Gefälschte Abgasmessungen Auch Autos in Europa betroffen
Volkswagen hat Abgaswerte seiner Dieselautos nicht nur in den USA manipuliert. Verkehrsminister Dobrindt sagte, man wisse derzeit noch nicht, wie viele Autos in Europa betroffen seien. Dobrindt kündigte Abgas-Nachprüfungen auch für andere Marken an.
Auch Autos in Europa sind nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt von den Abgas-Manipulationen bei VW betroffen. "Es wurde uns mitgeteilt, dass auch in Europa Fahrzeuge mit 1,6 und 2,0-Liter Dieselmotoren betroffen sind von den in Rede stehenden Manipulationen", sagte er in Berlin. "Wir haben jetzt herauszufinden, was ist in wie vielen Fällen geschehen." Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge werde sich in den nächsten Tagen klären.
Dorbindt sagte weiter, das Kraftfahrtbundesamt sei dabei, Abgaswerte von VW-Modellen sowohl auf "der Rolle" - also auf dem Prüfstand - als auch im Straßenverkehr zu prüfen. Gleichermaßen würden auch Fahrzeuge anderer Marken stichprobenartig geprüft.
Unterdessen leitete auch die Staatsanwaltschaft in Turin Justizkreisen zufolge Vorermittlungen gegen Volkswagen ein. Es soll überprüft werden, ob auch in Italien Abgaswerte manupuliert wurden.
Software in elf Millionen Fahrzeuge eingebaut
Nach dem Bekanntwerden des Skandals in den USA hatte VW bereits eingeräumt, dass weltweit in elf Millionen Fahrzeuge die Software eingebaut haben, die in den USA zur Manipulation genutzt wurde. Nach Dobrindts Angaben führen derzeit Experten des Kraftfahrtbundesamtes "strenge Nachuntersuchungen" durch. Alle Fahrzeuge würden auf dem Prüfstand und der Straße getestet. Darüber hinaus würden stichprobenhaft Tests sowohl bei deutschen als auch ausländischen Autos durchgeführt.
Auch weitere Konzernmarken betroffen
Auch vier Modellreihen der VW-Tochter Audi werden unter die Lupe genommen werden. Der fragliche Motor vom Typ EA 189 sei auch in Fahrzeugen der Modellreihen A1, A3, A4 und A6 verbaut worden, sagte ein Audi-Sprecher. Die genauen Baujahre und die Anzahl der Fahrzeuge könnten aber noch nicht genannt werden. Ob die Autos von den Software-Manipulationen betroffen seien, könne er ebenfalls noch nicht sagen.
Von den Problemen mit manipulierten Abgaswerten bei VW sind neben Audi weitere Konzerntöchter betroffen. Innerhalb des Konzerns teilen sich die Unternehmen etliche Bauteile, darunter auch Motoren und Getriebe. Ein Sprecher der Volkswagentochter Skoda bestätigte, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 seien teilweise mit den betroffenen Dieselmotoren ausgerüstet worden. Auch Seat bestätigte, dass in dem Werk der spanischen VW-Tochter Fahrzeuge mit der manipulierten Diesel-Technologie montiert worden seien.
Aktivisten wollen Tests ausweiten
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Aktivisten, die den Diesel-Abgas-Skandal bei VW ins Rollen brachten, auch andere Antriebsarten unter die Lupe nehmen wollen. Für die kommenden Monate seien weitere Fahrzeugtests geplant, sowohl im Labor als auch auf der Straße, sagte Peter Mock vom International Council on Clean Transportation (ICCT) der Branchenzeitung "Automobilwoche". "Hierbei werden wir auch andere Antriebe mit beleuchten."
Ob weitere Autobauer technischer Manipulationen überführt werden könnten, sei "zurzeit noch nicht absehbar", sagte Mock. Schon jetzt allerdings legten "frühere Vergleiche von Messdaten aus Labor und Praxis zumindest den Schluss nahe, dass es auch bei anderen Herstellern größere Abweichungen geben könnte". Es seien jedoch weitere Tests nötig, um die Abweichungen genauer zu untersuchen.