Treffen mit Papandreou Merkel spart nicht mit warmen Worten
Hilfsbereitschaft hier, Reformwillen da: Beim Treffen von Bundeskanzlerin Merkel mit dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou haben beide Seiten klar gemacht, dass sie im Kampf gegen die Schuldenkrise an einem Strang ziehen. Merkel sagte Griechenland alle erdenkliche Hilfe zu - unter einer Bedingung.
Mehr Spar-Druck auf Griechenland? Fehlanzeige - zumindest bei der offiziellen Pressekonferenz. Beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou im Kanzleramt haben beide Seiten Harmonie demonstriert. Merkel sagte dem Gast aus Athen alle erdenkliche Hilfe beim Kampf aus der Verschuldung zu. "Wir möchten ein starkes Griechenland im Euro-Raum, und Deutschland ist bereit, hier alle Hilfeleistungen anzubieten, die notwendig sind."
Sie schränkte zugleich ein: Das Land müsse aber die Auflagen erfüllen, um ein positives Urteil der Experten-Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF zu erhalten. Dies ist Voraussetzung für weitere Hilfskredite an das hoch verschuldete Land. Deutschland werde dem Urteil der Troika folgen, machte Merkel klar und fügte hinzu: Ihr sei bewusst, dass den Griechen derzeit "viel zugemutet" werde.
Troika kehrt nach Athen zurück
Zuvor war bekannt geworden, dass die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und IWF Mitte der Woche nach Athen zurückkehrt, um zu beurteilen, ob das krisengeschüttelte Land seinen Sparauflagen nachkommt. Daran ist die Auszahlung von internationalen Hilfskrediten gekoppelt. Es geht um die nächste Tranche in Höhe von acht Milliarden Euro. Sollte diese nicht in nächster Zeit bewilligt werden, droht Griechenland bereits Mitte Oktober die Zahlungsunfähigkeit. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker dämpfte aber die Erwartung an eine schnelle Entscheidung. Da der Prüfbericht der Gruppe noch Zeit brauche, könnten die Euro-Finanzminister noch nicht am kommenden Montag über die Auszahlung der nächsten Kredittranche für Griechenland entscheiden.
Griechenlands Ziel: auf "eigenen Füßen" stehen
Ministerpräsident Papandreou bekräftigte erneut den Sparwillen seines hochverschuldeten Landes. "Wir werden auf jeden Fall unsere Verpflichtungen einhalten", sagte er an der Seite von Kanzlerin Merkel. Griechenland sei entschlossen, alle notwendigen Maßnahmen umzusetzen, um die "heutige Krise zu überwinden" und Griechenland in Zukunft wettbewerbsfähiger zu gestalten. Das Land sei bereit, seine Chancen voranzutreiben, um "auf eigenen Füßen" stehen zu können.
Papandreou beim BDI
Ähnlich hatte sich Papandreou bereits am Vormittag auf einer Tagung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin geäußert. Er könne garantieren, dass Griechenland "all seinen Verpflichtungen" nachkommen werde, sagte der Regierungschef übte zugleich Selbstkritik. "Wir sind kein armes Land, wir waren ein schlecht geführtes Land."
Den Euro-Partnern dankte er für die Solidarität. "Das gibt uns die Zeit für Veränderungen." Er rief Investoren zu einem stärkeren Engagement in seinem Land auf, um es für die Zukunft zu rüsten. Bei den Wirtschaftsvertretern war Papandreou herzlich aufgenommen worden. BDI-Chef Hans-Peter Keitel nannte dies ein Zeichen des Dankes und des Respekts für die Anstrengungen Griechenlands, um aus der Schuldenkrise herauszukommen. "Sie stehen nicht allein vor Ihren großen Aufgaben", sagte Keitel.