Deutliches Produktionsplus im Frühjahr Industrie stellt "Super-Quartal" her
Die Industrie brummt: Deutsche Firmen haben im zweiten Quartal deutlich mehr produziert als zu Jahresbeginn - noch nie seit der Wiedervereinigung war das Plus so groß wie jetzt. Nach Einschätzung der Bundesregierung stützt der Herstellungsboom maßgeblich die genesende Konjunktur.
In der deutschen Industrie stehen die Zeichen auf Wachstum. Trotz eines leichten Dämpfers im Juni fuhren die Firmen ihre Produktion im Frühjahr so stark hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung - und erreichten fast wieder das Niveau aus der Zeit vor der Krise. Das Produzierende Gewerbe, zu dem auch der Bau und die Energieunternehmen gehören, stellte von April bis Juni 5,4 Prozent mehr her als in den ersten drei Monaten des Jahres, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Es habe damit dank außenwirtschaftslicher Impulse und mehr Investitionen viel zum Wachstum im zweiten Quartal beigetragen.
Auch für die kommenden Monate seien die Aussichten günstig: "Angesichts einer spürbar verbesserten Auftragslage dürfte vor allem die Industrie auch in den kommenden Monaten einer der zentralen Faktoren für die Fortsetzung der konjunkturellen Erholung in Deutschland bleiben". Im Juni hatten die Industriebetriebe von Großaufträgen profitiert und 3,2 Prozent mehr Aufträge als im Vorjahr erhalten.
Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft von April bis Juni kräftig gewachsen ist. Sie rechnen im Schnitt mit einem Plus von 1,3 Prozent - nach einem mageren Plus von 0,2 Prozent zu Jahresauftakt. Es könne gut sein, dass die Konjunkturprognose nochmals angehoben werden müsse, sagte Joachim Scheide vom Kieler Institut für Weltwirtschaft der "Berliner Zeitung". Bisher erwartet das IfW ein Wachstum von 2,1 Prozent in diesem Jahr.
OECD sagt robustes Wirtschaftswachstum voraus
Auch der von der OECD mit Daten aus 29 Staaten berechnete Frühindikator weist im Juni für Deutschland weiter auf eine relativ robuste Expansion hin: Für Deutschland sei der stärkste Anstieg gegenüber Mai registriert worden. Dagegen sei in anderen Ländern der Hochpunkt des Wirtschaftswachstums womöglich erreicht.
Auch Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index oder die Einkaufsmanagerindizes hatten zuletzt ein starkes Wachstum angezeigt. Experten erwarten allerdings ein schwächeres Wachstum am Jahresende.
Schwacher Juni ein "Schönheitsfehler"?
Auch ein leichtes Minus bei der Produktion im Juni ist nach Einschätzung von Experten kein Grund zur Sorge: "Der Produktionsrückgang ist lediglich ein Schönheitsfehler in einem Super-Quartal", sagte Dekabank-Experte Andreas Scheuerle.
Im Juni stellten die Firmen gegenüber dem Mai unerwartet 0,6 Prozent weniger her, Volkswirte hatten mit einem Produktionswachstum von 0,7 Prozent gerechnet. Die Industrie und der Bau drosselten ihre Produktion dabei um jeweils 0,9 Prozent, die Energiefirmen fuhren ihre Leistung um 3,6 Prozent in die Höhe.
Verglichen mit dem Vorjahr stellte das Produzierende Gewerbe arbeitstäglich bereinigt im Mai und Juni zusammen 11,9 Prozent mehr her. "Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe hat damit den größten Teil der krisenbedingten Verluste wieder aufgeholt", schrieb das Ministerium.