Zum achten Mal in Folge Deutsche wieder Spar-Europameister
Die Menschen im Euroraum sind einer Studie zufolge so reich wie nie. Am meisten gespart wird weiter in Deutschland - mit großem Abstand. Neben Aktien sind klassische Bankeinlagen das Mittel der Wahl.
Zum achten Mal in Folge haben die deutschen Privathaushalte europaweit am meisten gespart. Nach Berechnungen von ING Deutschland und Barkow Consulting legten sie im vergangenen Jahr 388,5 Milliarden Euro zurück - 45 Prozent mehr als 2019. An zweiter Stelle folgen die Franzosen mit 260,7 Milliarden Euro, vor Italienern (122,7 Milliarden Euro) und Spaniern (78,2 Milliarden Euro).
In Summe sind die Menschen im Euroraum so reich wie noch nie. Während der Corona-Krise 2020 legten Sparer in den 19 Ländern der Studie zufolge innerhalb eines Jahres zum ersten Mal mehr als eine Billion Euro neu in Finanzanlagen an. Zuzüglich Wertzuwächsen - auch dank der Rekordjagd am Aktienmarkt - stieg das Finanzvermögen auf europäischer Ebene im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf 27,3 Billionen Euro.
Konsummöglichkeiten begrenzt
Ein Grund für den insgesamt starken Anstieg bei der Geldanlage: die Pandemie. Aufgrund der Einschränkungen konnten viele Menschen ihr Geld nicht in gewohntem Maße ausgeben. Viele Reisen wurden storniert, die Schließung von Gaststätten und Läden bremste den Konsum. Die Ausgaben der privaten Haushalte gingen 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamts allein in Deutschland um 5,4 Prozent zurück.
Auch aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit wanderte das Geld lieber ins Sparschwein. Im Durchschnitt legte somit jeder Europäer im vergangenen Jahr 3121 Euro auf die hohe Kante, wie die Analyse zeigt. In Deutschland waren es 4671 Euro. Das war fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor und so viel wie noch nie.
Die Sparquote in Deutschland kletterte im vergangenen Jahr auf das Rekordniveau von 16,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt im April mitteilte. Das bedeutet, dass die Deutschen von 100 Euro ihres verfügbaren Einkommens mehr als 16 Euro sparen.
2020 das Jahr der Aktien
In der Geldanlage setzten die Menschen vermehrt auf Aktien. Laut ING investierten Anleger hierzulande die Rekordsumme von 49 Milliarden Euro in Unternehmensanteile - ein Anstieg von 160 Prozent gegenüber 2019. Kein Wunder, dass auch die Zahl der Aktionäre in Deutschland im vergangenen Jahr auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren anwuchs. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) besaßen 12,35 Millionen Menschen Anteilsscheine von Unternehmen.
Auch Investments in Fonds legten deutlich zu. "Der massive Zuwachs bei Aktien- und Fondsinvestments erklärt sich auch damit, dass Vermögensaufbau mit klassischem Sparen kaum noch möglich ist", sagt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland, mit Blick auf die Niedrigzinsen. Seit mittlerweile fünf Jahren belässt die EZB den Leitzins auf Null.
Erstmals lagen die Zinserträge im ersten Quartal 2021 hochgerechnet auf das Gesamtjahr den Angaben zufolge bei unter drei Milliarden Euro. Das entspreche einem Ertragsrückgang von mehr als 90 Prozent gegenüber 2008. Dennoch sind Bankeinlagen mit knapp 2,6 Billionen Euro weiterhin die wichtigste Sparkategorie der Deutschen und machen fast 36 Prozent des Finanzvermögens aus.