Zentralbank hebt Leitzinsen an Drastische Zinserhöhungen in der Türkei
Trotz des Widerstands von Regierungschef Erdogan hat die türkische Zentralbank mehrere wichtige Zinssätze erhöht. Die Anhebungen fielen drastischer aus als von Experten erwartet worden war. Nicht nur die Türkei kämpft derzeit mit massiven Währungsturbulenzen.
Angesichts der anhaltenden Schwäche der türkischen Lira hat die Zentralbank zentrale Zinssätze erhöht. Wie das Institut nach einer Dringlichkeitssitzung mitteilte, wird der Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen können, von 7,75 auf zwölf Prozent erhöht. Experten hatten mit lediglich zehn Prozent gerechnet.
Der eigentliche Leitzins wurde von 4,5 Prozent auf zehn Prozent angehoben. Der wöchentliche Zinssatz für Rückkaufvereinbarungen steigt von 4,4 auf zehn Prozent.
Zentralbank pocht auf Unabhängigkeit
Zuvor hatte die Bank erklärt, sie werde nicht zögern, "alle zur Verfügung stehenden Instrumente" zu nutzen. Zugleich verwies das Institut auf seine Unabhängigkeit. Die türkische Regierung hält eine Leitzinserhöhung für falsch und hatte zuletzt entsprechenden Druck auf die Bank ausgeübt. Kapitalverkehrskontrollen, die den Abfluss der Gelder stoppen oder bremsen könnten, lehnt Notenbankchef Erdem Basci ab.
Höhere Zinsen könnten hingegen Investitionen in türkische Papiere wieder attraktiver machen und damit der Lira Auftrieb geben, die am Montag auf ein Rekordtief zum Dollar gefallen war.
Erdogan spricht von Sabotage
Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hatte sich vehement gegen eine Zinserhöhung zur Verteidigung des Währungskurses ausgesprochen. "Trotz aller Diffamierungskampagnen und all der Sabotage bahnt sich die türkische Wirtschaft ihren Weg auf solide und unverwüstliche Weise", sagte Erdogan. 2013 seien so viele Autos, Kühlschränke und Waschmaschinen gekauft worden wie noch nie.
Die türkische Lira hat in den vergangenen Wochen immer weiter an Wert verloren. Seit Dezember gab sie gegenüber dem Dollar und dem Euro um etwa zehn Prozent nach. Hintergrund sind unter anderem politische Turbulenzen und Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung.
Anleger fürchten Wechsel in US-Geldpolitik
Die Türkei ist nur eines von mehreren wichtigen Schwellenländern, das mit Währungsturbulenzen kämpft. In Erwartung einer raschen Straffung der US-Geldpolitik und einer erlahmenden Weltwirtschaft ziehen Anleger massiv Geld ab. Bisher pumpt die US-Notenbank Fed so viel Geld in die Märkte, dass es sich kaum lohnt, Geld in den USA anzulegen.
Heute steht erneut eine Entscheidung der Fed über die Geldpolitik an. Viele Regierungen von Schwellenländern fürchten, dass eine weitere Kürzung der Anleihekäufe angekündigt wird.
Indien kämpft gegen Inflation
Kurz zuvor hatte bereits die indische Zentralbank den Leitzins erhöht, um die Landeswährung Rupie zu stützen. Der Zinssatz stieg von 7,75 auf 8,0 Prozent. Ein Grund für den unerwarteten Schritt waren kräftig steigende Preise. Zuletzt lag die Teuerungsrate bei 9,87 Prozent. Die Zentralbank will sie bis Januar 2015 auf acht Prozent und ein Jahr später auf sechs Prozent drücken.