Stichtag für den Schuldenschnitt Zapfenstreich für griechische Anleihen
Die Börsen sind seit Tagen nervös, der griechische Schuldenschnitt steht vor der Tür. Am Abend ist es soweit. Nicht alle Gläubiger wollen mitmachen, und die Gefahr einer Staatspleite ist keineswegs vom Tisch. Dennoch sind die Chefvolkswirte größerer Banken nicht übermäßig beunruhigt.
Die Börsen sind seit Tagen nervös, der griechische Schuldenschnitt steht vor der Tür. Am Abend ist es soweit. Nicht alle Gläubiger wollen mitmachen, und die Gefahr einer Staatspleite ist keineswegs vom Tisch. Dennoch sind die Chefvolkswirte größerer Banken nicht übermäßig beunruhigt.
Von Samir Ibrahim, ARD-Hörfunkstudio Börse, Frankfurt am Main
Eine Billion Euro Schaden - als sich diese Summe, die der Bankenverband für den Fall einer Griechenland-Pleite ausgerechnet hat, an den Aktienmärkten herumsprach, war es vorbei mit der guten Laune. Die Kurse brachen ein, allen voran die der Banken. Die Angst vor dem Kreditausfall Griechenlands ist seitdem wieder da. Akteure schauen auf den Schuldenschnitt wie das Kaninchen auf die Schlange.
"Es würde vermutlich nicht so schlimm werden..."
Dabei wird ganz bestimmt alles nicht so schlimm wie befürchtet - da ist sich der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, sicher: "Wir sprechen jetzt bereits so lange Zeit über diesen griechischen Schuldenschnitt, wir sprechen schon so lange über die Gefahr, dass Credit Default Swaps, Kreditausfallversicherungen, möglicherweise doch ausgelöst werden, dass es vermutlich gar nicht so schlimm werden würde, wenn es denn dazu käme."
Der Grund: Alle konnten sich lange vorbereiten. Sind also alle Kursverluste übertrieben? Der Einbruch des DAX eine Panikreaktion? Schmieding steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Die Ungewissheit im Markt ist groß, das räumt auch Marco Bargel ein. Der Chefvolkswirt der Postbank wirkt allerdings recht entspannt: "Es kursieren ja durchaus auch beachtliche Beträge, was die Kreditausfallversicherungen angeht. Dennoch glaube ich, dass die Marktteilnehmer so weit vorbereitet sind auf einen Default Griechenlands, dass es letztlich nicht zu einem Zusammenbruch der Währungsunion oder des Euro führen würde, sondern dass letztendlich auch das 'handlebar' wäre."
'Handlebar' ja - aber die Probleme sind trotzdem groß
"Handlebar" ist dabei vermutlich das richtige Wort. Denn die Folgen der Probleme in Griechenland machen sich sehr wohl längst bemerkbar. Um das Schlimmste abzuwenden, hat die EZB große Mengen an griechischen Anleihen aufgekauft - die Bilanz der Europäischen Zentralbank ist auch deshalb auf mehr als drei Billionen Euro aufgebläht. Die Bundesbank, die einen Teil dieser Risiken tragen muss, überweist immer weniger an den Bundesfinanzminister - dem das Geld im Bundeshaushalt inzwischen fehlt. Und: Eine Pleite Griechenlands ist eine Möglichkeit, die definitiv besteht.
Immerhin: Es muss, sagt Bargel, vermutlich zunächst kein frisches Geld nach Athen überwiesen werden. "So wie es im Moment aussieht, wird das Geld des zweiten Rettungspakets bis zum Jahr 2014 reichen. Und dann wird es sehr stark davon abhängen, ob Griechenland tatsächlich die Defizite in dem Ausmaß zurückfahren kann wie das im Moment geplant ist. Hier sind sicherlich Zweifel angebracht."
An den Finanzmärkten gehen viele inzwischen fest von einer Pleite Griechenlands aus. Sie werden es nicht schaffen, heißt es. Doch das sei in den Kursen längst enthalten. Unruhige Wochen erwarten die meisten dennoch. Denn es steht ja schon das nächste Problem ins Haus: Was wenn Griechenland tatsächlich pleite geht - tritt das Land dann aus dem Euro aus? Das Problem bei dieser Frage: Keiner weiß, was dann passiert.