Start von Threads Meta fordert Twitter mit Konkurrenz-App heraus
Der Facebook-Konzern Meta macht Twitter mit einer neuen App namens Threads Konkurrenz. In der Nacht fiel der Startschuss für die Anwendung, die jetzt schon auf mehr als zehn Millionen Nutzer kommt.
Der unter Elon Musk in die Krise geratene Kurznachrichtendienst Twitter hat einen neuen Konkurrenten. Der Facebook-Konzern Meta brachte in der Nacht seine App Threads mit ähnlicher Funktionsweise in mehr als 100 Ländern an den Start.
Deutschland und andere EU-Staaten sind allerdings nicht dabei - und es blieb offen, wie schnell sich das ändern könnte. Der Konzern verweist auf noch offene regulatorische Fragen. Man werde aber laufend prüfen, die App auch in Europa anzubieten.
Bis zu 500 Zeichen Länge
Threads ist an Metas populäre Foto- und Video-App Instagram angebunden und gilt als potenziell aussichtsreichste Konkurrenz für Twitter. Grund ist ein Startvorteil: Meta kann für seine Twitter-Kopie von Anfang an auf bereits bestehende Verbindungen zwischen mehr als einer Milliarde Nutzern zurückgreifen. Bei anderen Twitter-Konkurrenten wie Bluesky und T2 müssen solche Verknüpfungen erst neu entstehen.
Die App habe sieben Stunden nach dem Start bereits zehn Millionen Nutzer, teilte Meta-Chef Mark Zuckerberg mit. Instagram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App übernehmen.
Text-Beiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Beim 2006 gestarteten Twitter lag die Text-Grenze ursprünglich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdoppelt.
Hat der Starttermin was mit den Twitter-Problemen zu tun?
Bereits seit März ist bekannt, dass Meta an einer twitterähnlichen App arbeitet. Twitter hatte in den vergangenen Monaten immer wieder technische Schwierigkeiten, die sich zurzeit gerade häufen. Nutzer berichten von Ausfällen und können aktuell auch nur noch eine täglich begrenzte Anzahl an Posts lesen, was viele verärgert.
Zudem hat Twitter seit der Übernahme durch Musk die Moderationsrichtlinien gelockert. Das hat zu einem Anstieg von Hassrede auf der Plattform geführt. Auch sind viele User von der Einführung eines Bezahlabos irritiert. Jeder kann seitdem das eigene Konto mit dem blau-weißen Verifikationshäkchen versehen.
Es scheint, als habe Meta genau auf diesen Zeitpunkt gewartet, um frustrierten und verunsicherten Twitter-Usern eine technisch und inhaltlich zuverlässigere Alternative zu bieten. Meta-Produktchef Chris Cox soll laut dem Magazin "The Verge" bei einer internen Mitarbeiterversammlung im Juni gesagt haben: "Wir haben von Künstlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehört, die an einer vernünftig geführten Plattform interessiert sind."
Strengere EU-Regeln schrecken Meta ab
Mit Blick auf die EU verwies Instagram-Chef Adam Mosseri darauf, dass es kompliziert sei, "einige Gesetze einzuhalten, die im kommenden Jahr greifen werden". Man habe in Europa keine App auf den Markt bringen wollen, die nicht zukunftssicher sei, sagte er ebenfalls "The Verge".
Mosseri dürfte den Digital Markets Act meinen, der striktere Regeln für Online-Plattformen festlegt. Unter anderem wird die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Diensten schwieriger. Bis zur Threads-Einführung in der EU können Nutzer aus der Region Beiträge zwar in einer Web-Ansicht betrachten, sie aber weder teilen noch liken.
Weil Meta gegen EU-Datenregeln verstoßen hatte, war der Konzern erst im Mai zu einer Strafe von 1,2 Milliarden Euro verurteilt worden.
Mit Informationen von Nils Dampz, ARD-Studio Los Angeles