen. Die neue Finanzierung von bis zu 4,4 Milliarden Euro umfasse eine Kapitaleinlage, um die Schulden der Ford-Werke zu reduzieren, teilte die deutsche Tochter mit. Zusätzlich würden Mittel "für einen mehrjährigen Businessplan bereitgestellt, der darauf abzielt, die laufenden Restrukturierungsbemühungen zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern".

Der Immobilienkonzern LEG profitiert von der Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die für das Unternehmen wesentliche Ergebniskennziffer AFFO (Mittelzufluss aus der operativen Tätigkeit bereinigt um aktivierte Investitionen) legte 2024 im Jahresvergleich um 10,6 Prozent auf 200,4 Millionen Euro zu. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern beim AFFO weiterhin mit einem Wert von 205 bis 225 Millionen Euro.

Unter dem Strich schaffte es der Immobilienkonzern wieder in die schwarzen Zahlen. Das Periodenergebnis betrug im Berichtszeitraum 68,9 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte LEG noch einen Verlust in Höhe von knapp 1,6 Milliarden Euro ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. März 2025 um 09:00 Uhr im Update Wirtschaft.