Betriebsrat kritisiert Sanierungsplan für Opel GM will 4900 Jobs in Deutschland streichen
Immer mehr Details des GM-Sanierungsplans für Opel werden bekannt: In Europa sollen knapp 9000 Stellen wegfallen, 50 bis 60 Prozent davon in Deutschland. Opel-Betriebsratschef Franz sprach von 4900 Jobs, die in den vier deutschen Werken vor dem Aus stünden. Er kündigte Widerstand der Arbeitnehmer an.
Der US-Autokonzern General Motors (GM) will in Deutschland rund 4900 Stellen streichen, aber alle vier deutschen Werke erhalten. Von dem europaweit geplanten Abbau von 9000 Stellen würden 50 bis 60 Prozent auf die deutschen Werke entfallen, sagte GM-Europachef Nick Reilly nach Gesprächen mit Vertretern der Arbeitnehmer in Rüsselsheim.
Opel-Betriebsratschef Klaus Franz sprach von 4900 Stellen, die GM in Deutschland streichen wolle. Davon entfielen auf Rüsselsheim rund 2500 Stellen, auf Bochum etwa 1800 Stellen und auf Kaiserslautern und Eisenach jeweils etwa 300 Stellen.
Allein in der Opel-Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim sollten nach GM-Vorstellungen 545 Ingenieursstellen wegfallen, sagte Franz. Das ginge an die substanzielle Existenz des Entwicklungszentrums. Im belgischen Werk in Antwerpen stünden etwa 2100 der insgesamt 2321 Stellen auf der Kippe. Weiter sagte Franz, das GM von den Beschäftigten einen jährlichen Sanierungsbeitrag von 265 Millionen Euro fordere.
Reilly sagte allerdings, dass noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen seien. Zunächst solle es weitere Beratungen mit den Beschäftigten geben. Er hoffe, dass diese Konsultationen im Lauf des Dezembers abgeschlossen werden könnten.
Arbeitnehmer kündigen Widerstand an
Die Arbeitnehmervertreter von Opel kündigten Widerstand gegen den Sanierungsplan an: "Der Betriebsrat und die IG Metall werden dieses Vorgehen, die Sanierung von Opel in Europa zulasten von Deutschland und Belgien durchzuziehen, nicht akzeptieren", sagte Franz.
GM setzt auf Staatshilfe
GM erwarte sowohl von der Belegschaft als auch von den europäischen Ländern mit GM-Standorten Sanierungsbeiträge, betonte Reilly. "Wir sind guter Hoffnung, dass wir von allen Ländern Unterstützung erhalten, in denen wir tätig sind." In Deutschland wollen nach seinen Angaben die vier Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten mit der Bundesregierung über mögliche Hilfen beraten.
Zuvor hatte Reilly Zusagen für die Standorte Eisenach, Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern abgegeben, nachdem er mit den Ministerpräsidenten der vier betroffenen Bundesländer Gespräche geführt hatte.
Die Fabriken auf dem ehemaligen Zechengelände in Bochum
Eisenach kann aufatmen
Auf der Kippe gestanden hatte vor allem das Werk in Thüringen, das derzeit rote Zahlen schreibt. Reilly lobte den kleinsten deutschen Opel-Standort mit rund 1700 Beschäftigten aber als "hocheffizient". Zwar schreibe Eisenach derzeit rote Zahlen. Dies liege aber an der momentanen Situation auf dem weltweiten Automarkt, sagte Reilly nach einem Gespräch mit der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. In Eisenach sei deswegen die Produktion zurückgefahren worden. Ab 2012 jedoch werde die Fertigung in Thüringen nach derzeitiger Planung wieder voll laufen, sagte Reilly.
Reilly betont Bedeutung von Rüsselsheim
In Rüsselsheim war Reilly am Morgen mit dem hessischen Regierungschef Roland Koch zusammengekommen. Bei der Gelegenheit versicherte er, wie bedeutend der Stammsitz Rüsselsheim für GM sei. "Rüsselsheim ist nicht nur ein sehr guter Produktionsstandort, sondern auch das Entwicklungszentrum". Die Verlagerung der Europa-Zentrale von Zürich nach Rüsselsheim sei ein Zeichen, welche Bedeutung GM Rüsselsheim beimesse.
Reilly kündigte auch eine Vereinfachung der Managementstrukturen in der künftigen Opel-Europazentrale in Rüsselsheim an. Statt derzeit zwei Managementebenen soll es demnach nur noch eine geben,
Barroso: Beihilfen streng prüfen
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte an, mögliche Beihilfen für den Autobauer auch künftig "strikt" auf deren Vereinbarkeit mit EU-Vorschriften prüfen zu lassen. Ein Wettbewerb in Sachen Subventionen liege nicht im Interesse der EU, sagte Barroso am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg.
Seit gestern liegt Opel wieder ganz in der Hand des US-Mutterkonzerns GM, nachdem dieser die letzte Rate eines deutschen Überbrückungskredits zurückgezahlt hatte. Die Kosten für die Opel-Sanierung beziffert GM auf 3,3 Milliarden Euro.
Der Autobauer Opel hat neben dem Bund auch die Länder Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz um Hilfe gebeten. Die deutsche Tochter des schwer angeschlagenen amerikanischen Autokonzerns General Motors hat in diesen vier Bundesländern folgende Werke:
Hessen: Rüsselsheim ist der Stammsitz des 146 Jahre alten Unternehmens. Hier arbeiten 18.300 Mitarbeiter. Neben der Zentrale ist in Rüsselsheim das internationale Entwicklungszentrum sowie ein neu errichtetes Werk angesiedelt. Bis zu 270.000 Autos jährlich laufen in dem Werk vom Band.
Nordrhein-Westfalen: Seit 1962 ist Opel auch am Standort Bochum tätig, mittlerweile werden drei Werke auf einem ehemaligen Zechengelände betrieben. Beschäftigt sind hier 5300 Mitarbeiter, die vor allem die Modelle Astra und Zafira sowie Achsen und Getriebe herstellen. 2007 wurden in Bochum rund 240.000 Fahrzeuge gebaut.
Rheinland-Pfalz: In Kaiserslautern stellen rund 2300 Mitarbeiter Vierzylinder-Leichtmetall-Ottomotoren und Vierzylinder-Turbodieselmotoren mit Commonrail-Kraftstoffeinspritzung her. Im Komponentenwerk sind weitere 2300 Mitarbeiter tätig. Opel betreibt den Standort Kaiserslautern seit 1966.
Thüringen: Bei der Opel Eisenach GmbH produzieren 1900 Mitarbeiter den neuen Corsa. Das Werk startete 1992 kurz nach der Wende.