Wegen Grippewelle Lkw-Verkehr auf Autobahnen bricht ein
Der Lkw-Verkehr auf deutschen Autobahnen ist Ende 2022 so stark eingebrochen wie seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr. Die Fahrleistung der Lastwagen gibt auch Hinweise auf die Lage der Wirtschaft.
Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastwagen mit mindestens vier Achsen auf Autobahnen ist im Dezember eingebrochen. Wegen hoher Krankenstände und tagelanger Minustemperaturen nahm der Verkehr kalender- und saisonbereinigt um 4,9 Prozent zum Vormonat ab. Das teilten das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und das Statistische Bundesamt mit.
"Dies ist der stärkste Rückgang seit dem Einbruch der Fahrleistung im April 2020 infolge der Corona-Pandemie", so das Statistikamt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel das Minus mit 6,1 Prozent noch größer aus.
Verkehr als Konjunkturindikator
Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen gibt nach Einschätzung der Statistiker auch Hinweise auf die Konjunkturentwicklung in der Industrie. Denn in Deutschland wird der mit weitem Abstand größte Teil der Güter per Lastwagen transportiert - 2021 fast zehnmal so viel wie über den Eisenbahnverkehr.
"Vor allem in den industriell geprägten Flächenländern besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen regionaler Lkw-Maut-Fahrleistung und regionalem Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe", heißt es in der Mitteilung. "In den Stadtstaaten und den weniger industriell geprägten Bundesländern ist der Zusammenhang dagegen schwächer."
Der deutliche Rückgang im Dezember 2022 dürfte den Angaben zufolge unter anderem durch den Wintereinbruch und hohe Krankenstände bedingt sein. Neben Corona sorgten Grippewelle und andere Atemwegserkrankungen zuletzt für volle Kliniken und viele Arbeitsausfälle.
Große regionale Unterschiede
Regional fiel der Rückgang zum Jahresende allerdings sehr unterschiedlich aus. Den größten Einbruch der Lkw-Maut-Fahrleistung gab es in Niedersachsen mit minus 6,5 Prozent zum Vormonat, gefolgt von Bayern (minus 5 Prozent), Thüringen und Sachsen (jeweils minus 4,8 Prozent). In Baden-Württemberg (minus 1,1 Prozent), Rheinland-Pfalz und Saarland (jeweils minus 1,3 Prozent) fiel der Rückgang dagegen unterdurchschnittlich aus.
Der grenzüberschreitende Verkehr, also die Zahl der Ein- und Ausfahrten über die deutsche Grenze, nahm im vergangenen Monat um 4,8 Prozent ab. "Bei den grenzüberschreitenden Fahrten aus und nach Tschechien gab es den stärksten Rückgang", hieß es. Hier wurde ein Minus von 8,3 Prozent registriert. Auch der grenzüberschreitende Lkw-Verkehr aus und nach Dänemark nahm mit minus 8,1 Prozent stark ab.
Rezession zu Jahresbeginn?
Die deutsche Wirtschaft war im Sommerquartal 2022 trotz Energiekrise, Materialengpässen und hoher Inflation überraschend leicht um 0,4 Prozent gewachsen. Die meisten Experten gehen allerdings davon aus, dass sie Ende 2022 leicht geschrumpft ist und zu Jahresbeginn 2023 in eine Rezession rutschen könnte.
Die deutsche Industrie hat ihre Produktion im November verglichen mit dem Vormonat allerdings um 0,2 Prozent gesteigert. Der Zuwachs folgt auf einen Rückgang um 0,4 Prozent im Oktober.