EU senkt Konjunkturprognose Noch weiter abwärts
Bereits im Mai sprach die EU-Kommission von einer Rezession von "historischem Ausmaß". Nun korrigiert sie ihre Konjunkturprognose für 2020 noch weiter nach unten. Die Folgen des Lockdowns seien gravierender als gedacht.
Die Corona-Krise trifft die europäische Wirtschaft nach Einschätzung der EU-Kommission härter als zunächst vermutet. Die Brüsseler Behörde korrigierte ihre Konjunkturprognose für das Jahr 2020 nach unten und geht nun von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung aller 27 EU-Länder um 8,3 Prozent aus. Für die 19 Länder der Eurozone wird für das laufende Jahr ein Rückgang von 8,7 Prozent erwartet.
"Die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns sind gravierender, als wir ursprünglich dachten", räumte der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, ein.
Zweistelliges Minus in Frankreich, Spanien und Italien
Bereits Anfang Mai hatte die Kommission in ihrer Frühjahrsprognose mitgeteilt, dass die Corona-Krise die EU-Länder in eine beispiellose Rezession treibe. Damals war sie allerdings noch von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 7,7 Prozent für die Euroländer und 7,4 Prozent für alle 27 EU-Staaten ausgegangen.
Dass die Kommission ihre Prognose für die gesamte EU korrigiert, hat stark mit der Entwicklung in einzelnen großen Mitgliedsländern zu tun. Für die besonders schwer von der Corona-Pandemie getroffenen Länder Frankreich, Italien und Spanien prognostiziert die Behörde nun für 2020 sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um zweistellige Werte: für Frankreich minus 10,6 Prozent, für Spanien minus 10,9 Prozent und für Italien sogar minus 11,2 Prozent.
Für Deutschland bleibt die Prognose mit einem erwarteten Rückgang von "nur" 6,3 Prozent nah an der Frühjahrsprognose (minus 6,5 Prozent).
Deutliches Wachstum im Jahr 2021
Nächstes Jahr sollen sich diese Staaten konjunkturell dann wieder stabilisieren und Wachstumsraten zwischen 6,1 Prozent (Italien) und 7,6 Prozent (Frankreich) erreichen.
Da das Konjunkturtal in Deutschland dieses Jahr voraussichtlich nicht so tief ausfallen dürfte wie in den Südländern, wird auch die Erholung laut Brüsseler Prognose wohl weniger ausgeprägt sein: Die Kommission sagt für 2021 ein Plus beim deutschen BIP von 5,3 Prozent voraus.
"Viele Risiken - darunter zweite Infektionswelle"
Die Behörde betont allerdings, dass auch diese korrigierte Prognose mit sehr großen Unsicherheiten behaftet sei. So habe man zugrunde gelegt, dass keine zweite Corona-Infektionswelle komme. Umfang und Dauer der Pandemie seien jedoch weitgehend unbekannt. "Wir navigieren immer noch in stürmischer See und stehen vor vielen Risiken, darunter eine weitere große Infektionswelle", so Dombrovskis.