G7 suchen Wege aus der Finanzkrise Der Protektionismus-Reflex
Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrieländer (G7) suchen in Rom nach Wegen aus der Finanzkrise. Verständigt haben sie sich bereits darauf, dass alle Mittel recht sind - mit Ausnahme eines verbreiteten Reflexes: Dem Einsatz protektionistischer Maßnahmen. Aber was bedeutet das?
Von Stefan Troendle, ARD-Hörfunkstudio Rom
Immer dann, wenn die Wirtschaftslage schlechter wird, errichten viele Länder Handelsbarrieren. Damit wollen sie den eigenen, nationalen Industrien helfen. Das vom Lateinischen protectio (Schutz) abstammende Wort Protektionismus ist die Bezeichnung für alle Schritte eines Staates, die die Wirtschaft vor der Konkurrenz im Ausland schützen sollen. Das können Zölle oder Steuern sein. Auf diese Weise sollen bestimmte Branchen geschützt werden oder Arbeitsplätze im Inland geschaffen werden. Die Folgen können aber auch wesentlich höhere Preise sein, Wenn zum Beispiel das Regal aus dem schwedischen Möbelhaus oder die japanische Stereoanlage plötzlich 30 Prozent mehr kosten.
Exportländer auf offene Märkte angewiesen
Beim G7-Treffen in Rom soll nach Vorstellungen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück Protektionismus ein zentrales Thema sein. Deutschland ist als Exportland auf offene Märkte angewiesen. Wegen der Wirtschaftskrise gibt es aber immer mehr Länder, die protektionistisch handeln. So war im US-Konjunkturpaket zunächst eine "Buy-American"-Klausel enthalten, also eine Bevorzugung amerikanischer Produkte. Frankreich steht in der Kritik, weil die neuen Milliardenhilfen für die Autobauer an Auflagen geknüpft sind, Arbeitsplätze im Inland zu erhalten.
Viele Wirtschafts- und Finanzexperten meinen, dass weltweiter Protektionismus die Krise nur weiter verschärft. Als eine der Ursachen für die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nach dem großen Börsencrash wird Protektionismus angesehen. Denn der schwächt eine Volkswirtschaft zumeist, unter anderem weil die Preise steigen.
Den Schaden hat, wer Schranken errichtet
Der Ökonom Mill sagte im 19. Jahrhundert: Handelsschranken schaden vor allem den Ländern, die sie aufbauen. Abgesehen davon können sie auch gefährliche Nebenwirkungen haben. Nach Kritik am US-Hilfspaket hat US-Präsident Barack Obama vor zehn Tagen gesagt, dass er Protektionismus für einen Fehler hält. Denn der könnte auch eine potenzielle Quelle für Handelskriege sein. In der Geschichte sind derartige Auseinandersetzungen schon öfter eskaliert.
Im Prinzip soll Protektionismus also den Wohlstand eines Landes erhöhen - und zwar zu Lasten anderer Staaten. Diejenigen, die sich benachteiligt fühlen, verabschieden meistens Gegenmaßnahmen. Deshalb ist es sinnvoll, dass die großen Volkswirtschaften sich einigen, auf derartige Schritte zu verzichten.