Lange Wartezeiten für Schwertransporte "So wird es keine Energiewende geben"
Manche Logistikfirmen warten offenbar mehrere Wochen auf die Genehmigung von Schwertransporten. Das zeigen Recherchen des ARD-Politikmagazins report München. Experten sehen Großprojekte wie Windparks bedroht.
Rund 30.000 Schwertransporte pro Jahr dürften für die Energiewende nötig sein, allein um etwa Rotorblätter in Windparks zu befördern, schätzt der Fachverband Power Systems. Das Problem: Für jeden dieser Schwertransporte brauchen Unternehmen eine Genehmigung der zuständigen Behörden. Und auf diese warten sie aktuell oft mehrere Wochen.
Dennis Rendschmidt vom Fachverband Power Systems - der auch Hersteller von Windkraftanlagen vertritt - spricht von sechs bis zwölf Wochen Wartezeit bis zu einer Zu- oder Absage. Für die Unternehmen bringe das hohen Aufwand und Kosten - Projekte würden weniger attraktiv und der Ausbau könne ins Stocken geraten.
Ministerium verweist auf "neuen Prüfprozess"
Noch drastischer drückt es Julian Vogl aus, er organisiert für ein Logistikunternehmen aus Nordbayern Schwertransporte. So wie es derzeit laufe, werde es "keine Energiewende geben". Vor allem auf Genehmigungen für Transporte über die Autobahn warte er teils viele Wochen.
Schwertransporten auf Autobahnen muss die Autobahn GmbH zustimmen, ein Tochterunternehmen des Bundes. Auf Anfrage von report München räumt sie in einer gemeinsamen Antwort mit dem Bundesverkehrsministerium Bearbeitungszeiten von bis vier Wochen ein. Das Ministerium verweist auf die Umstellung zu einem "neuen, einheitlichen und weitgehend automatisierten Prüfprozess". Zudem hätten Infektionswellen die Personalstärke erheblich beeinträchtigt. Inzwischen seien solche langen Genehmigungsverfahren aber nicht mehr festzustellen.
Initiative von Spitzenverbänden
Rendschmidt vom VDMA-Fachverband Power Systems - der auch Hersteller von Windkraftanlagen vertritt - widerspricht. Dass die langen Wartezeiten bei den Genehmigungen der Vergangenheit angehörten, stimme "leider nicht mit den Erfahrungen des Verbands überein." Im Gegenteil: Die Anforderungen stiegen, so dass es immer schwieriger werde, überhaupt eine Genehmigung zu bekommen.
Mehrere Spitzenverbände haben sich nun einer Initiative angeschlossen. Sie haben einen Katalog mit mehreren Forderungen erarbeitet, die helfen sollen, Schwertransporte einfacher und schneller zu machen. Das Genehmigungsverfahren soll einheitlicher und endlich auch digitaler werden.