ifo-Geschäftsklimaindex Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf
Die deutsche Wirtschaft kann dem ifo-Institut zufolge eine Rezession womöglich doch noch vermeiden - wenn auch nur denkbar knapp. Das Geschäftsklima ist im März überraschend stark verbessert.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März überraschend deutlich verbessert. Das ifo-Geschäftsklima stieg im März um 2,1 Punkte auf 87,8 Zähler, wie das Münchner Institut zu seiner Umfrage unter etwa 9.000 Führungskräften mitteilte.
Nach dem zweiten Anstieg in Folge liegt der wichtigste Frühindikator für die Konjunkturentwicklung damit so hoch wie zuletzt im vergangenen Sommer. Analysten hatten im Schnitt nur einen leichten Zuwachs auf 86,0 Punkte erwartet.
"Silberstreif am Horizont"
"Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. "Von Optimismus sind die Firmen aber noch ein Stück entfernt", warnte er gleichzeitig. Denn der Auftragsbestand sei weiter rückläufig. Die Aussichten blieben düster.
Dennoch kann dem ifo-Institut zufolge eine Rezession womöglich doch noch vermieden werden - allerdings nur denkbar knapp. "Das Geschäftsklima signalisiert eine Stagnation im ersten Quartal", sagte ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Ende 2023 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,3 Prozent geschrumpft. Ein zweites Minus-Quartal in Folge würde eine technische Rezession bedeuten.
"Wir kommen aus dem Keller", so Wohlrabe. "Man sollte aber nicht gleich in Euphorie verfallen. Die Wirtschaft bleibt von Optimismus noch ein ganzes Stück entfernt. Sie schöpft aber wieder Hoffnung."
Weniger Lieferengpässe
Das Geschäftsklima hellte sich in allen betrachteten Wirtschaftsbereichen auf - also etwa unter Dienstleistern, am Bau und in der Industrie. Das Verarbeitende Gewerbe habe sich in allen Kernbranchen verbessert, vom Maschinenbau bis hin zu den besonders energieintensiven Bereichen, sagte ifo-Umfragechef Wohlrabe. Ein Grund dafür sei, dass die Exporterwartungen zugelegt hätten.
Zudem habe sich die Unsicherheit verringert. "So haben die Lieferengpässe abgenommen - trotz vieler Streiks und der Krise im Roten Meer", so der Experte. Zwar sei es dadurch vereinzelt zu Verzögerungen und Produktionsausfällen gekommen, doch fielen diese gesamtwirtschaftlich nicht ins Gewicht.
Auch im Handel äußerten sich die Firmen weniger pessimistisch. Der Handel "setzt darauf, dass die Verbraucher ihre Portemonnaies wieder etwas stärker öffnen angesichts kräftiger Lohnerhöhungen bei gleichzeitig sinkender Inflation", erklärte Wohlrabe. Ihre aktuelle Geschäftslage und die Aussichten für die kommenden Monate beurteilten die Unternehmen in allen Branchen günstiger als zuletzt.
Manche Experten pessimistischer
Während das ifo-Institut von einer Stagnation der Volkswirtschaft ausgeht, sehen andere Experten die Wachstumsaussichten im laufenden Quartal düsterer. Einige erwarten trotz verbesserter Lage ein weiteres Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater sprach von "zarten Frühlingsgefühlen" in der Konjunktur. Die Stimmung bleibe aber gedrückt. "Die Gründe liegen zum einen in der nach wie vor schwachen Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern, zum anderen am wahrgenommenen wirtschaftspolitischen Stillstand in Deutschland."
Etwas zuversichtlicher ist Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Das unerwartet starke Plus mache Hoffnung, so der Experte. Der dämpfende Effekt der zurückliegenden massiven Erhöhungen der Zinsen und der Energiepreise beginne nachzulassen. "Aber ein Ende der Rezession im Sommerhalbjahr sollte nicht mit einem starken Aufschwung verwechselt werden", relativierte der Ökonom. "Denn im Hintergrund dämpft die langjährige Erosion der Standortqualität, die die Bundesregierung nicht entschlossen angeht."
Die Wirtschaft befindet sich wegen sinkender Investitionen und einer Flaute am Bau derzeit in einem Konjunkturtal. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte von Oktober bis Dezember 2023 um 0,3 Prozent zum Vorquartal.