Nasdaq legt zu Tech-Aktien stützen die Wall Street
Die US-Börsen präsentierten sich heute uneinheitlich, Tech-Aktien schnitten dabei besser ab. Derweil kehrte ein altbekanntes Thema wieder auf die Agenda zurück.
In New York haben sich unter der Führung der Nasdaq alle großen Indizes von anfänglich schwächeren Kursen erholt. Am Ende des Tages gab es aber trotzdem kein einheitliches Bild.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, schloss um 0,28 Prozent leicht im Minus bei 43.268 Punkten, konnte anfänglich stärkere Verluste aber wie auch die anderen Indizes noch abbauen.
Die technologielastige Nasdaq drehte nach schwächerer Eröffnung ins Plus und gewann am Ende 1,04 Prozent hinzu, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,71 Prozent vor. Auch der marktbreite S&P 500 stieg moderat um 0,4 Prozent auf 5.916 Punkte.
Börsianern zufolge wackelt derzeit an der Wall Street der sogenannte Trump-Trade zusehends, mit dem Anleger im Laufe der ersten November-Hälfte auf die Rückkehr des Ex-Präsidenten Donald Trump reagiert hatten. Von den Rekorden, die die großen US-Indizes zuletzt aufstellten, kommen die Kurse nun wieder etwas zurück.
Denn es besteht die Sorge, Trump könnte mit seiner Politik die Inflation anheizen und so die Bereitschaft der US-Notenbank bremsen, die Zinsen weiter zu senken.
"Sollte die US-Wirtschaft infolge fiskalischer Stimuli noch stärker wachsen als momentan erwartet und sich die Inflation auf hohem Niveau verfestigen, könnte die Fed 2025 möglicherweise eine längere Zinspause einlegen", kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Die Investoren versuchten auch, die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg zu interpretieren. Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj am 1000. Kriegstag erstmals russisches Gebiet mit weiterreichenden US-Raketen angegriffen. Zugleich vollzog Präsident Wladimir Putin die bereits seit längerem geplante Änderung der Nukleardoktrin dahingehend, dass die Schwelle für einen Atomschlag herabgesenkt wurde.
"Investoren überall auf der Welt sind nervös, denn Putin hat gesagt, dass wenn die Situation eskaliert, könnte er mit einer weiteren Eskalation antworten", sagte Kim Forrest, Chefanlegerin beim Investitionsverwalter Bokeh.
Kann in diesem schwierigen Umfeld der Quartalsbericht eines einzelnen Unternehmens die Stimmung an den Börsen drehen, auch wenn es sich dabei um Nvidia handelt? Am Markt herrscht jedenfalls viel Zuversicht, Nvidia-Aktien stiegen an der Nasdaq um 4,89 Prozent auf 147,01 Dollar und näherten sich damit ihrem Rekordhoch bei 149,76 Dollar. Seit Anfang des Monats sind sie aber auch im Dow Jones enthalten, der damit ein gutes Stück "technischer" geworden ist. Das Papier war größter Gewinner im Dow.
Das wertvollste Unternehmen der Welt wird morgen nach US-Börsenschluss berichten. Sollte die Bilanz nicht überzeugen, könnte das Fachleuten zufolge für fallende Kurse sorgen.
"Ich gehe davon aus, dass sie die Erwartungen weiterhin übertreffen werden, aber der Optimismus der Anleger ist so groß gewesen, dass man nicht darum herumkommt, ein gewisses Potenzial für einen kleinen Ausverkauf nach den Zahlen zu sehen", kommentiert Robert Pavlik vom Vermögensverwalter Dakota Wealth.
Zu den größten Gewinnern im Dow gehörte auch die Walmart-Aktie mit einem Aufschlag von knapp 3,0 Prozent, die damit ihre Rekordrally fortsetzte. Denn der US-Supermarktkonzern und weltgrößter Einzelhändler hat seine Prognose ein weiteres Mal nach oben geschraubt.
Der Nettoumsatz dürfte im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende Januar) ohne Berücksichtigung von Währungseffekten um 4,8 bis 5,1 Prozent zulegen, wie das Unternehmen in Bentonville im US-Bundesstaat Arkansas mitteilte. Bereits Mitte August hatte Walmart den Ausblick angehoben und seitdem ein Wachstum von 3,75 bis 4,75 Prozent erwartet.
Danach hatte es lange nicht ausgesehen. Der DAX holte in einer Gegenbewegung am Nachmittag noch einen Großteil seiner anfänglich stärkeren Verluste auf und verteidigte zudem die wichtige technische Unterstützungsmarke von 19.000 Punkten. Bei einem Tagestief von 18.812 Punkten nach neuen Ukraine-Ängsten, dem tiefsten Stand seit Ende September, sah es nicht danach aus, als ob dies noch gelingen würde.
Rückenwind kam im Verlauf von der Wall Street, vor allem Technologieaktien waren gefragt im Vorfeld der wichtigen Quartalszahlen von KI-Platzhirsch Nvidia, die morgen nach US-Börsenschluss erwartet werden.
Am Ende ging der deutsche Leitindex bei 19.060 Punkten aus dem Handel, immer noch ein Tagesverlust von 0,67 Prozent. Gestern war das Börsenbarometer noch wenig verändert bei 19.189 Punkten aus dem Handel gegangen. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor 0,37 Prozent auf 26.098 Punkte.
Vom ersten Börsen-Jubel nach der Wahl Donald Trumps ist aber trotz der Intra-Day-Erholung heute nicht mehr viel übrig geblieben.
"Es besteht kein Zweifel, dass die Wahl von Donald Trump und die Androhung von Strafzöllen, die für die Automobilindustrie noch verschärft werden könnten, die Skepsis der Investoren gegenüber Europa verstärkt haben und das zu einer Zeit, in der sowohl Deutschland als auch Frankreich mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen", erläutert Benjamin Melman, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter Edmond de Rothschild.
"Die im Wahlkampf angekündigte aggressive Wirtschaftspolitik gegenüber Europa und China nimmt allmählich Gestalt an", konstatiert Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG. Dies habe mögliche fatale Folgen für die Konjunktur auf dem alten Kontinent. "Donald Trump könnte der Präsident der Zölle werden. Neuerliche Handelskonflikte mit der Europäischen Union und dem Reich der Mitte scheinen unausweichlich zu sein", so Henke.
Offensichtlich griff heute so mancher Investor auch am Rentenmarkt auf niedrigem Niveau zu und schichtete damit in den "sicheren Hafen" der festverzinslichen Staatsanleihen um. Deren Markt hatte allerdings schon im Vorfeld der Trump-Wahl deutlich unter Druck gestanden.
Auf beiden Seiten des Atlantiks fielen die Renditen über alle Laufzeiten. Zehnjährige Staatsanleihen rentierten in Deutschland zuletzt bei 2,33 nach zuletzt 2,39 Prozent, in den USA warfen Treasuries der gleichen Laufzeit 4,38 Prozent ab nach 4,45 Prozent gestern.
Der Euro kann auf die Erholung vom Vortag nichts mehr drauf setzen und handelte zuletzt im US-Handel bei 1,0595 Dollar leicht schwächer gegen den Dollar. Gestützt wurde die Gemeinschaftswährung durch jüngste Aussagen von Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Dieser fürchtet mehr Inflationsdruck in der Eurozone, falls der designierte US-Präsident Donald Trump seine Zollpläne wahr machen sollte. Das könnte die EZB zu einer restriktiveren Geldpolitik zwingen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0578 (Montag: 1,0552) US-Dollar fest.
Der Krieg von Russland gegen die Ukraine schürt derweil die Verunsicherung. Diese hat nach Moskauer Darstellung sechs ATACMS-Raketen aus US-Produktion auf ein Ziel in Russland abgefeuert. Beobachter befürchten eine weitere Verschärfung des Kriegs. Der Dollar profitierte wegen seines Status als sicher geltende Währung von dieser Entwicklung.
Auch die neuesten Inflationsdaten aus der Eurozone stützen die These, dass die EZB bei ihrer Zinswende nichts überstürzen dürfte. Denn die Verbraucherpreise legten um 2,0 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat heute in Luxemburg nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Im September hatte die Inflationsrate nur bei 1,7 Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent. Damit wurde eine erste Schätzung jeweils wie von Volkswirten erwartet bestätigt.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat wegen hoher Abschreibungen auf die kriselnde Stahltochter im vergangenen Geschäftsjahr erneut einen Milliardenverlust gemacht. Nach Anteilen Dritter habe der Konzern 2032/24 einen Fehlbetrag von 1,5 Milliarden Euro eingefahren, teilte das Unternehmen mit. Im Vorjahr habe der Verlust 2,1 Milliarden Euro betragen. Trotz der roten Zahlen will Thyssenkrupp eine stabile Dividende von 15 Cent je Aktie zahlen. Im neuen Geschäftsjahr will Vorstandschef Miguel Lopez die Kosten weiter senken und den Ruhrkonzern mit einem Nettogewinn von 100 bis 500 Millionen Euro in die Gewinnzone führen.
Die Aktie legte deutlich um mehr als elf Prozent zu und stand an der MDAX-Spitze. Ein Händler lobte den freien Barmittelfluss im abgelaufenen Quartal, merkte aber an, dass dieser im neuen Geschäftsjahr 2024/25 deutlich negativ sein dürfte. So haben in der Sparte Marine Systems Kunden ihre Rechnungen früher gezahlt als erwartet, dies hat den Mittelzufluss zuletzt begünstigt. Letztlich ist das starke Kursplus auch nichts anderes als eine Fortsetzung des Versuchs einer Bodenbildung. Seit Jahresanfang hat Thyssenkrupp gut ein Drittel des Wertes verloren.
Die zunehmende Aufrüstung der NATO-Staaten stimmt Rheinmetall für seine Geschäfte zuversichtlich. Der Vorstand sehe bis 2027 das Potenzial für einen Umsatz von 20 Milliarden Euro und eine Rendite von 18 Prozent, teilte der Rüstungskonzern anlässlich einer Investorenkonferenz mit.
Rheinmetall hat angesichts der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende im Zuge des Kriegs von Russland gegen die Ukraine und des erwarteten Auftragsbooms seine Produktionskapazitäten ausgebaut. Der Konzern versorgt auch die Ukraine mit Waffen und Munition.
An der Börse kommen die Geschäftsaussichten sehr gut an, die Aktie erreichte heute im Verlauf bei 610 Euro ein neues Rekordhoch und stand am Ende nur knapp darunter. Das Papier führte den DAX damit gegen den Trend klar an.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus zeigt sich zuversichtlich, genügend Triebwerke von seinem Zulieferer CFM International zu erhalten, um seine Produktionsziele für 2024 zu erreichen. "Es sollte in Ordnung sein; ich weiß es noch nicht. Es wird sich um einige wenige Triebwerke handeln - nicht um Dutzende von Triebwerken - wenn überhaupt", sagte Firmenchef Guillaume Faury am Abend.
Airbus hatte im Juli sein jährliches Auslieferungsziel von 800 auf etwa 770 Jets gesenkt und dies mit Problemen in der Lieferkette bei CFM sowie Engpässen bei anderen Teilen begründet. CFM, das Joint Venture von GE und Safran, ist einer von zwei Zulieferern für die A320neo-Familie, das meistverkaufte Modell von Airbus. Von Januar bis September hat Airbus insgesamt 497 Verkehrsflugzeuge an die Kunden übergeben.
Der Chef von Deutschlands größtem Stromversorger E.ON, Leonhard Birnbaum, fordert von der künftigen Bundesregierung eine grundsätzlich andere Denkweise in der Energiepolitik. "Preis- und Mengenrisiken dürfen nicht auf Dauer komplett nur auf die Stromkunden umgelegt werden", sagte der Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und der Deutschen Presse-Agentur in Essen. Er sprach sich dafür aus, dass etwa Investoren in Wind- und Solaranlagen die finanziellen Risiken durch Zwangsabschaltungen bei Netzüberlastung künftig selbst tragen.
Volkswagen tauscht seinen Nordamerika-Chef aus. Kjell Gruner wurde zum 12. Dezember 2024 zum Präsidenten und CEO der Volkswagen Group of America berufen, wie der Wolfsburger DAX-Konzern heute mitteilte. Gruner, der zuletzt in leitender Funktion beim US-Elektroautobauer Rivian tätig war und davor lange Jahre bei der VW-Tochter Porsche gearbeitet hat, folgt auf Pablo Di Si, der Volkswagen auf eigenen Wunsch verlassen hat.
"Kjell Gruner ist ein absoluter Experte für den US-amerikanischen Markt", sagte Konzernpersonalvorstand Gunnar Kilian. In den vergangenen Jahren konnte Volkswagen seinen Marktanteil in den USA schrittweise steigern. Doch um das Ziel von zehn Prozent Marktanteil zu erreichen, bleibt noch einiges zu tun
Die US-Regierung will einem Medienbericht zufolge, dass der Internetkonzern Google seinen Browser Chrome abspaltet. Dies gehöre zu den Forderungen des Justizministeriums, die am Mittwoch im Monopolverfahren gegen den Konzern vorgestellt werden sollen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Regierungsvertreter treten demnach auch für neue Regelung mit Blick auf Anwendungen Künstlicher Intelligenz und Googles Android-Betriebssystem für Mobilgeräte ein.
Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing will offenbar mehr als 2.500 Mitarbeiter in den USA entlassen. Betroffen seien Standorte in den Bundesstaaten Washington, Oregon, South Carolina und Missouri, hieß es in Pflichtmitteilungen auf Bundesebene und nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters. In Washington erhielten demnach fast 2.200 Mitarbeiter ihre Kündigung, in South Carolina sind 220 Beschäftigte betroffen. Beide Bundesstaaten sind wichtige Standorte für die Produktion von Boeings Verkehrsflugzeugen. Eine weitere Entlassungsrunde wird für Dezember erwartet.
Vor dem geplanten Börsengang von Talabat zeichnet sich für die Aktien der Nahost-Tochter von Delivery Hero eine zumindest ausreichende Nachfrage ab. Es lägen über die gesamte Preisspanne bereits genügend Aufträge vor, um die Orderbücher einmal zu füllen, teilten die begleitenden Investmentbanken mit. Für einen erfolgreichen Börsengang ist in der Regel eine zweifache Überzeichnung nötig.
Berichte über den möglichen Verlust eines wichtigen Kunden haben Nokia heute deutlich unter Druck gesetzt. Die in New York gelisteten Hinterlegungsscheine büßten zuletzt 6,8 Prozent ein. Den europäischen Handel hatten die Aktien des finnischen Netzwerkausrüster bereits auf dem letzten Platz im EuroStoxx 50 mit minus 5,7 Prozent beendet.
Laut Earl Lum, Präsident des Branchen-Analysehauses EJL Wireless Research, könnte der US-Mobilfunkkonzern T-Mobile US von Nokia zu Ericsson als Zulieferer wechseln. Der schwedische Konkurrent biete eine überlegene Technik und sei wohl auch in einer besseren Position, um attraktive Preise anzubieten. Dessen Anteile gewannen in New York 2,7 Prozent und sind seit Jahresbeginn um mehr als 30 Prozent gestiegen.
In den vergangenen Jahren hat Nokia in den USA deutlich Marktanteile verloren. Lum hatte schon den Wechsel des US-Telekomriesen AT&T von Nokia zu Ericsson 2023 richtig prognostiziert. Auch der dritte große amerikanische Branchenvertreter Verizon hat sich für Ericsson und Samsung als Zulieferer entschieden.
Nestlé-Papiere gaben an der Züricher Börse heute weiter nach. Sie setzten damit ihren langfristigen Abwärtstrend fort, der sich im Laufe dieses Kalenderjahres nochmals verstärkt hatte. Auch der neue Firmenchef Laurent Freixe konnte heute auf dem Kapitalmarkttag des Schweizer Multis in Vevey nicht für Aufbruchstimmung sorgen.
Freixe will das zuletzt enttäuschende Wachstum des Lebensmittelkonzerns wieder in Gang bringen. Neben höheren Investitionen in Werbung sowie einer beschleunigten Digitalisierung soll der Fokus auf milliardenschweren Kosteneinsparungen liegen. Zugleich wird das Wassergeschäft künftig als eigenständiger Bereich geführt. Von den ambitionierteren Mittelfristzielen seines Vorgängers Mark Schneider verabschiedete sich der Vorstand.