Tarifkonflikt bei der Lufthansa Streik beendet - Streit nicht
Mehr als 140 gestrichene Flüge, tausende genervte Passagiere und keine Einigung in Sicht: Nach acht Stunden haben die Piloten der Lufthansa ihren Streik beendet. Allerdings drohte ein Cockpit-Sprecher mit neuen Aktionen, bis die Lufthansa ein neues Angebot vorlegt.
Die Piloten der Lufthansa haben ihren Streik am Drehkreuz München wie geplant nach acht Stunden beendet. Allerdings wird es noch dauern, bis der Flugbetrieb wieder reibungslos läuft. "Wir gehen davon aus, dass am Donnerstag wieder alles normal läuft", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Am Flughafen München seien bis zum frühen Abend noch keine Passagiere "gestrandet", die über Nacht untergebracht werden müssten. Die Airline habe aber entsprechende Vorsorge getroffen. Die Lufthansa rechnet erneut mit einem Millionenschaden.
Die Lufthansa hatte wegen des Ausstandes 140 Flüge auf Kurz- und Mittelstrecken von und nach München gestrichen. Die Langstreckenflüge fanden allesamt statt, weil zahlreiche Cockpitmitarbeiter nach Angaben des Konzerns trotz des Streikaufrufs zum Dienst kamen.
Mehr als 15.000 Passagiere waren von dem Streik betroffen. Die meisten von ihnen konnten laut Lufthansa auf die Bahn oder andere Fluggesellchaften umgebucht werden. Zudem wurden Passagiere über andere Drehkreuze wie Frankfurt, Zürich, Wien und Brüssel umgeleitet.
Cockpit "sehr zufrieden" mit neuem Streik
Die Pilotengewerkschaft Cockpit sei mit der Beteiligung am dritten Streik binnen zwei Wochen "sehr zufrieden", teilte ein Sprecher der Vereinigung mit. Bei der Urabstimmung im Januar hatten sich rund 99 Prozent der teilnehmenden Piloten für unbefristete Streiks ausgesprochen.
Grund für den Arbeitskampf ist eine Auseinandersetzung über Regelungen zur Übergangsversorgung. Sie erlaubt es Piloten bisher, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen. Der Konzern will die Altersgrenze erhöhen. Cockpit lehnt dies ab.
Konzern will kommende Woche neues Angebot vorlegen
Anfang kommender Woche will die Lufthansa nach Angaben von Vorstandschef Carsten Spohr der Gewerkschaft ein verändertes Angebot vorlegen. Bis das Angebot vorliege, seien auch in den kommenden Tagen noch Arbeitsniederlegungen möglich, sagteein Cockpit-Sprecher. "Wir wollen explizit nichts ausschließen", betonte er.
Bereits Ende August und am vergangenen Freitag hatte es Arbeitsniederlegungen gegeben - erst bei der Lufthansa-Tochter Germanwings, dann bei der Lufthansa selbst am Standort in Frankfurt am Main. Auch Anfang April hatte es bereits einen dreitägigen Ausstand gegeben. Damals waren rund 3800 Flüge ausgefallen.
Übergangsversorgung: Bis Ende 2013 konnten Piloten frühestens mit 55 Jahren in Rente gehen, für bis zu 60 Prozent der Bezüge. Die Lufthansa will die Altersgrenze auf 61 Jahre erhöhen und die Piloten stärker an der Finanzierung beteiligen. Cockpit lehnt dies ab.
Betriebsrente: Lufthansa hatte die Vereinbarungen über die Betriebsrenten gekippt. Begründung: Die Zahlungen seien wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten nicht mehr finanzierbar. Falls keine Einigung kommt, gehen Lufthansa-Neueinsteiger leer aus. Für andere Angestellte ändert sich nichts. Nicht nur Cockpit, auch andere Gewerkschaften protestieren gegen die gekippte Betriebsrente bei der Lufthansa.
Vergütung: Cockpit pocht auf zehn Prozent mehr Gehalt über 24 Monate. Die Lufthansa bietet zunächst eine vom Geschäftserfolg abhängige Steigerung an, ab 2016 dann ein Plus von drei Prozent.