Umsätze gehen zurück Finanzkrise macht Rüstungsindustrie zu schaffen
Die 100 größten Rüstungskonzerne haben erstmals seit 1995 weniger Waffen verkauft. Ihre Umsätze sanken um fünf Prozent. Das Forschungsinstitut SIPRI führt das auf staatliche Sparprogramme zurück. Deutsche Konzerne konnten allerdings im internationalen Vergleich aufholen.
Die globale Rüstungsindustrie bekommt die staatlichen Sparprogramme in zahlreichen Ländern zu spüren. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitutes SIPRI sank der Umsatz bei Waffen und militärischen Dienstleistungen 2011 gegenüber dem Vorjahr weltweit um fünf Prozent auf 410 Milliarden Dollar (307 Milliarden Euro).
Dies sei nicht nur eine Folge der Kürzungen in Verteidigungsetats, sondern auch des militärischen Rückzugs aus Afghanistan und dem Irak sowie der zeitweiligen Sanktionen gegen Libyen, teilte Sipri mit. Im Vergleich zu 2002 ermittelten die Friedensforscher aber immer noch eine Steigerung um 51 Prozent (in Preisen und Währungsraten von 2011).
Wachstumsmarkt Cyberwar
Als wichtigsten Wachstumsmarkt für die Rüstungsindustrie nannte das Institut "Cyberwaffen". Für die Abwehr von Angriffen auf Computersysteme würde trotz aller Sparmaßnahmen zusätzlich Geld bereitgestellt. Die Beschaffung von Zahlen sei hier schwierig, weil es häufig keine Trennung zwischen zivilen und militärischen Aufträgen gebe.
Der größte Rüstungskonzern der Welt bleibt weiterhin Lockheed Martin in den USA mit einem Umsatz für diesen Bereich von 36,3 Milliarden Dollar, gefolgt von Boeing (USA) mit 31,8 Milliarden Dollar. Auf dem dritten Platz lag der britische Konzern BAE Systems of Britain mit 29,2 Milliarden Dollar im Jahr 2011.
Deutsche Konzerne holen auf
Die deutschen Konzerne konnten im vergangenen Jahr gegenüber der Konkurrenz aufholen. Als größtes deutsche Rüstungsunternehmen platzierte SIPRI Rheinmetall auf dem 26. Platz mit einem rüstungsbedingten Umsatz von drei Milliarden Dollar. Rheinmetall liefert unter anderem Militärfahrzeuge und kleine Waffen. Damit kletterte der Konzern im Vergleich zum Vorjahr um fünf Plätze nach oben.
Ebenfalls besser positionieren konnte sich ThyssenKrupp. Der Kriegsschiff-Produzent kletterte von Platz 57 auf Platz 49. Unter den 100 größten Rüstungskonzernen finden sich in der SIPRI-Liste ferner die deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann (54) und Diehl (63). Das europäische Gemeinschaftsunternehmen EADS bleibt auf Rang 7. Knapp zwei Drittel der deutschen Rüstungsgüter gingen bereits in Länder außerhalb Europas und der NATO, sagte SIPRI-Sprecherin Susan Jackson der "tageszeitung".
Daten über chinesische Unternehmen konnte SIPRI nicht auswerten, ebenso wenig wie Informationen etwa aus Kasachstan oder der Ukraine.
Anlässlich einer 150-jährigen Friedensperiode in Schweden wurde 1966 die Forschungseinrichtung SIPRI gegründet. Diese widmet sich seitdem der Friedens- und Konfliktforschung mit den Schwerpunkten Abrüstung und Rüstungskontrolle. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt der schwedische Staat. Seit 1969 veröffentlicht SIPRI mit seinem international besetzten Mitarbeiterstab Forschungsberichte.