Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse.
marktbericht

DAX schließt leicht höher Ein Börsentag voller Überraschungen

Stand: 11.09.2024 18:27 Uhr

Gestützt von Spekulationen um die Commerzbank konnte der DAX zulegen. Nach Veröffentlichung der aktuellen US-Inflationsdaten am Nachmittag wurde es noch einmal hektisch.

Nach einer bewegten Sitzung ist der DAX zur Wochenmitte 0,35 Prozent höher bei 18.330 Punkten aus dem Handel gegangen. Zunächst hatte ein kräftiger Kursanstieg bei der Commerzbank den Markt beflügelt.

Als die US-Inflationsdaten für den August um 14.30 Uhr veröffentlicht wurden, kam es zu heftigen Kursschwankungen, die den DAX zeitweise ins Minus drückten. Zwar sank die Teuerung weiter auf eine Rate von 2,5 Prozent, was die Zinshoffnungen aufrecht erhielt. Allerdings bemängelten Experten den weiter hohen Preisdruck bei den Mieten, der die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) bei 3,2 Prozent verharren ließ.

Insgesamt stärkten die Daten die Erwartung, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bei ihrem Zinsentscheid am kommenden Mittwoch nur eine kleine Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten vornehmen wird.

Gestern hatte der deutsche Leitindex angesichts neuer Sorgen um die deutsche Autobranche ein Prozent eingebüßt. Die New Yorker Börsen schlossen uneinheitlich. Während der Standardwerteindex Dow Jones 0,2 Prozent verlor, erholten sich die Technologiewerte an der Nasdaq um 0,8 Prozent.

Update Wirtschaft vom 11.09.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 11.09.2024 09:00 Uhr

Die US-Märkte nahmen die Inflationsdaten, genauer die Entwicklung der Kernrate, überwiegend negativ auf. Der Leitindex Dow Jones verliert zur Stunde über ein Prozent.

Auch die Technologietitel an der Nasdaq standen zunächst stark unter Druck, konnten sich im Verlauf aber wieder bei einem leichten Minus einpendeln.

Am Devisenmarkt drehte die Stimmung nach den Daten zur US-Inflation. Der Dollar profitierte von der gestärkten Erwartung eines nur kleinen Zinsschritts. Bis zum frühen Abend verlor der Euro 0,1 Prozent auf 1,1012 Dollar. Der Goldpreis, der in Euro gerechnet ein neues Rekordhoch erreichte, lag zuletzt bei 2.512 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Die Ölpreise erholten sich etwas von den kräftigen Verlusten am Dienstag. Am frühen Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit 70,45 Dollar 1,1 Prozent mehr als am Vortag. In den USA haben die Ölreserven in der vergangenen Woche etwas moderater zugelegt als erwartet. Die Bestände an Rohöl stiegen im Vergleich zur Vorwoche um 0,8 Millionen auf 419,1 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 1,1 Millionen Barrel gerechnet. Sinkende Ölreserven stützen in der Regel die Ölpreise.

Zuletzt hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA und vor allem aus China immer wieder Spekulationen um eine schwächere Ölnachfrage geschürt.

Nach dem hitzigen ersten TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump gewinnen an der Wall Street die Papiere, die vermeintlich von einem Wahlsieg der Demokratin profitieren würden. Dabei steht vor allem der Bereich Erneuerbarer Energien im Fokus. Da Harris in einer Zuschauerbefragung nach dem Duell positiver wahrgenommen wurde als ihr republikanischer Kontrahent, legen etwa die Aktien des Solarkonzerns First Solar um mehr als sechs Prozent zu.

Seit gestern Abend überschlagen sich die Meldungen zur Commerzbank: Am Abend hatte der Bund den Verkauf eines 4,49-Prozent-Pakets an der Großbank angekündigt. Am Morgen wurde nun bekannt, dass die italienische UniCredit das gesamte Paket ersteigert hat und inklusive weiterer Zukäufe am Markt bereits neun Prozent an dem Institut hält.

Zudem bekundeten die Italiener ihr Interesse an einem Ausbau des Engagements. Die UniCredit will bei den Aufsichtsbehörden die Genehmigung beantragen, bei Bedarf mehr als 9,9 Prozent der Commerzbank übernehmen zu dürfen. Das löste Übernahmespekulationen aus, die den Finanztitel zeitweise um mehr als 17 Prozent nach oben schnellen ließen. Bei der Commerzbank wollte der Aufsichtsrat am Nachmittag über den Einstieg der Italiener beraten.

Gefragt war im DAX auch die Covestro-Aktie. Laut der "Financial Times" dürfte staatliche Ölunternehmen Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten noch in diesem Jahr eine offizielle Offerte für den Kunststoffkonzern vorlegen. Grundsätzlich ist weder diese Erwartung noch der genannte mögliche Transaktionswert von rund 14,4 Milliarden Euro inklusive Schulden neu, doch bleibt das Thema damit in den Köpfen der Anleger präsent. Konkrete Übernahmeverhandlungen mit Adnoc gibt es seit Juni 2024. Im Raum steht dabei ein Preis von 62 Euro je Aktie.

Bei der Fertigung hochmoderner Halbleiter auf Galliumnitrid-Basis hat Infineon nach eigenen Angaben einen technologischen Durchbruch erzielt. Als erstem Unternehmen weltweit sei es Infineon gelungen, das Material auf 300 Millimeter großen Scheiben (Wafern) zu fertigen. Das verspreche in den kommenden Jahren enorme Kostenvorteile bei der Produktion der Bauteile, die unter anderem für Ladegeräte wichtig sind, aber auch bei KI-Servern, in Solaranlagen oder in der Elektromobilität eine Rolle spielen. "Dieser technologische Durchbruch wird die Branche verändern", erklärte Infineon-Chef Jochen Hanebeck.

Schwächster DAX-Titel war die Bayer-Aktie. Ein Bericht der "Rheinischen Post" bestätigte die Pläne des Pharma- und Agrarchemiekonzerns, im Glyphosat-Rechtsstreit erneut vor das höchste US-Gericht zu ziehen. Mit einem Kursminus von fast einem Fünftel ist die Aktie 2024 einer der größten Verlierer im deutschen Leitindex. Seit dem ersten negativen Gerichtsurteil im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel im Sommer 2018, das eine milliardenteure Klagewelle losgetreten hatte, hat das Papier gut 70 Prozent an Wert verloren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. September 2024 um 11:00 Uhr.