Präsident des Kartellamts "Man weiß eigentlich alles über den Nutzer"
Warum sind Daten so wertvoll für Facebook? Und wie will man kontrollieren, dass die neuen Vorgaben eingehalten werden? Bei tagesschau24 erklärt Bundeskartellamts-Präsident Mundt, was sich in Zukunft ändert.
Datensammeln bei Facebook - das hört sich für viele zunächst nach einem Fall für Datenschutz an. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, erklärt im Interview mit tagesschau24, warum seine Behörde sich nun mit dem Thema befasst hat. "Der Nutzer, der diese Dienste in Anspruch nimmt, bezahlt letzten Endes mit den Daten, die er dort hinterlässt." Der Zugang zu diesen Daten sei daher ein "enorm wichtiger Marktmachtfaktor", was seit vergangenem Jahr auch im deutschen Kartellrecht stehe. Das Bundeskartellamt müsse diesen Faktor daher beurteilen, wenn es Marktmacht einschätze.
Die Daten, die man im Netz hinterlasse, würden einem einzigen Nutzerkonto zugeführt, erklärt Mundt: Geschlecht, Aufenthaltsorte, Beziehungen bis hin zu Vorlieben und Präferenzen. "Ganz am Ende ermöglicht das dem Unternehmen tatsächlich ein relativ exaktes Profiling seiner Nutzer. Man weiß eigentlich alles über den Nutzer." Weil diese Daten für Unternehmen wichtig seien, die zielgerichtete Werbung betreiben wollen, könne Facebook sie letztlich zu Geld machen.
Verwendung von Facebook auch bei Widerspruch
Das Kartellamt hat Facebook nun bei der Kombination dieser Daten enge Grenzen gesetzt. "Der Nutzer kann in Zukunft widersprechen, dass die Daten, die aus all diesen verschiedenen Quellen kommen, zu einem einzigen Konto zusammengeführt werden." Das führe dazu, dass Facebook über weniger Datenkombinationen verfüge. Nutzer könnten in Zukunft - anders als heute - die Dienste des Netzwerks weiter verwenden, auch wenn sie der Kombination widersprechen. "Wenn der Nutzer dem widerspricht, müssen die Daten eben dort verbleiben, wo sie angefallen sind - bei Facebook, bei Instagram, WhatsApp oder auf den Drittseiten, von denen die Daten stammen."
Wie kann das Kartellamt kontrollieren, ob seine Verfügung umgesetzt wird? Man werde von Facebook verlangen, dass man das nachprüfen und über eine gewisse Zeit hinweg beobachten könne, sagt Mundt. Es gebe auch die Möglichkeit, anhand von Stichproben zu prüfen, welche Daten tatsächlich fließen. Im äußersten Falle könne man sehr hohe Bußgelder verhängen.