EU geht gegen unseriöse Klingelton-Anbieter vor "Verbraucher werden abgezockt"
Vier von fünf Anbietern von Handy-Klingeltönen in Europa sind unseriös - das geht aus einer Untersuchung der EU-Kommission hervor. "Es ist klar, dass die Verbraucher abgezockt werden", kritisierte EU-Verbraucherkommissarin Kuneva und droht nun mit Schließung der Angebotsseiten.
Die Europäische Union geht gegen Internet-Seiten vor, die Klingeltöne und andere Handydienste anbieten. Eine Untersuchung von mehr als 500 Websites habe gezeigt, dass 80 Prozent von ihnen den Verbraucher in die Irre führten, erklärte Wettbewerbs-Kommissarin Meglena Kuneva. In Deutschland wurden demnach zwei von drei untersuchten Internetanbietern beanstandet.
"Es ist klar, dass die Verbraucher abgezockt werden", kritisierte Kuneva. Unter anderem seien die Angaben über die Preise ungenau oder es gebe versteckte Kosten. "Wir müssen insbesondere Teenagern und Kindern die klare Botschaft schicken - seid auf der Hut. Es dreht sich alles um das Kleingedruckte." Gerade Kinder lüden dann scheinbar "kostenlose" Klingeltone auf ihr Mobiltelefon, Sollten Firmen wie Jamba, Vodafone oder Aspiro nicht auf die Bedenken der EU eingehen, drohten ihnen Strafzahlungen oder gar eine Schließung ihrer Sites.
Bundesamt geht bereits gegen Anbieter vor
Die Verbraucherschutzverbände seien dabei, die Anbieter abzumahnen, erklärte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Notfalls würden die Verbände auch vor Gericht ziehen. Das BVL selbst gehe gemeinsam mit ausländischen Partnerbehörden gegen grenzüberschreitend tätige Anbieter vor. Ein typischer Trick sei, Verbrauchern beim Herunterladen eines Klingeltons oder Handy-Logos ein Abonnement unterzujubeln, erklärte das BVL. In anderen Fällen seien die Vertragsbedingungen "unauffindbar oder in einer fremden Sprache abgefasst". Die Namen der abgemahnten Anbieter will das BVL jedoch nicht öffentlich machen.
Seehofer fordert neue Regelung
Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer hatte sich zuvor für eine technische Lösung ausgesprochen. Vor jedem Einkauf im Internet müssten die Kunden noch einmal ausdrücklich auf die Folgen hingewiesen werden, forderte Seehofer: Vor dem entscheidenden Klick sollte eine Art Infokasten aufspringen, "der den Benutzer nochmal warnt, dass er mit diesem Klick jetzt einen kostenpflichtigen Vorgang auslöst".
Bisher keine verschärften EU-Gesetze geplant
Der europaweite Umsatz betrug im vergangenen Jahr schätzungsweise 691 Millionen Euro. Trotz des weit verbreiteten Missbrauchs hält Kuneva schärfere Gesetze nicht für nötig. Die bulgarische Kommissarin rief die Mitgliedstaaten auf, das geltende Recht anzuwenden und möglichst schnell beanstandete Webseiten zu schließen. Sie werde nicht zögern, Verfahren gegen EU-Länder einzuleiten, die diesem Aufruf nicht nachkämen.