Banken in Deutschland Wie das Filialnetz schrumpft
Für die Kunden von Commerzbank und Deutscher Bank wird der Weg zur Bankfiliale immer länger. Beide Institute wollen Hunderte ihrer derzeitigen Standorte aufgeben.
Das Filialsterben in der deutschen Bankenlandschaft nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Nachdem in den vergangenen zehn Jahren bereits ein Drittel aller Filialstandorte von Banken und Sparkassen verloren gegangen sind, hat die Commerzbank nun eine neue Hiobsbotschaft verkündet.
Sie will von den derzeit bundesweit noch verbliebenen 790 Filialen 340 schließen, so dass am Ende nur noch 450 Standorte übrig bleiben. Gleichzeitig sollen 10.000 Stellen, rund ein Drittel der Belegschaft, wegfallen. Ähnlich radikale Sparpläne hatte schon der bisherige Vorstandschef Martin Zielke angedeutet. Damit folgt die zweitgrößte heimische Privatbank dem Branchenprimus Deutsche Bank. Der will bis 2022 etwa hundert Filialen schließen.
Deutsche Bank schließt 200 Filialen
Darüber hinaus ist geplant, in den kommenden beiden Jahren jeweils etwa 50 Postbank-Standorte aufzugeben. Insgesamt schrumpft das Filialnetz in Deutschland damit bis Ende 2022 um weitere 200 Zweigstellen. Die Deutsche Bank hat derzeit bundesweit noch rund 500 Zweigstellen, die Tochter Postbank betreibt rund 800 Standorte. Mit den Filialschließungen
Zudem baut die Deutsche Bank weitere Stellen im Privatkundengeschäft ab. In den Zentralen in Bonn und Frankfurt sollen bis Ende 2022 rund 350 Arbeitsplätze wegfallen, gut ein Drittel der Stellen dort.
Bisheriges Konzept hat ausgedient
"Das bisherige Konzept der Bankfiliale hat längst ausgedient und muss dringend auf den Prüfstand gestellt werden", erklären die Autoren einer Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Wegen der steigenden Nutzung digitaler Angebote - Stichwort Onlinebanking - und demographischer Veränderungen habe sich die Zahl der Kunden, die eine Bankfiliale aufsuchen, in den vergangenen Jahren deutlich verringert. Tatsächlich haben die digitalen Angebote zuletzt immer weiter zugenommen, so dass es für viele Kunden keinen Grund mehr gibt, eine Bankfiliale aufzusuchen.
Hinzu kommt der wachsende Druck sogenannter Online-Banken wie die ING, die zur Commerzbank gehörende Comdirect oder die Berliner Bank N26. Dagegen kosten die meist in teuren Lagen anzufindenden Filialen der traditionellen Banken und Sparkassen eine Menge Geld. Dies in einer Zeit, in der die Banken wegen der anhaltenden Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank massiv unter Druck stehen. Das alles macht den Betrieb eines breiten, flächendeckenden Filialnetzes wie in der Vergangenheit zunehmend unrentabel.
Filialsterben dürfte weitergehen
Die Experten von Oliver Wyman gehen deshalb davon aus, dass das Filialsterben weitergeht. So dürfte die Zahl der Bankfilialen in Deutschland bis 2025 auf rund 19.100 zurückgehen. Bis 2030 soll die Zahl der Standorte sogar auf 15.800 schrumpfen.
Damit folgt Deutschland dem Trend anderer europäischer Länder, in denen die Filialdichte schon länger viel niedriger ist. Vor allem in nordeuropäischen Staaten wie Schweden, Finnland, Dänemark, dem Baltikum, aber auch in Großbritannien und Irland stehen bereits jetzt weniger als zwei Filialen pro 10.000 Einwohner zur Verfügung. Hierzulande waren es zuletzt noch 3,6.
Dabei ist die Bankfiliale kein Auslaufmodell. In der richtigen Form werde sie auch in Zukunft noch eine wichtige Daseinsberechtigung haben, betonen die Experten von Oliver Wyman. Sicher ist jedoch auch, dass sich für viele Kunden der Weg zum nächsten Bankautomaten verlängern wird, denn das Abheben von Bargeld ist für die meisten Menschen immer noch der Hauptgrund für den Besuch einer Bankfiliale.