EU-Kommission soll Billigstahl-Importe stoppen EU-Stahlindustrie klagt gegen China-Dumping
Die europäische Stahlindustrie macht Ernst: Sie will die zunehmenden Importe von Billigstahl aus Asien nicht mehr hinnehmen - und reichte Klagen gegen asiatische Dumpingeinfuhren bei den Wettbewerbshütern in Brüssel ein. Die EU-Kommission hat nun 45 Tage Zeit, um zu entscheiden.
Europäische Stahlhersteller wie ThyssenKrupp und Salzgitter gehen bei der EU auf Konfrontationskurs gegen die chinesische Konkurrenz. Der europäische Stahlverband Eurofer reichte bei den Wettbewerbshütern in Brüssel Klagen gegen Billigimporte aus China, Südkorea und Taiwan ein. Die Hersteller werfen vor allem China vor, dank staatlicher Subventionen die Märkte mit Stählen zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten zu überschwemmen.
Mit zunächst zwei Klagen wolle man die Einführung von Anti-Dumping-Maßnahmen bei zwei Produktgruppen erreichen, teilte Eurofer mit. Beide Klagen seien "auf der Basis von Beweisen eingereicht, die zeigen, dass durch das Dumping dieser Produkte der europäischen Stahlindustrie ein erheblicher Schaden zugefügt wird und weiterer Schaden droht", so Eurofer. Eine Klage richte sich gegen die Einfuhren von nichtrostenden kaltgewaltzten Blechen aus China, Taiwan und Südkorea. Bei der zweiten gehe es um feuerveredelte Bleche aus China. Bei den Produkten würden die EU-Inlandspreise um bis zu 25 Prozent unterschritten.
Die EU-Kommission hat nun 45 Tage Zeit, um über eine Untersuchung zu entscheiden. Sollte sie das Vorgehen unterstützen, könnte sie binnen neun Monaten vorläufige Anti-Dumping-Maßnahmen wie Schutzzölle oder Einfuhrbeschränkungen erlassen, die nach weiteren sechs Monaten festgeschrieben werden könnten. Damit wäre ein Handelsstreit ausgelöst.
China will nichts von Dumping wissen
China wies den Vorwurf zurück, Stahl unterhalb der Herstellungskosten zu exportieren. "Sie sagen, wir verkauften zu billig, aber ich weiß nicht, was sie damit meinen", sagte der stellvertretende Generalsekretär des chinesischen Stahlverbandes, Qi Xiangdong.
Bei der chinesischen Stahlindustrie handelt es sich zum weitaus größten Teil um staatliche Unternehmen von kleiner oder mittlerer Größe. Das Land ist mit Abstand der größte Stahlproduzent der Welt. Trotz der enormen Stahlmengen, die die Volksrepublik für ihre rasant wachsende Wirtschaft selbst verbraucht, exportiert das Land mittlerweile mehr Stahl als es von außen bezieht. Nach Einschätzung des Weltstahlverbandes IISI wird China die Nettoexporte 2007 auf 50 bis 55 Millionen Tonnen nach 35 bis 40 Millionen 2006 steigern.