Nasdaq Leuchtreklame
marktbericht

Tech-Aktien im Fokus Nasdaq wieder auf Rekordkurs

Stand: 01.03.2024 22:25 Uhr

Zum Wochenschluss haben die US-Anleger wieder zugegriffen, nachdem sie zuletzt eher zögerlicher agierten. Neue Zins- und KI-Fantasie wirkten dabei als Treibsatz. Auch der DAX blieb auf Rekordkurs.

In einem für Aktien weiter freundlichen Umfeld haben vor allem die US-Technologieindizes ihre Rekordjagd zum Wochenschluss wieder aufgenommen. Auch der marktbreite S&P-500-Index, in dem viele Techwerte enthalten sind, markierte eine neue Bestmarke, der Dow-Jones Leitindex der Standardwerte schaffte das aber nicht. Nach wie vor werden die Börsen in den USA von der Aussicht auf eine lockere Geldpolitik und die Hoffnung auf gute Geschäfte im Bereich Künstliche Intelligenz getrieben.

Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 hatte im frühen Handel erstmals die Marke von 18.100 Punkten geknackt und stieg auf eine neue Bestmarke von 18.333 Punkte. Zuletzt stand ein Plus nur knapp darunter von 18.302 Prozent auf 1,44 Punkte auf dem Kurs-Laufband der Nasdaq. Auch der Composite-Index der Nasdaq stieg bei 16.302 Zählern auf ein neues Rekordhoch. Der Schlussstand lag bei 16.274 Punkten, ein Zuwachs von 1,14 Prozent.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es in der Spitze bis auf 5.140 Punkte bergauf, am Ende schloss der Index bei 5.137 Punkten um 0,8 Prozent besser. Der Leitindex Dow Jones tat sich mit einem kleinen Plus von "nur" 0,23 Prozent auf 39.087 Punkte schwerer und verfehlte damit ein neues Rekordhoch. Der Index bleibt aber in Schlagweite seiner bisherigen Bestmarke bei 39.282 Punkten.

"Alle Wirtschaftsdaten sind nicht zu heiß, nicht zu kalt und sind ziemlich solide", sagte Randy Frederick, Gründer von Randy Frederick Media. "Alles, was man will, ist einfach ein solides Geschäftsumfeld, Menschen, die ihren Job behalten und Geld zum Ausgeben haben. All das passiert."

Eine unerwartete Eintrübung der US-Industriestimmung im Februar schürte derweil Zinshoffnungen. Der Einkaufsmanagerindex ISM fiel von 49,1 Punkten im Vormonat auf 47,8 Punkte, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Nachmittag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt eine Verbesserung auf 49,5 Zähler erwartet. Der Indikator liegt damit noch deutlicher unter der Schwelle von 50 Punkten, was auf eine schrumpfende Industrie hinweist.

"Der Einkaufsmanagerindex hat mit dem unerwarteten Rückgang klar enttäuscht und so werden die Fragezeichen an der konjunkturellen Dynamik in dem Sektor wieder größer", kommentierte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen. "Das Szenario einer Bodenbildung ist noch nicht ad acta zu legen, die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed dürften aber wiederbelebt werden."

Was derzeit mit Aktien möglich ist, die von guten KI-Geschäften berichten, zeigte heute Dell Technologies. Die Aktien standen mit einem Kurssprung von 31,6 Prozent im besonderen Anlegerfokus. Der Computerhersteller legte für das abgelaufene Quartal einen unerwartet hohen Umsatz und Gewinn vor. Dieses Mal hätten die auf Künstliche Intelligenz (KI) bezogenen Aufträge nicht enttäuscht, kommentierte UBS-Analyst David Vogt. KI-Branchenplatzhirsch Nvidia hatte mit seiner Prognose am Mittwoch vor einer Woche die Euphoriewelle erst richtig losgetreten.

Die Aktien von Meta haben am Freitag in einem freundlichen Börsenumfeld ein weiteres Rekordhoch geschafft. Die Papiere der Facebook-Mutter erreichten bei 504,25 Dollar eine Bestmarke und gewannen am Ende 2,48 Prozent auf 502,30 Dollar.

Sehr viele der von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten raten zu einem Kauf der Aktien von Meta. Ein neutrales Votum hatte zuletzt Analyst Mirko Maier von der Landesbank Baden-Württemberg abgegeben. An Metas breitem Social-Media-Angebot mit den Plattformen Facebook, Instagram und Whatsapp komme zwar kaum ein Werbetreibender vorbei. Zudem sollten solche Anwendungen den Nutzen für diese weiter steigern, die um Funktionen rund um Künstliche Intelligenz angereichert seien. Ein Damoklesschwert aber seien die drohenden regulatorischen Maßnahmen seitens der Europäischen Union und der US-Handelsbehörde.

Unter den sogenannten "Glorreichen Sieben" der aktuell am meisten diskutierten Technologiewerte in den USA ist Meta das einzige Unternehmen, das bislang zum Wochenschluss eine Bestmarke erreicht hat. Der KI-Prozessor-Spezialist Nvidia allerdings stand mit einem Plus von 3,65 Prozent auf 755,50 Dollar heute kurz davor, ein weiteres Rekordhoch zu erreichen.

Wasser in den Wein kippte heute mal wieder eine Nachricht aus dem US-Regionalbankensektor. Der fast 26 prozentige Kursverfall der Papiere der New York Community Bancorp sorgte für Aufsehen. Der Kreditgeber teilte mit, er habe "wesentliche Schwachstellen" in den internen Kontrollen im Zusammenhang mit seiner Kreditprüfung festgestellt. Der Verlust für das vierte Quartal falle zehnmal so hoch aus wie ursprünglich angekündigt. Der KBW Regionalbanken-Index fiel um 1,9 Prozent.

Der Höhenflug des DAX ging auch zum Wochenschluss weiter, wenn auch mit etwas gedrosseltem Tempo. Im frühen Handel erreichte der deutsche Leitindex bei 17.816,52 Punkten die siebte Bestmarke in Folge. "Es ist die erfolgreichste Serie seit 2015", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.

Im Gefolge konnte der DAX das hohe Niveau über 17.800 Punkten aber nicht halten. Finanzmarktbeobachter Andreas Lipkow konstatierte "erste nachvollziehbare Ermüdungserscheinungen". Letztlich lag der Schlussstand bei 17.735 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,32 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte ging bei 26.120 Zählern um 1,15 Prozent deutlich höher aus dem Handel.

Von größerer Abgabeneigung kann somit keine Rede sein, nur vereinzelt gab es Gewinnmitnahmen, etwa im zuletzt so erfolgreichen Versicherungssektor. Insgesamt bleiben die Anleger auf dem aktuell hohen Niveau und trotz eines technisch übergekauften Leitindex ungebrochen engagiert. Denn verpassen will niemand etwas, wenn der Zinszug erst einmal ins Rollen kommt.

Im DAX stachen unter den Einzelwerten die Aktien von Daimler-Truck heraus, die 18 Prozent zulegten. Eine für einen DAX-Wert nicht alltägliche Kursentwicklung, die das Papier natürlich mit großem Abstand an die Indexspitze katapultierte.

Der Nutzfahrzeughersteller ist nach einem Gewinnsprung im vergangenen Quartal überraschend zuversichtlich für 2024, will beim Gesamtumsatz trotz schwächerer Bestellungen 55 bis 57 Milliarden Euro erreichen. Jose Asumendi von JPMorgan sprach in einem ersten Kommentar von einem "sehr starken Ausblick" nach einem soliden Jahr 2023.

Ein weiteres wichtiges Thema heute waren neue Inflationszahlen aus der Eurozone, die auf den ersten Blick Mut machten: Denn die Inflation ist im Februar weiter gefallen, der Preisauftrieb lag nur noch bei 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das mag vordergründig den "Tauben" im EZB-Rat Aufwind geben, die auf baldige Zinssenkungen drängen.

Doch der Rückgang der Rate ist allein auf einen Basiseffekt zurückzuführen, der auf dem starken Preisanstieg im Februar 2023 beruht. Die kurzfristige Preisdynamik habe sogar wieder etwas angezogen, betont Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Saisonbereinigt stieg der Kernindex im Februar um 0,4 Prozent gegenüber Januar." Angesichts der kräftigen Lohnsteigerungen komme diese Entwicklung nicht überraschend, so der Experte.

Update Wirtschaft vom 01.03.2024

Klaus-Rainer Jackisch, HR, tagesschau24

Der Euro ist am Abend im US-Handel nach schwachen US-Konjunkturdaten im Aufwind geblieben. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0834 Dollar und damit etwas mehr als im frühen europäischen Geschäft. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0813 (Donnerstag: 1,0826) Dollar fest. Die am Vormittag veröffentlichten Daten zu den Verbraucherpreisen aus der Eurozone bewegten den Euro nicht nachhaltig.

Derzeit wird darüber spekuliert, wann die EZB angesichts der sinkenden Inflation ihre Zinsen senken wird. Ökonomen bleiben vorsichtig. "Gerade im Dienstleistungssektor steigen die Löhne deutlich", schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Gefahr von Zweitrundeneffekten sei noch nicht gebannt.

"Und gerade deshalb wird die EZB den Rückgang der Inflationsrate nicht zum Feiern nutzen", meint Gitzel. "Stattdessen dürfte die Lohnentwicklung weiter sorgfältig beobachtet werden und vorerst auch keine Zinssenkung lanciert werden." Er rechnet im Juni mit einer ersten Senkung.

Die Ölpreise haben zum Wochenschluss deutlich zugelegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete zuletzt 83,47 US-Dollar, ein Plus von gut 1,8 Prozent. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 2,49 Dollar auf 80,75 Dollar. Damit stieg der WTI-Preis erstmals seit November über 80 Dollar.

Rohstoffexperten der Commerzbank verwiesen auf einen Medienbericht, der eine mögliche Verlängerung der Förderkürzung wichtiger Staaten der Opec+ ins Spiel bringt. Demnach ziehen die Mitgliedsstaaten des Verbunds in Erwägung, eine freiwillige Produktionskürzung möglicherweise bis zum Jahresende zu verlängern. Für steigende Preise sprechen der Gaza-Krieg, die generell hohen Spannungen im ölreichen Nahen Osten sowie das knappe Angebot des großen Ölverbundes Opec+. Auch der Goldpreis legte deutlicher zu auf 2.084 Dollar je Feinunze, ein Tagesgewinn von fast 2,0 Prozent.

VW-Vorzüge fielen nach weiteren Eckdaten des Autobauers für 2023 mit einem Minus von deutlich über vier Prozent ans DAX-Ende. Denn der Volkswagen-Konzern geht von einem Rückgang der Profitabilität von etwas lukrativeren Geschäften in diesem Jahr aus.

Konzernchef Oliver Blume rechnet damit, dass die Umsatzerlöse um bis zu fünf Prozent über dem Vorjahreswert liegen dürften, wie der DAX-Konzern am Nachmittag mitteilte. 2023 kletterte der Umsatz dank eines Schlussspurts unerwartet kräftig um 15,5 Prozent auf 322,3 Milliarden Euro - auch dank des bereits bekannten Absatzzuwachses um knapp 12 Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge. Eine Prognose zum Fahrzeugabsatz blieben die Wolfsburger schuldig.

Das operative Ergebnis legte um gut zwei Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Unter anderem belasteten höhere Produktkosten sowie Bewertungseffekte von Rohstoffabsicherungen. In diesem Jahr muss VW viel in neue Technik, in den chinesischen Markt und in Batterien investieren. Die Investitionsquote dürfte 13,5 bis 14,5 Prozent des Umsatzes und damit einen Höchststand erreichen. Angaben zum Nettogewinn für 2023 machte VW zunächst nicht.

Die Aktionäre sollen eine um je 30 Cent angehobene Dividende erhalten. Statt 8,70 Euro je Stamm- und 8,76 Euro je Vorzugsaktie wie im Vorjahr sollen neun beziehungsweise 9,06 Euro an die Anteilseigner fließen, deren größte die Holding Porsche SE der Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar sind. Die Ausschüttungsquote lag bei 28 Prozent und damit etwas unter der Zielmarke des Konzerns von mindestens 30 Prozent. Am 13. März legt das Unternehmen detaillierte Finanzzahlen vor.

Unterdessen rangiert die Aktie der DHL Group zum Wochenschluss unter den DAX-Verlierern. Enttäuschende Resultate eines wichtigen Wettbewerbers lasten auf den Kursen. Der Schweizer Logistiker Kühne + Nagel musste nach dem Corona-Boom einen unerwartet deutlichen Umsatzeinbruch verkraften - das lässt auch die Anleger des deutschen Marktführers nicht kalt. Papiere von Kühne + Nagel sacken in Zürich um rund zwölf Prozent ab.

Der Kurseinbruch der Bayer-Aktie seit Jahresbeginn führt im März zu deren Ausscheiden aus dem Stoxx Europe 50. Dies wurde am Abend nach US-Börsenschluss bekannt. Grund ist laut Analyst Pankaj Gupta von der Bank JPMorgan, dass der Agrarchemie- und Pharmakonzern zwei Monate die Verbleibekriterien gerissen hat. Der zur Deutschen Börse gehörende Indexanbieter Stoxx Ltd. wird seine nächste Liste Anfang März veröffentlichen.

Bayer hält am Dienstag (5.3.) seinen mit Spannung erwarteten Kapitalmarkttag ab. Dann wird der seit Juni amtierende Vorstandsvorsitzende Bill Anderson seine Pläne für die Zukunft des Agrarchemie- und Pharmakonzern vorstellen. In den vergangenen Monaten dürfte Bayer viele Szenarien durchgespielt haben, auch das einer Aufspaltung. Die Geschäftszahlen und der Ausblick für 2024, die ebenfalls am Dienstag auf der Agenda stehen, dürften in den Hintergrund rücken.

Die Kranich-Fluglinie kommt nicht zur Ruhe. Im Tarifkonflikt beim Lufthansa-Bodenpersonal hat die Gewerkschaft Verdi die Gangart noch einmal verschärft. Für Samstag ruft sie die rund 2.500 Tarifbeschäftigten der Frachttochter Lufthansa Cargo zum Warnstreik auf. Erneut werde der Passagierbereich geschont, erklärte die Gewerkschaft.

Die Lufthansa reagierte scharf auf den neuerlichen Warnstreik. Ein Konzernsprecher stellte grundsätzlich die Fortsetzung der Verhandlungen infrage, weil die Gewerkschaft kein Interesse an gemeinsamen Lösungen zeige.

Auch das fliegende Personal der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hat für Freitagnachmittag unerwartet einen Warnstreik ausgerufen. Grund für die Aktion, die bis 17.00 Uhr dauern sollte, waren laut einem Gewerkschaftsvertreter stockende Tarifverhandlungen und eine schlechte Bezahlung innerhalb der Lufthansa-Gruppe. Austrian bezeichnete den Warnstreik hingegen als unverständlich.

Nach dem Vortags-Kursrutsch um zeitweise mehr als 20 Prozent witterten Aixtron-Anleger wieder Chancen. Dies deckte sich mit der Einschätzung des Analysehauses Warburg, das zu Wochenschluss eine Kaufempfehlung aussprach. Die wieder aufkeimende Überzeugung treibt den Kurs des Anlagenbauers, der ein starkes Standbein in der Chipbranche hat, über sechs Prozent ins Plus.

Die Krise des Flugzeugbauers Boeing durchkreuzt die Geschäftspläne des Billigfliegers Ryanair. Der Hersteller werde bis Ende Juni voraussichtlich nur 40 von ursprünglich geplanten 57 Mittelstreckenjets aus der 737-Max-Reihe liefern, teilte Ryanair mit. Ryanair-Chef Michael O'Leary kappt daher die Passagierprognose für das nächste Geschäftsjahr, rechnet für die zwölf Monate bis März 2025 jetzt mit weniger als 200 Millionen Fluggästen. Bisher hatte er 205 Millionen angepeilt.

Die staatliche arabische Fluggesellschaft Etihad könnte Insidern zufolge in diesem Jahr an die Börse gehen. Der Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi habe mit Banken über einen solchen Schritt gesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg heute und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Etihad wäre damit voraussichtlich die erste der drei großen Fluglinien vom Persischen Golf, deren Anteile an der Börse gehandelt werden. In Deutschland wurde Etihad als Großaktionärin der 2017 pleite gegangenen Air Berlin besonders bekannt.

Etihad ist neben Emirates und Qatar Airways die kleinste der drei großen Golf-Fluglinien. Im Ringen um Marktanteile hatte sich das Unternehmen unter seinem damaligen Chef James Hogan vor über zehn Jahren bei kriselnden Fluggesellschaften wie Air Berlin und Alitalia eingekauft. Sie sollten Passagiere zum Drehkreuz Abu Dhabi bringen. Doch Etihad verbrannte dabei Milliardensummen. Im August 2017 drehte die Etihad-Führung Air Berlin den Geldhahn zu und besiegelte das Ende der bis dahin zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. März 2024 um 09:00 Uhr.