Krisen wirken nach Insolvenzen auf höchstem Stand seit 2016
Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat es so viele Insolvenzen gegeben wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Auch Privatleute sind öfter betroffen. Arbeitsplätze sind durch die Insolvenzen nicht zwangsläufig in Gefahr.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist wegen der schwachen Konjunktur in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast 30 Prozent im Vorjahresvergleich angestiegen. Die Auskunftei Creditreform registrierte rund 11.000 Firmenpleiten, wie sie heute mitteilte. Das markiere den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Zuletzt hatte es so viele Insolvenzen im Jahr 2016 gegeben.
Im ersten Halbjahr 2024 mussten laut Creditreform deutlich mehr mittlere und große Unternehmen Insolvenz anmelden. Besonders betroffen sei die Dienstleistungsbranche, sie verzeichnete 6.500 Pleiten und legte damit um knapp 35 Prozent zu. Einen starken Anstieg gab es auch im Handel (plus 20,4 Prozent), im Baugewerbe (plus 27,5) und im verarbeitenden Gewerbe (plus 21,5). Vor allem bei größeren Unternehmen liegt das Insolvenzgeschehen weit über dem Niveau der vergangenen Jahre.
Insolvenz kann auch Sanierungsperspektive bringen
Nach Schätzungen von Creditreform waren rund 133.000 Beschäftigte im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 von einer Insolvenz betroffen. Im Vorjahreszeitraum waren es etwas weniger gewesen - 125.000. Creditredorm betont, das heiße nicht unbedingt, dass diese Menschen ihren Job verlieren: Der Fokus des Insolvenzrechts liege auf Sanierungen und auf dem Erhalt von Unternehmen sowie Arbeitsplätzen, erläuterte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Das erkläre zum Teil auch den Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Jahren. Unternehmen würden die Insolvenz "zunehmend als Chance in der Krise" begreifen.
Auch Verbraucher melden öfter Insolvenz an
Auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern stiegen die Insolvenzzahlen im ersten Halbjahr: Creditreform registrierte 35.400 Fälle und damit 6,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dafür dürfte neben der hohen Inflation und der Zinswende, die zu höheren Darlehenszinsen führte, auch weiterhin die Novelle des Verbraucherinsolvenzrechts Ende 2020 verantwortlich sein, erklärte die Auskunftei: Die Reform ermöglicht Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung und macht das Verfahren für Schuldner so interessanter.
Creditreform rechnet damit, dass im weiteren Verlauf des Jahres die Insolvenzen weiter zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen werden. In den Zahlen spiegelten sich die "aufgestauten Probleme der zurückliegenden Krisen", so die Auskunftei.
Viele Unternehmen hätten zudem ein Schuldenproblem und könnten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen aus eigener Kraft derzeit kaum nachkommen.