Deutsche Autohersteller Technologieführerschaft war einmal
Die Position der deutschen Autobauer auf dem Weltmarkt ist längst nicht mehr so glänzend wie einst. In Sachen E-Mobilität hinken sie hinter den Rivalen aus China hinterher. Das zeigt sich an den Börsenkursen.
Der Deutsche Aktienindex ist in weiten Teilen ein Auto-DAX. BMW, Mercedes, Volkswagen und Porsche, dazu die Dachorganisation Porsche Holding sind dort vertreten - außerdem Continental, einer der größten Zulieferer der Branche. Dass die Automobilität eine Schlüsselindustrie in Deutschland ist, wird ebenso deutlich wie auch der scheinbare Niedergang der Branche - nämlich beim Blick auf die Kurse.
Weit entfernt von ihren Höchstständen entfernt fristen die Aktien fast schon ein Schattendasein. Die Bewertung ist derart niedrig, dass die Summe aller Teile des VW-Konzerns laut Bilanzen dreimal soviel wert ist, wie der Börsenwert es suggeriert. Etwas besser stehen Mercedes und BMW da, der Börsenwert liegt aber auch unter dem, der in den Büchern steht. Zum Vergleich: Der chinesische Konkurrent BYD wird an der Börse zum fünffachen Buchwert gehandelt.
Zu langes Festhalten am Verbrenner
Für Aktienexperten ist der Grund klar: Deutsche Hersteller haben zu lange am Verbrenner festgehalten. Doch der Blick zurück bringe nichts, sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler: "Die E-Mobilität kommt sowieso, und sie kommt mit einer solchen Gewalt, dass kein Weg daran vorbeiführt. Und dann stellt man sich lieber an die Spitze der neuen Technologie, als immer nur zu sagen: Was waren das doch für tolle Zeiten."
Technologieführerschaft? Das war einmal - bei den Verbrennern, bei Diesel und Benzinfahrzeugen. Inzwischen erobern andere Anbieter das Feld. China, mit drei Dutzend Ausstellern auf der Automesse IAA, setzt zum großen Sprung an, weil die Industrie großzügig gefördert wird und weil chinesische Techniker das Auto anders denken.
"Der chinesische Elektromarkt hat sich über viele Jahre von unten her aufgebaut, von sehr günstigen, kleinen Fahrzeugen", erklärt Christoph Stürmer von der Beratungsgesellschaft Vindelici. Der deutsche Ingenieur arbeite dagegen von der Substanz her, einem guten Fahrwerk und den Fahrleistungen. "Und ganz am Ende kommt die Elektronik", so Stürmer.
"Bei E-Autos kein Innovator"
Am Ende entscheidet der Preis, ob sich ein Auto durchsetzt oder nicht. Hier ist es ein weiter Weg der Deutschen. Immerhin hat VW angekündigt, zwei neue Modelle zu entwickeln, die unter 25.000 Euro kosten sollen. Trotzdem ist wohl ein langer Weg zu gehen. Der Umbau der Automobilindustrie wird Zeit Geld und Jobs kosten.
Eine bittere Pille: "Die Fallhöhe für die deutschen Hersteller ist enorm, weil man nicht einer der Mitspieler war, sondern ganz vorne im Markt und bei hochwertige Autos dominiert hat", sagt Jürgen Pieper. "Diese Rolle als Innovator hat man im E-Auto-Markt nicht." Doch alles ist besser als der wehwütige Blick zurück. Denn das starre Festhalten an alter Größe hat nicht nur an der Börse Substanz gekostet.