SIS wird umgebaut und ausgegliedert Siemens streicht 4200 Jobs in IT-Sparte
Siemens streicht bei der Neuausrichtung seiner IT-Sparte SIS bis 2011 weltweit 4200 Stellen, davon etwa 2000 in Deutschland. Das gab der Konzern in München bekannt. Noch in diesem Jahr soll die Sparte zudem aus dem Konzern ausgegliedert werden. Gewerkschafter lehnen die Pläne ab.
Der Technologiekonzern Siemens will in seiner IT-Sparte bis 2011 weltweit 4200 Stellen streichen. Davon entfallen rund 2000 Stellen auf deutsche Standorte, wie das Unternehmen mitteilte. Dies werde vor allem große Standorte wie München, Paderborn und den Großraum Nürnberg/Erlangen treffen. Zudem sollen die bislang sieben Geschäftseinheiten der IT-Sparte SIS auf zwei fokussiert werden. Um SIS wieder wettbewerbsfähiger zu machen, würden zudem bis 2012 mehr als 500 Millionen Euro investiert. Derzeit hat die IT-Sparte weltweit gut 35.000 Mitarbeiter, knapp 9700 davon in Deutschland. Sie kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen.
Anfang Dezember hatte Konzernchef Peter Löscher die Ausgliederung von SIS angekündigt. Als Grund nannte er die fehlende notwendige "Flexibilität", um dem hohen "Preis- und Wettbewerbsdruck" der Konkurrenz standzuhalten. Zum 1. Juli soll nun die rechtliche Verselbstständigung erfolgen, hieß es weiter. Zum Beginn des neuen Geschäftsjahres 2010/11 (30. September) soll die Sparte dann ein komplett eigenständiges Unternehmen sein.
Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Personalvorstand Siegfried Russwurm begründete den Abbau mit "Anpassungen an das Geschäftsvolumen", das in den vergangenen zwei Jahren um 13 Prozent zurückgegangen sei. Er kündigte an, den Jobabbau "verantwortungsvoll" umzusetzen. Siemens wolle alle Möglichkeiten für freiwillige Maßnahmen wie beispielsweise Aufhebungsverträge nutzen. Zudem sollten befristete Arbeitsverträge auslaufen. Der Konzern kündigte an, unverzüglich Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern aufzunehmen. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Russwurm nicht aus, betonte aber, sie seien nur das allerletzte Mittel.
Nach der Ausgliederung soll SIS fit für die Partnerschaft mit einem Wettbewerber oder für einen Börsengang gemacht werden. Letzterer sei allerdings 2012 wahrscheinlicher als im kommenden Jahr, hatte Finanzvorstand Joe Kaeser jüngst in einem Interview gesagt.
Gewerkschafter lehnen Pläne ab
IG Metall und Siemens-Gesamtbetriebsrat lehnten die Restrukturierungspläne "entschieden" ab. Der Siemens-Beauftragte der IG Metall, das Aufsichtsratsmitglied Dieter Scheitor, kritisierte, dass trotz der wiederholten Forderungen der Arbeitnehmervertreter noch immer kein tragfähiges Konzept für SIS existiere. Gesamtbetriebsratchef Lothar Adler sagte, dass die ungeklärte Zukunft von mehr als 2000 Beschäftigten nicht hinnehmbar sei. Zugleich kritisierten beide den vorgelegten Zeitplan.
SIS hat im vergangenen Geschäftsjahr 4,7 Milliarden Euro umgesetzt und dabei 90 Millionen Euro verdient. Beim Umsatz ist SIS nach wie vor stark von hausinternen Aufträgen abhängig. Die Siemens IT-Sparte SIS (Siemens IT Solutions and Services) ist sowohl für Siemens als auch für andere Unternehmen tätig. Sie sorgt für den Betrieb von IT-Systemen und bietet Beratung sowie IT-Lösungen an, teilweise maßgeschneidert abgestimmt auf Siemens-Systeme.
Erst Ende Januar hatte Siemens den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen im Industriegeschäft angekündigt. Seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Löscher Mitte 2007 schrumpfte die Zahl der Arbeitsplätze bei Siemens weltweit um 45.000.