Griechischer Sparkurs führt zu Protesten Tränengas gegen demonstrierende Lehrer
In Athen hat die Polizei Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt. Sie war von den arbeitslosen Lehrern mit Flaschen und Steinen angegriffen worden. Deren Proteste richten sich gegen den strikten Sparkurs der Regierung, insbesondere den Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst.
Aufgebrachte arbeitslose Lehrer haben sich in Athen nach einer zunächst friedlichen Demonstration gegen das Sparprogramm der Regierung Ausschreitungen mit der Polizei geliefert. Rund 100 Lehrer versuchten Absperrungen zu durchbrechen und bis zum Eingang des Parlamentsgebäudes vorzudringen. Sie bewarfen die Polizei mit Flaschen und Steinen. Die Beamten setzten Tränengas ein, um die Randalierer auseinander zu treiben, wie Augenzeugen berichteten. Die Lage habe sich aber wieder relativ rasch beruhigt. Insgesamt beteiligten sich rund 4000 Menschen an dem Demonstrationszug.
Aus Protest gegen das rigorose Sparpaket zur Rettung des Landes vor dem Bankrott gab es auch heute vielerorts in Griechenland Streiks. Staatsbedienstete legten die Arbeit nieder: Ministerien, Steuerämter und alle anderen Behörden waren deswegen unterbesetzt. Viele Schulen blieben geschlossen.
Der Demonstrationszug der Lehrer war Teil eines 48-stündigen Streiks, den die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes aus Protest gegen den Sparkurs ausgerufen hatten. Am Morgen hängten Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei an den Mauern direkt unterhalb der Akropolis Plakate, auf denen zu lesen stand: "Völker Europas - erhebt Euch". Morgen wollten sich Arbeiter aus der Privatwirtschaft dem Streik der Staatsbediensteten anschließen.
Reiche zur Kasse bitten?
"Es ist die Zeit gekommen, den Protest auszuweiten", sagte der Präsident der größten Gewerkschaft des Privat-Sektors, Giánnis Panagópoulos. Jetzt beginne der lange Kampf für die Verteidigung der Rechte. "Und ich muss sagen, jetzt, wo unser Volk vor diesen großen Schwierigkeiten steht ist es unakzeptabel, dass sich diejenigen, die jahrelang dieses Land geplündert haben ins Fäustchen lachen."
Panagópoulos ist nicht der einzige, der glaubt, dass die reichen Griechen weniger Lasten tragen werden müssen als die Wenig- und Normalverdiener. Seine und die anderen Gewerkschaften wollen deswegen nicht nur streiken, sondern erneut auch auf die Straße gehen. Landesweit sind zahlreiche Kundgebungen geplant.
Nur eine Minderheit?
Unabhängigen Umfragen griechischer Medien zufolge steht die Mehrheit der Bevölkerung aber hinter den harten Maßnahmen von Regierungschef Jorgos Papandreou. Lediglich 20 Prozent setzen demnach auf anhaltende Protestaktionen.
IWF erzwingt Sparpaket
Die von den Sozialisten geführte Regierung in Athen hatte ihr Sparprogramm am Wochenende verschärft, um von den Ländern der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein milliardenschweres Hilfspaket zu bekommen. Um das Staatsdefizit zu reduzieren, will die griechische Regierung die Steuern erneut erhöhen und die Gehälter von Staatsbediensteten sowie die Renten kürzen.