IWF-Prognose für Finanzbedarf Griechenland 52 Milliarden Euro für drittes Hilfspaket?
Der Internationale Währungsfonds sieht einen enormen Finanzbedarf Griechenlands. Bis 2018 brauche das Land mindestens 52 Milliarden Euro. Zu einem möglichen dritten Hilfsprogramm müssten die Euro-Staaten demnach mindestens 36 Milliarden Euro beisteuern.
Der Internationale Währungsfonds schätzt den Finanzbedarf Griechenlands bis 2018 auf rund 52 Milliarden Euro. Im Rahmen eines dritten Hilfsprogramms müssten die europäischen Staaten demnach mindestens zwei Drittel dieser Summe bereitstellen. Der Rest der benötigten Summe könne gemäß der Praxis der bisherigen Euro-Rettungspakete vom IWF kommen.
Diese Zahlen nannte der Währungsfonds in einer Analyse, die er auf seiner Webseite veröffentlichte. Sie berücksichtigt ausdrücklich noch nicht die aktuelle Entwicklung im Zusammenhang mit dem Auslaufen des zweiten Hilfspakets und dem anstehenden Referendum in Griechenland. Zudem handelt es sich bei dem Papier formell um einen Entwurf mit Berechnungen der Experten, der mit der IWF-Spitze noch nicht abschließend abgestimmt ist. Dennoch erlauben viele Einschätzungen und die genannten Zahlen einen detaillierten Einblick in die Sicht des IWF auf die Lage Griechenlands.
29 Milliarden Euro allein bis zum Herbst 2016
Demnach schätzt der Währungsfonds, dass die Regierung in Athen allein zwischen Oktober 2015 und September 2016 insgesamt 29,3 Milliarden Euro benötigt, um alle Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und die vereinbarten Ziele zu erreichen. Es sei unwahrscheinlich, dass Griechenland das benötigte Geld an den Finanzmärkten leihen könne - zumindest nicht zu akzeptablen Zinsen, die es dem Land erlauben würden, die Schuldenlast in den Griff zu bekommen. Im Sinne der Schuldentragfähigkeit sei es daher zwingend erforderlich, dass die Euro-Staaten im Zusammenhang mit einem dritten Hilfsprogramm mindestens 36 Milliarden Euro an Krediten mit einer langen Laufzeit und niedriger Verzinsung zur Verfügung stellten.
Die Rahmenbedingungen in Griechenland sieht der IWF wesentlich negativer als in vorangegangen Analysen. Die Finanzlage Athens habe sich wegen der "politischen Entwicklungen" in dem Land verschärft. Die Konjunktur werde in diesem Jahr voraussichtlich stagnieren - zuletzt hatte der Währungsfonds für 2015 noch ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent prognostiziert. Auch die langfristige Entwicklung der Gesamtverschuldung wird deutlich schlechter eingeschätzt als bisher. Im vergangenen Jahr hatte der Währungsfonds noch vorhergesagt, dass die Schuldenlast des Euro-Lands von 175 Prozent seiner Wirtschaftsleistung im Jahr 2013 auf 128 Prozent im Jahr 2020 fallen werde. Nun erwarten die Experten, dass die griechische Verschuldung 2020 bei rund 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen werde.
Griechenland sieht sich durch IWF bestätigt
Dieser IWF-Report "bestätigt voll die griechische Regierung", sagte deren Sprecher Gabriel Sakellaridis in Athen. Das gelte für ihre Sicht auf die mangelnde Nachhaltigkeit der griechischen Schulden ebenso wie für ihre Forderung, dass jede neue Vereinbarung mit den Geldgebern eine Restrukturierung oder einen Schnuldenschnitt enthalten müsse.