7,2 Prozent Teuerung im April Inflationsrate sinkt nur leicht
Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich nur etwas verlangsamt. Die Inflation ist etwas auf 7,2 Prozent zurückgegangen. Die Preise für Nahrungsmittel zogen erneut massiv an.
Bundesweit sind die Verbraucherpreise im April um durchschnittlich 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Das ist der niedrigste Stand seit August 2022. Im März war die Teuerungsrate deutlich auf 7,4 Prozent gefallen, nachdem sie im Januar und Februar noch bei jeweils 8,7 Prozent gelegen hatte.
"Der nur sehr langsame Rückgang der Inflation im April kann als ein klares Indiz gesehen werden, dass die Stabilisierung des Preisniveaus ein längerer Prozess sein wird, der die Geduld der Verbraucher strapazieren dürfte", erklärte Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust.
Lebensmittel deutlich teurer, Energie billiger
Im April stiegen die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 17,2 Prozent erneut überdurchschnittlich. Dagegen lag der Anstieg der Energiepreise mit einem Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat wie schon im März erneut klar unterhalb der Gesamt-Inflationsrate.
Die deutliche Verlangsamung des Preisanstiegs bei Energie ist allerdings zu einem großen Teil auf einen sogenannten Basiseffekt zurückzuführen: Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine waren die Energiepreise im Vorjahreszeitraum stark gestiegen. "Daneben tragen auch die Maßnahmen des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung zur aktuellen Abschwächung der Energiepreisentwicklung bei", betonen die Statistiker.
Importpreise sinken erstmals seit Januar 2021
Positive Signale kamen am Morgen von den Importpreisen, sind diese doch erstmals seit gut zwei Jahren gesunken. Die Einfuhren verbilligten sich im März um durchschnittlich 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat - der erste Rückgang binnen Jahresfrist seit Januar 2021.
Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen die sinkende Einfuhrpreise verzögert auch bei den Verbrauchern an und fließen in die allgemeine Inflation ein. Vor allem Energie wurde im Jahresvergleich deutlich günstiger, hier gab es ein Minus von 27,2 Prozent.
Nahrungsmittel bleiben Inflationstreiber
Für Nahrungsmittel musste hingegen 14,0 Prozent mehr gezahlt werden. Besonders stark zogen die Preise für Fleisch und Fleischerzeugnisse (plus 13,9 Prozent), Obst- und Gemüseerzeugnisse (plus 17,7 Prozent) sowie für Milch und Milcherzeugnisse (plus 9,6 Prozent) an. "Insbesondere Schweinefleisch war deutlich teurer als vor einem Jahr", so das Statistikamt. Hier lag das Plus bei 35,0 Prozent.
Experten zufolge dürften Nahrungsmittel auch in den kommenden Monaten die maßgeblichen Treiber der Inflationsrate sein. Laut der aktuellen Unternehmensumfrage des Münchener ifo-Instituts waren in einigen Bereichen des Einzelhandels die Preiserwartungen zuletzt wieder gestiegen - am stärksten bei Nahrungsmitteln und Getränken.
Deutlich niedrigere Inflationsraten ab Mai?
Die Gesamt-Inflationsrate dürfte jedoch in den kommenden Monaten stärker nachgeben, davon gehen zumindest viele Experten aus. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, rechnet fest damit, dass "der Inflationsdruck deutlich und zügig abnimmt".
Das sieht NordLB-Chefökonom Christian Lips ähnlich: "Ab Mai dürfte die Inflation dann stärker nachlassen. Bis zum Jahresende könnten wir uns in Richtung drei Prozent bewegen."
EZB vor schwieriger Entscheidung
Die sachte Entspannung bei den deutschen Verbraucherpreisen nimmt auch etwas den Druck von der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen weiter im großen Stil anzuheben, um der Inflation in der Eurozone Herr zu werden.
Allerdings kamen aus den anderen großen Euro-Ländern zuletzt eher gegenteilige Signale: So hatte sich die Inflation in Frankreich im April überraschend wieder verstärkt, ähnlich sah es in Spanien aus.
Experten erwarten kleinen Zinsschritt
In der kommenden Woche entscheiden die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde über ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Ökonominnen und Ökonomen rechnen mehrheitlich mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten - auch wenn sich zwei Mitglieder des EZB-Rats, Robert Holzmann und Isabel Schnabel, zuletzt tendenziell für einen größeren Zinsschritt ausgesprochen hatten.
Am Markt wird ebenfalls mit einer moderaten Straffung gerechnet, das zeigen die Terminmarktzinsen. Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, ist allerdings überzeugt: Angesichts des hartnäckigen Inflationstrends im Euroraum dürfte es nicht die letzte Leitzinsanhebung der EZB sein. Auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe, betont: Es dürfte noch bis zum Herbst dauern, bis das EZB-Preisziel langsam in Sicht kommt.