ARD-Korrespondent zum IG-Metall-Chef "Hofmann ist akribisch"
Der neue Chef der IG Metall hat sein ganzes Berufsleben in der Gewerkschaft verbracht. Jörg Hofmann verstehe es, in Tarifrunden dicke Bretter zu bohren, sagt ARD-Korrespondent Stefan Jäger. Künftig müsse er Angebote an neue Zielgruppen machen.
tagesschau.de: Jörg Hofmann ist ein Mann, der schon bei vielen Tarifverhandlungen dabei war. Was macht ihn aus?
Stefan Jäger: Wer ihm zuhört, weiß, woher er kommt: Er ist Schwabe. Er war zehn Jahre Leiter des wichtigen IG-Metall-Bezirks Baden-Württemberg. Da hat er wirklich gelernt, in den Tarifverhandlungen auch dicke Bretter zu bohren. Er gilt als sehr akribisch, als sehr detailversessen - bis aufs letzte Komma. Er hat ursprünglich angefangen, in der Landwirtschaft zu lernen, hat dann aber Wirtschaftswissenschaften und Soziologie studiert und sein ganzes berufliches Leben in der IG Metall verbracht.
tagesschau.de: Den Stellvertreterposten übernimmt mit Christiane Benner eine Frau. Heißt das, die IG Metall wird jetzt weiblicher?
Jäger: Das kann man definitiv so sagen. Wenn man sich auf dem Kongress umschaut: Da ist bereits jeder vierte Delegierte eine Frau. So ist es nur konsequent, wenn auch die zweite Vorsitzende eine Frau ist. Perspektivisch ist das interessant, weil es bisher in der IG Metall immer so war, dass der zweite Vorsitzende oder jetzt die zweite Vorsitzende irgendwann auch mal erste Vorsitzende wurde. Also gut möglich, dass in wenigen Jahren auch da eine Männerbastion fällt.
tagesschau.de: Ist die IG Metall mit diesem Führungsduo fit für die Zukunft?
Jäger: Die IG Metall wird sich mit diesem Führungsduo an dem orientieren, was die beiden Vorgänger schon angelegt haben. Man hat sich stärker in den Betrieben engagiert - weniger auf der Straße. Das sieht man auch daran, dass viel Geld vom IG-Metall-Vorstand in die betrieblichen Gliederungen vor Ort geflossen ist. Man wollte und man will dort auch die Belegschaften stärker an den Tarifverhandlungen beteiligen.
Wenn diese neue Führungsspitze tatsächlich zukunftsfit sein will, dann muss sie auch interessant werden für die vielen Beschäftigten, die nicht mehr zu den Kernbelegschaften gehören – nämlich die vielen Zeitarbeiter und die vielen Beschäftigten, die über Werksverträge beschäftigt sind. Daran wird sich die neue Führung orientieren müssen. An die muss die neue Führung auch Angebote machen.
Die Fragen stellte Michail Paweletz, Tagesschau24.