Nasdaq und S&P 500 verlieren Dow schließt knapp im Plus
An der Wall Street konnte sich von den wichtigen Indizes lediglich der Dow Jones im Plus halten. Bis zum Handelsschluss büßten vor allem Technologie- und Halbleiterwerte im Umfeld von Apple ein. Anleger fürchten iPhone-Verbote in China.
An der Wall Street verloren die großen Indizes, nachdem sich der Arbeitsmarkt robuster zeigte als erwartet. Das bestärkt Marktbeobachtern zufolge Befürchtungen, dass die Zinsen länger auf einem hohen Niveau bleiben könnten. Auf die Stimmung drückten auch die anhaltenden Spannungen Chinas mit dem Westen. China verbietet Medienberichten zufolge immer mehr Staatsbediensteten die Nutzung von iPhones.
Von den wichtigen Indizes verbuchte nur der von traditionellen Wirtschaftsbranchen dominierte Leitindex Dow Jones ein knappes Plus von 0,17 Prozent. Ein Teil der Verluste konnte zwar wieder wettgemacht werden, der breiter gefasste S&P 500 gab bis Handelsschluss dennoch 0,32 Prozent nach, der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,73 Prozent.
In den USA sorgten überraschend gute Arbeitsmarktdaten für Unbehagen an der Börse. Was für die Wirtschaft erfreulich ist, belastet den Aktienmarkt, denn starke US-Konjunkturdaten schüren die Befürchtung einer anhaltend straffen US-Geldpolitik. In der vergangenen Woche fiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 13.000 auf 216.000. Es ist der vierte Rückgang in Folge.
Eine niedrige Arbeitslosigkeit stützt die Lohnentwicklung und treibt tendenziell die Inflation. Die Fed versucht die hohe Inflation mit Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen. Die Erwartungen, dass sich die US-Notenbank dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähert, wurden in den letzten Tagen durch stärker als erwartete US-Wirtschaftsdaten abgeschwächt.
Nach einem schwankungsreichen Börsentag für den DAX schloss der deutsche Leitindex 0,14 Prozent tiefer bei 15.719 Punkten. Den ganzen Tag über hatte sich der Index für keine klare Richtung entscheiden können. Enttäuschende Konjunkturzahlen, etwa zur Industrieproduktion, drückte auf die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger.
Laut Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets ist "die Stimmung hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefühlt auf dem Tiefpunkt". Der DAX beweise aber eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit. "Der deutsche Aktienindex wackelt, aber er fällt noch nicht", so der Marktbeobachter. Für eine Erholung fehlten aber die kaufwilligen Investoren.
Während in den USA die Konjunktur weiterhin relativ robust zu bleiben scheint, sieht es in der Eurozone und Deutschland anders aus. Die Wirtschaft der Eurozone hat sich im Frühjahr schwächer entwickelt als bisher bekannt. Die Wirtschaftsleistung (BIP) stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat heute mitteilte. Eine vorherige Schätzung hatte ein Wachstum von 0,3 Prozent ergeben.
Gleichzeitig senkte das ifo-Institut die Prognose für die deutsche Wirtschaftsleistung für das laufende Jahr. Die Ökonomen rechnen mit einem Rückgang um 0,4 Prozent, einer Inflation von 6,0 Prozent und fast 2,6 Millionen Arbeitslosen. "Es besteht kein Zweifel mehr daran, die deutsche Wirtschaft hat ein Wachstumsproblem", sagte Jürgen Molnar, Analyst bei RoboMarkets. Ein Leitindex, der zumindest noch in der Nähe seines Allzeithochs von 16.528,97 Zählern notiere, passe nicht in dieses Bild. Das werde vielen Anlegern gerade klar, so Molnar.
Dass die konjunkturelle Lage angespannt ist, zeigt auch der weitere Rückgang der deutschen Industrieproduktion. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,8 Prozent weniger her als im Vormonat. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Nach schwachen Wirtschaftsdaten ist es für den Euro weiter bergab gegangen. Bei 1,0686 US-Dollar notierte die Gemeinschaftswährung so niedrig wie seit mehr als drei Monaten nicht mehr. Im New Yorker Handel kostete sie mit zuletzt 1,0698 Dollar unwesentlich mehr. Der Euro wird schon seit einiger Zeit von einer Kombination aus schwachen heimischen Wirtschaftsdaten und soliden US-Konjunkturzahlen in die Zange genommen.
Apple-Titel büßten am Dow-Ende nahezu drei Prozent ein. Schon gestern hatten die Titel mehr als dreieinhalb Prozent verloren, nachdem bekannt geworden war, dass für den iPhone-Hersteller und andere US-Technologieriesen in Europa wegen ihrer Marktmacht bald strengere Regen gelten. Zudem hatte es in einem Bericht geheißen, China verbiete Staatsbeamten im Dienst die Verwendung von iPhones und anderen Mobilgeräten aus dem Ausland. Nun will das Land dieses Verbot Insidern zufolge auf weitere Angestellte im öffentlichen Dienst ausweiten Mit dem iPhone-Bann heize China den Technologie- und Handelskrieg mit den USA neu an, schrieb Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Bei Börsianern komme dies nicht gut an.
Auch die Anteilsscheine von Halbleiterunternehmen wurden von den Nachrichten um Apple unter Druck gesetzt. So büßten Qualcomm-Titel 7,8 Prozent ein, für Nvidia und Broadcom ging es um 1,7 Prozent nach unten. Dagegen trotzte Dow-Spitzenreiter Intel mit plus 3,2 Prozent dem negativen Branchentrend.
Die Deutsche Telekom kann auf milliardenschwere Erlöse aus ihrer Beteiligung an T-Mobile US bauen. Die Telekom teilte mit, dass sie voraussichtlich rund 1,8 Milliarden Dollar nach Steuern an Dividendenzahlungen in den kommenden fünf Quartalen erhalten solle. T-Mobile beabsichtige, die Dividende je Aktie jährlich um rund zehn Prozent zu erhöhen. T-Mobile wolle für dem Zeitraum vom vierten Quartal 2023 bis Ende 2024 bis 19 Milliarden Dollar an die Aktionäre zurückgeben, was sowohl über Aktienrückkäufe als auch über Dividenden passieren solle.
Die Alphabet-Tochter Google aktualisiert im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen im November 2024 ihre Transparenzpolitik. Wahlwerbung müsse ab Mitte November dieses Jahres mit einem klaren und auffälligen Hinweis versehen werden, wenn die Anzeige KI-generierte Inhalte enthalte. Die Richtlinie gelte für Bild-, Video- und Audioinhalte auf allen Plattformen.
Der deutsche Softwareriese SAP will die Bonner Software-Management-Firma LeanIX übernehmen. Der Abschluss der Übernahme werde noch im vierten Quartal erwartet, teilten die Unternehmen heute mit. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen zunächst keine Angaben. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die bevorstehende Übernahme berichtet. Nach Informationen des Blatts könnte LeanIX eine Bewertung von knapp 1,2 Milliarden Euro erreichen. SAP will mit der Übernahme sein Portfolio für Geschäftstransformationen stärken. Mit LeanIX können Kunden sich einen Überblick über ihre bestehenden IT-Systeme verschaffen.
Der südkoreanische Chiphersteller SK Hynix hat eine eigene Untersuchung zur mutmaßlichen Verwendung seiner Produkte im neuen Smartphone des chinesischen Anbieters Huawei eingeleitet. Die Südkoreaner machten heute deutlich, keine Speicherchips mehr an den chinesischen Technologiekonzern zu liefern. "SK Hynix macht seit der Einführung der Restriktionen der USA gegen Huawei keine Geschäfte mehr mit dem Unternehmen", hieß es in einer Stellungnahme. Was die Frage nach dem Einbau von Chips im Huawei-Gerät betreffe, "haben wir eine Untersuchung begonnen, um mehr Einzelheiten zu erfahren". Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, unter den Teilen im Smartphone Mate 60 Pro von Huawei ließen sich auch Speicherchips von SK Hynix finden.
Im Rechtsstreit um fehlerhafte Beatmungsgeräte hat sich der Medizintechnikkonzern Philips mit einem Teil der US-Kläger auf eine Vergleichszahlung geeinigt. Die Einigung bezieht sich allerdings nur auf Kläger, die einen finanziellen Schaden geltend machten, wie der Konzern heute mitteilte. Dazu zählen etwa Nutzer der Geräte sowie Versicherer. Davon nicht betroffen sind Klagen, in denen es um angebliche gesundheitliche Schäden geht. Philips hatte weltweit rund 5,5 Millionen Beatmungsgeräte zurückrufen müssen. In den betroffenen Geräten wurde ein Dämmschaumstoff verarbeitet, von dem sich Partikel lösten. Der darin verwendete Schaumstoff steht im Verdacht, im Laufe der Zeit giftig zu werden. An der Börse weiteten die Aktien ihre Verluste auf die Nachricht hin noch etwas aus.
Der US-Flugzeughersteller Boeing muss bei seinen Jahreszielen etwas zurückstecken. Wegen fehlerhafter Bohrungen im hinteren Druckschott werde der Hersteller in diesem Jahr voraussichtlich nur etwa 400 Maschinen der 737-Reihe ausliefern können, sagte Boeing-Finanzchef Brian West. Bisher hatte Boeing 400 bis 450 Exemplare angepeilt. Rund 70 Prozent der Maschinen auf Lager seien von den fehlerhaften Bohrungen im hinteren Druckschott betroffen, erläuterte der Manager.
Boeing hatte Ende August mitgeteilt, dass sein Zulieferer Spirit Aerosystems unsachgemäß Löcher in ein Bauteil gebohrt hat, das für die Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Kabine wichtig ist. Aus Sicht der US-Luftfahrtbehörde FAA stellt das Problem an den Maschinen kein Sicherheitsrisiko dar. Mitarbeiter müssten nun an den betroffenen Flugzeugen hunderte Bohrlöcher überprüfen und instand setzen.
Im Zwist um den Mobilfunknetz-Zugang in Deutschland haben 24 Wettbewerber der drei großen Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica einen besseren Wettbewerb gefordert. In einem heute veröffentlichten Schreiben, über das die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zuerst berichtet hatte, wird auf ein "eklatantes Ungleichgewicht" auf dem deutschen Markt hingewiesen. Dieses verhindere den Marktzutritt neuer Mobilfunkanbieter. Zu den Unterzeichnern gehören 1&1-Chef Ralph Dommermuth, diverse Festnetzanbieter sowie Stadtwerke-Töchter wie Dokom aus Dortmund. Sie fordern Zugriff auf die Netze der Marktführer.
Aktien von Ströer haben heute im späten Handel Rückenwind von einem Medienbericht bekommen. Nachdem die Nachrichtenagentur Reuters in Berufung auf Kreise berichtet hatte, dass der Werbekonzern über einen Verkauf der Statistikplattform Statista nachdenke, setzten sich die Papiere mit einem Kursgewinn von bis zu 4,6 Prozent ab. In den Schlussminuten des Xetra-Handels relativierte sich das Plus dann wieder auf etwa ein Prozent. In dem Bericht hieß es, die Datenbank-Plattform könnte mit 1,5 Milliarden Euro bewertet werden. Ein Händler sprach in einem ersten Kommentar auch deshalb von einer "positiven Story". Er verwies darauf, dass sich die Marktkapitalisierung des ganzen Unternehmens derzeit nur auf 2,4 Milliarden Euro belaufe.
Die Zalando-Gründer Robert Gentz und David Schneider sollen den Online-Modehändler weitere vier Jahre lang führen. Der Aufsichtsrat habe die Verträge der beiden Manager bis Dezember 2027 verlängert, teilte der DAX-Konzern heute in Berlin mit. Gentz und Schneider hatten Zalando im Jahr 2008 gegründet und 2014 an die Börse gebracht.
Die Gründer der von Ford und VW dichtgemachten Roboterauto-Firma Argo AI satteln auf selbstfahrende Lastwagen um. Sie stellten heute das neue Unternehmen Stack AV vor, das vom japanischen Tech-Investor Softbank finanziert wird. Chef des neuen Unternehmens ist Brian Salesky, der den Posten bereits bei Argo AI hielt. Stack AV wird bei selbstfahrenden Lastwagen mit seit langem aktiven Rivalen wie der Google-Schwesterfirma Waymo und Aurora Innovation konkurrieren.
Der KI-Chatbot ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI hat im August den dritten Monat in Folge einen Rückgang bei Zugriffen verzeichnet. Die weltweiten Besuche auf der ChatGPT-Website gingen im August um 3,2 Prozent auf 1,43 Milliarden zurück, wie das Analyseunternehmen Similarweb bekanntgab. Auch in den beiden vorhergehenden Monaten war es zu Rückgängen von rund zehn Prozent gekommen. Auch die Verweildauer auf der Website des ChatBots ging von durchschnittlich 8,7 Minuten im März auf sieben Minuten im August zurück. Die Zahl der weltweiten Besucher stieg jedoch im August leicht auf 180,5 Millionen Nutzer. Experten zufolge haben möglicherweise die Sommerferien mit den schwächeren Nutzerzahlen zu tun. Der US-ChatGPT-Verkehr stieg im August parallel zum Schulbeginn dort leicht an.