
Konjunktur Zahl der Insolvenzen steigt weiter
Nach einem kräftigen Anstieg der Insolvenzen im Vorjahr zeichnet sich auch aktuell keine Erholung ab. Ein Grund dafür sind laut Statistischem Bundesamt auch Nachholeffekte aus der Corona-Zeit.
In der Dauerrezession ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland erneut gestiegen. Für Februar verzeichnet das Statistische Bundesamt 12,1 Prozent mehr angemeldete Insolvenzverfahren als im Vorjahreszeitraum. Mit Ausnahme des Monats Juni 2024 waren damit die Zuwachsraten seit Juni 2023 immer zweistellig.
Für das Gesamtjahr 2024, für das nun endgültige Daten vorliegen, meldeten die Amtsgerichte 21.812 beantragte Firmeninsolvenzen. Das waren 22,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, als schon eine Steigerungsrate von 22,1 Prozent registriert worden war.
"Die Zuwächse in diesen beiden Jahren dürften neben der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage auf Nachholeffekte gegenüber dem Corona-Zeitraum zurückzuführen sein", hieß es. So war von März 2020 bis Mai 2021 die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen ganz oder teilweise ausgesetzt. Zudem wurden Betriebe mit Corona-Hilfen unterstützt, die nun unter Umständen in Teilen zurückbezahlt werden müssen.
Hohe Gläubigerforderungen durch Großinsolvenzen
Eine höhere Insolvenzzahl hatte es zuletzt im Jahr 2015 mit 23.101 Fällen gegeben. Die Forderungen der Gläubiger haben sich 2024 auf rund 58,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, nach 26,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Der hohe Anstieg sei auf viel mehr Großinsolvenzen mit Forderungssummen oberhalb von 25 Millionen Euro zurückzuführen. Ihre Zahl stieg um 127,5 Prozent auf 314 Fälle.
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im vergangenen Jahr 63,5 Firmeninsolvenzen, die meisten in den Branchen Verkehr und Lagerei, Bau sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen wie zum Beispiel Leiharbeit. Die Zahl der Verbraucherpleiten stieg anders als die der Unternehmensinsolvenzen nur leicht um 6,5 Prozent auf 71.207.
Zahl der Insolvenzen könnte 2025 weiter wachsen
Experten erwarten einen weiteren Anstieg der Firmenpleiten in Deutschland im laufenden Jahr. Mit bis zu 26.000 Unternehmensinsolvenzen rechnet der Informationsdienstleister Crif. Die Liste der Probleme sei lang, sagt Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein: hohe Energiekosten, Herausforderungen in den Lieferketten, politische Unsicherheit. Mit den zunehmenden Großinsolvenzen sei auch mit "Dominoeffekten" bei verbundenen Unternehmen zu rechnen.
Nach einer früheren Einschätzung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform könnte die Zahl der Firmenpleiten im laufenden Jahr sogar den Höchststand des Krisenjahres 2009 mit mehr als 32.000 Fällen erreichen. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht hingegen Frühindikatoren, dass der Anstieg der Firmenpleiten stagnieren oder sogar leicht zurückgehen könnte.
"Um die Insolvenzwelle zu brechen, sind wachstumswirksame strukturelle Reformen dringend erforderlich", sagte der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. "Deutlicher Rückbau der Bürokratie sowie spürbare Entlastungen bei Energiekosten und Steuern, das muss die Maxime der Koalitionsverhandlungen sein."