Sandalen-Hersteller Warum Birkenstock in New York an die Börse geht
Der Gesundheitsschuh-Hersteller Birkenstock startet an der Börse - in den Vereinigten Staaten. Dass das Unternehmen nicht Frankfurt, Paris oder Amsterdam wählte, hat mehrere Gründe.
Mit der Wirtschaft steht es nicht zum Besten. Die Konsumenten halten sich zurück, das Konsumklima trübt sich ein. In einem solchen Umfeld wagt nun Birkenstock seinen Börsengang. Der traditionelle Sandalenhersteller aus Linz am Rhein hat sich gemausert, gehört inzwischen Finanzinvestoren und dem französischen Luxuskonzern LVMH.
Allein deshalb ist der Börsengang eine gute Idee, sagt der Frankfurter Aktienhändler Atakan Sahin von der ICF Bank: "Luxus ist immer gefragt. Der eine Vorteil bei Luxusgüteraktien ist: Die haben auch wenig mit der Rezession zu tun. Wenn es mal in der Wirtschaft schlechter läuft, heißt das nicht, dass weniger Luxus konsumiert wird. Irgendjemand hat immer Geld und kann sich auch diese besonderen Marken kaufen."
In den USA eine Kultmarke
Die Latschen, die einst vor allem bei Ökos und medizinischem Personal verortet wurden, haben es längst auf die Laufstege der Welt geschafft. Die Börse Paris hätte damit ein gutes Pflaster sein können, zumal die Betreiberfirma Euronext international aufgestellt ist und die Handelsplätze Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und eben Paris betreibt.
Doch Birkenstock wollte dort ebenso wenig Tritt fassen wie an der Heimatbörse Frankfurt - aus mehreren Gründen: "Birkenstock ist natürlich gerade in den USA zur Kultmarke geworden. Und wenn ich da meinen Markt habe, macht es natürlich auch Sinn, dort an die Börse zu gehen", sagt der Anlegeranwalt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
"Traditionell risikofreudiger"
Der Modehype um Birkenstock ist das eine, die Anziehungskraft der Wall Street das andere. Dass so prominente Namen wie Birkenstock die USA vorziehen, wird als Schlag für die Aktienkultur in Deutschland gewertet. Mehr noch als Zeichen für fehlende Aktienkultur hierzulande, für mangelndes Unternehmertum wenig Risikofreude - und: fehlendes Geld.
"Wir haben deutlich weniger Liquidität im Markt, als wir das vor zwei Jahren hatten", erklärt Nieding. "Darüber hinaus werden in den USA auch staatliche Maßnahmen zur Förderung solcher Börsengänge geleistet. Und letztlich ist es natürlich eine traditionelle Geschichte: Der amerikanische Börsenmarkt ist traditionell risikofreudiger." Und so rechnen sich die Birkenstock-Eigner einiges aus, sprich: eine Milliardenbewertung für das Unternehmen.
Endet der Ökolatschen-Hype?
Dabei besteht die Gefahr, dass der Hype endet; dass sich Birkenstock mit neuen Produkten von Winterstiefeln bis Matratzen verheben könnte. Doch momentan sieht man an der Börse vor allem die Anziehungskraft einer starken Marke: "Wenn man das Beispiel Coca-Cola nimmt - allein die Marke ist mehr wert als die gesamte Firma", sagt Börsenhändler Sahin. "Und so hat es ein Traditionsunternehmen wie Birkenstock einfach leichter. Die Marke ist schon viel wert, und wenn dann gute Verkaufszahlen kommen, ist das alles ganz einfach."
Die Verkaufszahlen stimmen: Seit Jahren wächst das Unternehmen durchschnittlich um 20 Prozent. Anleger müssen trotzdem einige Kröten schlucken; es wird absehbar keine Dividende geben, und schon jetzt haftet den Aktien ein ähnliches Image an wie den Schuhen: Sie gelten als solide, aber teuer.