GM will Opel an Magna verkaufen "New Opel" in Sicht
Der Verkauf scheint perfekt: General Motors will die Opel-Mehrheit an Magna abtreten. Alle Beteiligten stimmten diesem Plan grundsätzlich zu - die beiden Vertreter von Bund und Ländern in der Opel-Treuhand votierten allerdings nicht für den Einstieg. Zudem stellt GM Bedingungen - es gebe noch einige "Kernfragen" zu klären.
Nach monatelanger Unsicherheit scheinen die Weichen für die Opel-Zukunft gestellt zu sein. Der Opel-Mutterkonzern General Motors teilte mit, 55 Prozent der Opel-Anteile an das Konsortium aus dem kanadischen Zulieferer Magna und der russischen Sberbank abgeben zu wollen. Weitere zehn Prozent an Opel sollen die Mitarbeiter erhalten. Die restlichen 35 Prozent will GM selbst behalten. Diese Aufteilung sieht das Magna-Konzept (siehe Textbox) vor. Einige "Kernfragen" müssten in den kommenden Wochen noch geklärt werden. Dazu gehöre unter anderem die "Mitwirkung der Gewerkschaften" bei der notwendigen Kostensenkung. Ein endgültiger Vertragsabschluss sei in den nächsten Monaten möglich.
GM teilte ferner mit, Opel werde auch nach einem Verkauf an Magna "voll integrierter Bestandteil im Produktentwicklungsverbund" von GM bleiben. GM werde "weiter eng mit Opel und Vauxhall zusammenarbeiten, um weitere großartige Autos wie den neuen Insignia und den neuen Astra zu entwickeln und produzieren", wird GM-Chef Fritz Henderson zitiert.
Opel-Treuhand stimmt zu - aber nicht einstimmig
Die Opel-Treuhand, in der Bund, Länder und GM vertreten sind, genehmigte den Verkauf des Autobauers. "Der Beirat billigt die Investmententscheidung von General Motors", teilte der Vorsitzende der Treuhand, Fred Irwin, mit. Alle Parteien hätten während der Verhandlungen "eine unglaubliche Flexibilität" gezeigt, ohne die eine Einigung nicht möglich gewesen wäre. Damit sei der Weg frei für eine erfolgreiche Zukunft der Traditionsmarken Opel und Vauxhall.
Die Entscheidung des Opel-Treuhand-Beirates für den Verkauf an das Magna-Konsortium fiel nicht einstimmig. Die Vertreter von Bund und Ländern im Beirat stimmten nicht dafür. Der Abgesandte der Bundesregierung, Ex-Continental-Chef Manfred Wennemer, votierte gegen den Verkauf. Der Vertreter der Bundesländer, der ehemalige Vizepräsident des Hessischen Landtags, Dirk Pfeil, enthielt sich. Demnach stimmten lediglich die GM-Vertreter John Smith und Enrico Digirolamo für den Verkauf. Beiratschef Irwin besitzt kein Stimmrecht.
Zweifel an Prognosen für Opels Zukunft
Wennemer sagte, die Pläne, wonach Opel 2012/2013 rund 1,5 Millionen Pkw produzieren werde, reichten nicht, um wettbewerbsfähig zu sein. Zudem zweifele er an den Prognosen für den russischen Markt. Darüber hinaus kritisierte er, dass Opel bis 2014 nicht in China verkaufen dürfe. Nach geltendem Insolvenzrecht müsste Opel 2011 Insolvenz anmelden. Pfeil sagte dagegen, dass ein weiteres Andauern des Verkaufsprozesses "der Sache abträglich gewesen" wäre. Seiner Ansicht nach werde als letztes Kapitel im Opel-Poker das deutsche Insolvenzrecht geändert.
GM-Verhandlungsführer Smith erklärte, GM sei zuversichtlich, dass die Lösung mit Magna und Sberbank "die beste Lösung für Opel sei". Es seien noch vier "kleinere Vereinbarungen" auszuhandeln, sagte Smith. Dabei gehe es um die Zusammenarbeit beim Einkauf und die Nutzung von Technologien. Auch mit der Bundesregierung müssten weitere Gespräche geführt werden. Er erklärte, das Magna-Konzept sehe weiterhin den Erhalt aller deutschen Standorte vor. Für Antwerpen sehe es dagegen schlechter aus.
Magna: Führen Opel in eine erfolgreiche Zukunft
Magna kündigte an, Opel in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. In einem Interview mit der Boulevardzeitung "Österreich" dämpfte Magna-Eigentümer Frank Stronach aber allzugroße Euphorie: "Opel hat schon lange keinen Profit mehr gemacht und die Wirtschaft ist zurzeit auch nicht so blühend. Es wird für alle Beteiligten ein harter Weg werden. Wir sind sicher erst am Anfang." Sein bisheriges Geschäft als Autozulieferer will das Unternehmen laut Mitteilung deutlich von seiner neuen Rolle als Hersteller abgrenzen, um keine Probleme mit den aktuellen Kunden zu bekommen.
Magna will Opel gemeinsam mit der staatlich kontrollierten russischen Sberbank übernehmen. In Zusammenarbeit mit dem Autobauer Gaz sollen in Russland künftig mehr als eine Million Kraftfahrzeuge verkauft werden. Während Magna und der russische Partner Sberbank je 27,5 Prozent halten, soll GM mit 35 Prozent größter Anteilseigner bleiben. Die Mitarbeiter will Magna mit zehn Prozent beteiligen.
Magna will alle vier Opel-Standorte in Deutschland übernehmen, dabei bis zu 3000 Arbeitsplätze abbauen. Insgesamt stehen in Europa 11.000 Jobs zur Disposition.
Magna hat Staatshilfen über 4,5 Milliarden Euro gefordert und will selbst 500 Millionen Euro einbringen. Zuletzt sollten mindestens 350 Millionen Euro davon als Eigenkapital verwendet werden.
Thüringen bringt Beihilfen ins Spiel
Thüringen deutete unterdessen neue Landeshilfen für den Opel-Standort in Eisenach an. Die Regierung in Erfurt könnte sich am Bau eines Teilewerks neben der Fahrzeugfertigung beteiligen, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz der "Berliner Zeitung". "Da sprechen wir sicher über einen zweistelligen Millionenbetrag", so Reinholz.
Dagegen stellte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg klar, dass der Bund über die bereits zugesicherten Bürgschaften hinaus keine Zusagen machen werde. Im ZDF kündigte er an, das Risiko der Bundesregierung bei der Sanierung des Autobauers durch die "Beteiligung der europäischen Partner" begrenzen zu wollen.
Die Bundesregierung hatte sich stets für Magna ausgesprochen, ebenso wie der Betriebsrat von Opel, der vehement gegen ein Verbleiben des europäischen Autobauers im US-Konzern plädiert hatte.