G7-Finanzminister wollen Wirtschaft weiter stützen "Wichtig ist, dass wir uns alle einig sind"
Informeller und vertraulicher wollen die G7, die führenden Industriestaaten, wieder arbeiten, da in der Weltwirtschaftskrise die G20 der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer die führende Rolle eingenommen haben. Ein Schritt dazu war das Treffen der Finanzminister im kanadischen Iqaluit am Polarkreis. Im Mittelpunkt standen die Finanzregulierung und die Konjunktur.
Von Lena Bodewein, ARD-Hörfunkstudio New York
Mit Hundeschlittenfahrten und Iglu-Besichtigungen hatte das Treffen der G7-Finanzminister in Iqaluit begonnen. Die Stadt mit dem Inuit-Namen "Ort mit vielen Fischen" liegt hoch oben im Nordosten Kanadas, nahe dem Polarkreis. "Dass wir hier in die Kälte gekommen sind, hat die Atmosphäre aufgewärmt", meinte die französische Finanzministerin Christine Lagarde.
"Meilenstein" auf dem Weg zur Erholung der Weltwirtschaft
Hauptthemen des Treffens waren die Finanzregulierung und globale Konjunkturaussichten. Sie alle wollten weiterhin an strikten Reformen für das Finanzsystem arbeiten, sagte der amerikanische Vertreter Timothy Geithner. Ein starker internationaler Rahmen sei Bedingung dafür. Der britische Schatzkanzler Alistair Darling nannte das Treffen einen Meilenstein auf dem Weg zur Erholung der Weltwirtschaft. "Wichtig ist, dass wir alle uns einig sind, dass wir die Wirtschaft weiter stützen und unterstützen werden, bis wir sicher sein können, dass sie sich erholt hat. Wir können uns erst dann zurückziehen, wenn wir ein lang andauerndes Wachstum gesichert haben."
Staatliche Impulse seien dafür weiterhin notwendig, erklärte der kanadische Finanzminister Jim Flaherty. Doch die Ministerrunde habe auch darüber gesprochen, welche Strategien notwendig seien, um die Konjunkturhilfen wieder zurückzufahren, wenn sich die Wirtschaft im kommenden Jahr gefestigt habe.
Schuldenerlass für Haiti
Lange hätten die Minister über Ressourcen und Reformen von internationalen Finanzorganisationen, um den Armen der Welt zu helfen, gesprochen, erläuterte Flaherty und bezog sich auch auf Haiti: Alle G7-Länder erlassen dem Karibikstaat die bilateralen Schulden, und sie wollen auch dafür sorgen, dass andere Schulden ebenfalls erlassen werden.
Staatsdefizite in Europa auf der Agenda
Das Thema der drohenden Staatspleiten in Europa war noch in letzter Minute auf die Agenda gelangt. Doch, wie Flaherty meinte, das ist nichts, das die G7-Staaten ändern können, sondern liegt in der Verantwortung der Europäischen Union. Dennoch zielen die Beruhigungsmaßnahmen für die globalen Märkte auch darauf ab, die europäische Situation zu verbessern.
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, der den Besuch in Iqaluit als "unvergesslich" bezeichnete, lud seine Kollegen zu einer Konferenz am 20. Mai nach Berlin ein. Alle Teilnehmer betonten, dass die G7 nun wieder zu einer informellen, aber umso wirkungsvolleren Runde geworden sind, da die G20 eine stärkere Rolle übernommen haben.
Heikles Abendessen zum Abschluss
Zum Abschluss des Treffens gab es ein Robbenfleisch-Diner. Ein zumindest heikles Abendessen, da die Europäische Union - sehr zum Unverständnis der kanadischen Inuit - im vergangenen Mai ein weitgehendes Handelsverbot für Robbenprodukte erlassen hat. Die Inuit dürfen ihre traditionelle Jagd weiter ausüben.