Hohe Nahrungsmittelpreise Einzelhandel setzt deutlich weniger um
Die hohe Inflation schlägt sich spürbar an den Kassen nieder. Im ersten Halbjahr setzte der deutsche Einzelhandel real 4,5 Prozent weniger um.
Deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher haben zuletzt deutlich weniger eingekauft. Real, also bereinigt um Preiserhöhungen, sank der Umsatz im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Einschließlich Preiserhöhungen (nominal) hatten die Händler dagegen 3,6 Prozent mehr in der Kasse als im Vorjahreszeitraum. Das heißt, die Konsumenten haben letztlich mehr Geld für weniger Waren ausgegeben.
Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten führen die Statistiker vor allem auf die hohen Nahrungsmittelpreise zurück, die in der ersten Jahreshälfte der stärkste Preistreiber der Gesamtteuerungsrate gewesen seien. So ging der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel real in allen 24 Monaten der vergangenen zwei Jahre zurück. Im ersten Halbjahr wurden 5,8 Prozent weniger Lebensmittel verkauft. Der Umsatz im Handel mit Nicht-Lebensmitteln sank preisbereinigt um 3,6 Prozent.
Weniger Internethandel, mehr Bekleidung
Besonders hoch war das Umsatzminus im ersten Halbjahr im Internet- und Versandhandel, wo real 7,3 Prozent weniger Waren verkauft wurden. Auch Baumärkte setzten deutlich weniger um als im Vorjahreszeitraum. Beide Sparten hätten aber während der Pandemie auch hohe Umsatzzuwächse verbucht, begründeten die Statistiker die Entwicklung.
Dagegen erzielte der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ein reales Plus von 7,3 Prozent. In der Pandemie waren die Umsätze der Bekleidungsgeschäfte stark gesunken. Sie stabilisierten sich erst nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen.
"Konsum bleibt Sorgenkind"
Für das Gesamtjahr erwartet der Handelsverband Deutschland (HDE) ein Umsatzminus von vier Prozent. Er nannte Anfang Juli hohe Energiekosten, einen teuren Wareneinkauf und den schwachen privaten Konsum als Gründe. Konsumenten kauften weniger oder wichen in vielen Fällen auf günstige Produkte aus. Ein Viertel von ihnen hat laut HDE-Umfrage Angst, nicht mehr mit dem Geld auszukommen.
"Es ist zu befürchten, dass sich die Konsumenten im zweiten Halbjahr weiterhin in Zurückhaltung üben werden", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die Teuerungsrate lag zuletzt mit gut sechs Prozent niedriger als in den beiden ersten Monaten des Jahres mit jeweils 8,7 Prozent. Spürbare Lohnerhöhungen, steuerfreie Inflationsausgleichsprämien und die Rentenerhöhungen könnten in der zweiten Jahreshälfte die Kaufkraftverluste zumindest eindämmen. "Die schlechte Konsumlaune spricht jedoch gegen einen Turnaround", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Der private Verbrauch behält den Status Sorgenkind."