Reform der EU-Ökoverordnung Bio soll wirklich "bio" sein
Bio-Lebensmittel sind bei immer mehr Kunden gefragt. Damit der Markt sicher wachsen kann, sind aber auch Kontrollen und Anbaustandards nötig. Die EU will ihre Ökoverordnung daher reformieren. Doch gerade für Bio-Landwirte könnte das zum Problem werden.
Verbraucher versprechen sich von Bio-Lebensmitteln mehr Geschmack, mehr Gesundheit und weniger Giftstoffe. Doch bislang garantiert die EU-Ökoverordnung eigentlich nur eine umweltschonendere Produktionsweise von Obst, Gemüse und Fleisch. Und da "bio" boomt, lockt das natürlich auch schwarze Schafe an. In der Vergangenheit gab es immer wieder Lebensmittelskandale, bei denen Waren zwar als "bio" deklariert waren, aber tatsächlich beispielsweise mit Pestiziden belastet waren oder gar nicht aus Ökoproduktion stammten.
Insgesamt gaben die Verbraucher in der EU 2012 für Bioprodukte 20,9 Milliarden Euro aus. Die EU-Kommission will die Produkte nun zuverlässiger machen und dem rasanten Wachstum anpassen. Der Markt für ökologische Erzeugnisse hat sich nach Informationen aus Brüssel in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht, die landwirtschaftlichen Flächen hätten sich aber nur verdoppelt. So gebe es mittlerweile 186.000 Bio-Bauernhöfe in der Europäischen Union, die aber nur 5,4 Prozent aller Agrar-Flächen bewirtschaften.
Agrarkommissar Dacian Ciolos legte in Brüssel ein Maßnahmenpaket vor, mit denen die Regeln zur Zulassung EU-weit reformiert werden sollen. Das Vorhaben benötigt noch die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten.
Strengere Vorgaben
Die EU-Kommission will die erlaubten Ausnahmen - etwa den Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut - stark verringern. Auch die Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide oder gentechnisch veränderte Produkte sollen strenger werden. Einheitliche Standards sollen Landwirten mehr Klarheit verschaffen. Kleine Bauernhöfe und Firmen sollen einfacheren Zugang zum Markt erhalten. Händler von Öko-Produkten sollen die vorgeschriebenen staatlichen Kontrollen nicht mehr umgehen können, was nach Angaben der Kommission derzeit sehr häufig der Fall ist.
Ökobranche: Regeln könnten kontraproduktiv sein
Die Ökobranche fürchtet allerdings, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen könnten und somit der Ökoanbau abnehmen könnte. Viele Höfe hätten zum Beispiel gerade erst in neue Ställe investiert, argumentierte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Auch der deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) will eine moderate Reform. Schließlich wolle man "den Biobauern nicht durch eine überbordende bürokratische Regelung die Lust an der Ökoproduktion vergällen".
Zudem ist unklar, wie Bio-Bauern sicherstellen sollen, dass keine Pestizide oder genmanipulierte Saaten von benachtbarten, konventionell bestellten Anbaugebieten auf ihre Felder gelangen. Vorgaben wie "100 Prozent bio" im Endprodukt seien unrealistisch, mahnte der Öko-Beauftragte des Bauernverbands, Heinrich Graf von Bassewitz.