Sinkender Absatz Deutsche Hersteller verkaufen weniger Autos
Die deutschen Autohersteller Volkswagen, Audi oder Mercedes haben mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen. Gerade das Geschäft mit E-Autos schwächelt. Gleichzeitig kosten Investitionen in Elektromobilität die Konzerne viel Geld.
Für die deutschen Autohersteller gab es im ersten Halbjahr 2024 wenig Anlass zur Freude. Die Stimmung am Markt hat sich deutlich eingetrübt, gerade mit Blick auf die Verkaufszahlen der Elektroautos.
Bei Audi brach der Absatz im zweiten Quartal um 11,3 Prozent ein, bei der Kernmarke Volkswagen um 5,2 Prozent. Mercedes-Benz verkaufte vier Prozent weniger Fahrzeuge als noch im Vorjahreszeitraum. Lediglich der Münchner Autokonzern BMW konnte den Absatz leicht auf zwei Prozent steigern .
Volkswagen hat Probleme in China
Was ist bei den Herstellern los? Den größten deutschen Autokonzern Volkswagen haben im zweiten Quartal gleich zwei Baustellen belastet. Zum einen lieferte die VW-Tochter Audi deutlich weniger Autos aus als noch im Vorjahreszeitraum. Die schwache Nachfrage nach dem E-Modell Q8 e-tron von Audi hat sogar so weit geführt, dass die VW-Tochter erwägt, die Produktion des Modells am Standort Brüssel vorzeitig einzustellen.
Das Werk soll umstrukturieren werden - was aber auch auf eine Schließung hinauslaufen könnte. Zwar stieg der Verkauf der reinen Elektromodelle bei Audi im letzten Quartal leicht um 1,3 Prozent. Doch von dem starken Wachstum im vergangenen Jahr hat man sich weit entfernt: Noch vor einem Jahr betrug das Absatzplus der reinen E-Autos immerhin stolze 51 Prozent.
Zum anderen schwächelten die Verkaufszahlen von Volkswagen in China, wo der Konzern gut ein Drittel aller Autos verkauft. Im zweiten Quartal wurden 19,3 Prozent weniger Fahrzeuge in das Land mit dem größten Automarkt der Welt ausgeliefert. Obwohl die VW-Verkäufe in Westeuropa anzogen, konnten dies den Einbruch im wichtigen chinesischen Markt nicht ausgleichen. Der Volkswagen-Konzern hat am Vorabend bereits seine Ergebnisprognose fürs Gesamtjahr nach unten korrigiert.
Mercedes Benz hofft auf Trendwende
Auch Mercedes-Benz hatte im zweiten Quartal mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen. In den drei Monaten verkaufte die Marke mit dem Stern 496.700 Fahrzeuge, vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Besonders stark sanken dabei die Verkäufe von Luxusmodellen und reinen Elektroautos, während Plug-in-Hybride kräftig zulegten. In fast allen Märkten weltweit lag der Absatz unter dem Vorjahr - am deutlichsten mit einem Minus von 16 Prozent in Deutschland. Die Hoffnung besteht aber, dass es bald wieder aufwärts gehen könnte. Gegenüber dem Vorquartal legte der Absatz um sieben Prozent zu, was der Stuttgarter Autobauer als Trendwende deutet.
BMW kann Absatz leicht steigern
Einziger Lichtblick für die Branche war heute der Münchner Hersteller BMW. Der DAX-Konzern hat im zweiten Quartal dank eines starken Wachstums bei Elektroautos den Absatz mit seiner Kernmarke leicht gesteigert. Der Autobauer verkaufte von April bis Juni 565.553 Autos der Marke BMW - gut zwei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Davon waren knapp 108.000 batterieelektrische Fahrzeuge, immerhin ein Plus von 22,2 Prozent zum Vorjahr.
Im gesamten ersten Halbjahr stagnierten die Verkäufe des Herstellers aber im Vergleich zum Vorjahr. Wie Audi hat auch BMW zwar mehr reine Elektroautos verkauft als im vergangenen Jahr. Das Plus ist dabei jedoch deutlich gesunken. Während 2023 das Elektrogeschäft noch um drei Viertel zulegte, war es in ersten Halbjahr 2024 lediglich ein Viertel.
"Dauerhafte Unterauslastung"
Die Gemengelage ist dabei unübersichtlich: Konjunkturelle Sorgen, die zunehmende Konkurrenz in und der drohende Zollstreit mit China belasten die Branche. "Die Automobilindustrie befindet sich im Krisenmodus", sagte der EY-Mobilitätsexperte Constantin Gall gegenüber tagesschau.de. Zwar gehe es in Europa und den USA zaghaft aufwärts. Die Nachfrage bleibe aber deutlich niedriger als vor der Pandemie.
So seien in den viereinhalb Jahren seit Anfang 2020 in der EU insgesamt 20 Millionen Neuwagen weniger verkauft worden als im entsprechenden Vorkrisenzeitraum, so Gall. "Für die Autokonzerne wird diese dauerhafte Unterauslastung zunehmend zu einem erheblichen Problem. An Kapazitätsanpassungen wird man nicht vorbeikommen - zumal mit den chinesischen E-Auto-Herstellern neue Wettbewerber auf den europäischen Markt drängen", so Gall.
Sehr schwierig sei die Lage derzeit in China, dem derzeit noch wichtigsten Einzelmarkt für die deutschen Autokonzerne: "Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind dort schon lange vorbei." Aber nun schrumpft der Absatz der westlichen Autokonzerne, während die heimischen Hersteller von Elektroautos kräftig zulegen und Marktanteile gewinnen.
Für die Konzerne wird es härter
Und auch die von der EU geplanten Strafzölle auf chinesische Elektroautos dürften nicht nur den Herstellern in China schaden. Laut dem ADAC könnten auch die deutschen Automobilkonzerne davon betroffen sein. "Strafzölle könnten den Wettbewerb verzerren und die Innovationskraft der gesamten Branche zum Nachteil der Verbraucher beeinträchtigen", urteilte zuletzt der ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.
Die Aussichten für die deutschen Autokonzerne sind laut Gall insgesamt wenig vielversprechend: "Der Absatz stockt, Investitionen in Elektromobilität kosten viel Geld, gleichzeitig kommt bei den Kunden keine rechte Begeisterung für E-Autos auf. In Summe heißt das: Die Unternehmen müssen den Gürtel enger schnallen und sich auf Gegenwind einstellen."
Mit Informationen von Antonia Mannweilter, ARD-Finanzredaktion.