Hintergrund Jahrelanger Streit zwischen EU und Microsoft
Das Verfahren gegen Microsoft ist 1998 durch eine Beschwerde des Server-Herstellers Sun Microsystems ins Rollen gekommen. Dieser warf Microsoft vor, sein Quasi-Monopol des Windows-Betriebssystems, das auf mehr als 95 Prozent aller PCs läuft, auszunutzen, um den Wettbewerb auch bei anderen Software-Produkten zu untergraben. Nach jahrelangen Ermittlungen bestätigte die EU-Kommission die Vorwürfe und verhängte neben dem Bußgeld von 497 Millionen Euro auch Auflagen.
Danach muss Microsoft Daten über die Anbindung der Zentralrechner von Firmennetzwerken (Server) an das Betriebssystem Windows offen legen, damit Firmen, die Windows verwenden wollen, nicht auch die weiteren Programme von Microsoft kaufen müssen. Zudem soll Microsoft den PC-Herstellern sein Betriebssystem auch ohne das Abspielprogramm Media Player für Ton und Videos anbieten.
Software-Konzern kommt EU-Kommission entgegen
In beiden Punkten ist Microsoft der Kommission inzwischen entgegengekommen, nach Überzeugung der EU-Kommission sind die Zugeständnisse aber "gänzlich ungeeignet", um die Auflagen zu erfüllen. Als völlig inakzeptabel weist Microsoft dagegen eine dritte Auflage der Kommission zurück, sich künftige Erweiterungen des Betriebssystems Windows vorab genehmigen zu lassen. Dies sei ein unmittelbarer Eingriff in die Produktpolitik, der das Streben nach nutzerfreundlichen Innovationen unzulässig behindere.
Wenn das Europäische Gericht in letzter Instanz das Bußgeld in voller Höhe bestätigt, müsste Microsoft die bislang höchste Wettbewerbsstrafe der EU-Geschichte zahlen. Die bisherige Rekordbuße von 462 Millionen Euro handelte sich 2001 der Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche als Führer des so genannten Vitaminkartells ein. Gegen das erstinstanzliche Urteil können beide Seiten Rechtsmittel zum Europäischen Gerichtshof (EuGH) einlegen.