EU-Parlament drückt "Roaming"-Gebühren Bald billigere Handy-Telefonate im Urlaub
Die gute Urlaubslaune verpufft daheim sehr schnell, wenn die Handy-Rechnung kommt. Das EU-Parlament hat jetzt die Weichen für eine starke Absenkung der so genannten Roaming-Gebühren gestellt, die bei Gesprächen im EU-Ausland anfallen. Mit großer Mehrheit stimmte der federführende Industrieausschuss in Brüssel für einen entsprechenden Vorschlag. Schon in einigen Monaten könnte der Vorschlag umgesetzt werden.
Von Peter Heilbrunner, SWR, Hörfunkstudio Brüssel
40 Cent pro Minute - keinen Cent mehr soll ein Handy-Anruf aus dem EU-Ausland in Zukunft kosten. Das zumindest versprechen die zuständigen Europaparlamentarier den Mobilfunkkunden. Setzen sich die Abgeordneten in den Verhandlungen mit ihren Vorstellungen durch, käme es zu einer drastischen Reduzierung der Handy-Gebühren bei Auslandsgesprächen. Bislang mussten Urlauber für einen Anruf aus Spanien bis zu einem Euro pro Minute zahlen, in Zukunft sollen es maximal die besagten 40 Cent sein.
Die SPD-Telekommunikationsexpertin im Europaparlament, Erika Mann, spricht von einer Riesenerleichterung für die Kunden. Bisher haben vor allem Urlauber aus Angst vor den hohen Gebühren ihr Handy im Ausland ausgeschaltet, in Zukunft könnten sie "wie zu Hause auch" telefonieren.
Einige Monate dauert es noch
Doch bis die Verbraucher in den Genuss der billigen Auslandstarife kommen, werden noch ein paar Monate vergehen. In Verhandlungen mit den Fachministern der Mitgliedsstaaten muss nämlich nun um einen Kompromiss gerungen werden. Zwar wollen diese auch sinkende "Roaming"-Gebühren, wollen aber eben nicht ganz so weit gehen wie die Parlamentarier.
Lange Zeit hatte nicht einmal darüber Einigkeit geherrscht, ob die Tarife überhaupt aus Brüssel geregelt werden sollten - die südlichen Urlaubsländer wollten ihren Telefongesellschaften das lukrative Sommergeschäft nicht zerstören. Denn die spanische Telefonica und andere verdienen prächtig in der Hochsaison, wenn Millionen Deutsche oder Holländer aus dem Urlaub nach Hause telefonieren. Jedes Mal fällt eine hohe Vermittlungsgebühr an.
Schweizer schauen in die Röhre
Für diesen Sommer kommt die grundsätzliche Einigung allerdings zu spät, meint CSU-Frau Angelika Niebler. Das Ganze dürfte eher ein Weihnachtsgeschenk werden, so die Vorsitzende des entscheidenden Industrieausschusses im EU-Parlament. Pünktlich zur Skisaison sollen die Preise also zu Tal fahren. Wobei - kleine Einschränkung - Schweiz-Urlauber weiterhin die hohen Tarife zahlen müssen. Das Alpenland ist nämlich kein EU-Mitglied.
Noch allerdings sind viele Fragen ungeklärt: Wer soll von den neuen Urlaubstarifen profitieren können - nur Neu- oder auch Altkunden? Wenn ja, sollen deren Verträge dann automatisch umgestellt werden oder müssen sie sich selbst für einen Wechsel entscheiden? All das ist noch offen.
Brüssel rechnet mit weiter fallenden Preisen
Eines allerdings ist schon jetzt klar: Nicht nur Gespräche nach Hause, auch Anrufe von zu Hause werden billiger. Im Ausland ankommende Telefonate sollen mit maximal 25 Cent belegt werden. Bisher müssen Urlauber dafür je nach Anbieter mehr als einen Euro zahlen. Und sollten die Experten in Brüssel recht behalten, wäre das nur der Anfang. Sie rechnen nämlich damit, dass die Handy-Auslandstarife noch weiter purzeln, wenn die Verordnung erst einmal in Kraft ist.